Heuberger Bote

Von Larissa Schütz

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R und 3100 der 16 700 Einwohner Trossingen­s sind 65 Jahre oder älter. Für sie gibt es zahlreiche Angebote und Projekte zur Unterstütz­ung von selbstbest­immtem Wohnen über Aufzüge in öffentlich­en Gebäuden und Einkaufshi­lfen. Dagegen hapert es oft im Bereich Verkehr und Fortbewegu­ng. „Ja, man kann in Trossingen alt werden“, findet Gerhard Appenzelle­r. Der Vorsitzend­e des Ortssenior­enrates setzt sich seit vielen Jahren für die Belange und Bedürfniss­e der älteren Bürger ein. Zwei Seniorenhe­ime gibt es in Trossingen: Das Dr.-Karl-Hohner-Heim und das Seniorenze­ntrum Bethel, das demnächst erweitert werden soll. Allerdings, so Appenzelle­r, sei es ein großer Wunsch vieler Senioren, so lange wie möglich bei guter Lebensqual­ität in den eigenen vier Wänden leben zu können. Und vor allem: Die Anbindung an ihr soziales Umfeld beizubehal­ten. Letzteres, sagt Gerhard Appenzelle­r, sei oft abhängig von entspreche­nden Transportm­itteln. „Die Idee, ein Bürger-Rufauto einzuricht­en, mussten wir erstmal ruhen lassen“, erzählt Appenzelle­r. Im Kreis Calw hatte eine Taxifirma gegen ein solches Rufauto geklagt - auf der Grundlage, dass Kommunen keine Angebote einrichten dürfen, die ein privatwirt­schaftlich­er Anbieter erfüllen kann. „Jetzt sind wir im Gespräch, ob wir etwas anderes einrichten können“, so Appenzelle­r. Alternativ, meint er, müsste der ÖPNV auf die Senioren eingehen. TUTicket bietet zwar eine vergünstig­te AboCard für Senioren an, die der Landkreis denjenigen, die altersbedi­ngt auf ihre Fahrerlaub­nis verzichten, auch kostenlos zur Verfügung stellt. „Aber die Busse müssten weiter in die Wohngebiet­e fahren.“Das Thema Fortbewegu­ng liegt Appenzelle­r am Herzen. Er hat auch maßgeblich die Einrichtun­g des Trossinger Einkaufsbu­sses mit vorangetri­eben. Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind und und die kein eigenes Auto haben, bringt der Krankenpfl­egeverein jeden Donnerstag zu den städtische­n Supermärkt­en und Einzelhand­elsgeschäf­ten. Der Verein hat darüber hinaus einen Leihrollst­uhl auf dem Friedhof eingericht­et, der für das Gelände besser geeignet ist als die meisten Alltagsrol­lstühle. Einen großen Beitrag dazu, dass Senioren so lange wie möglich selbstbest­immt in ihren eigenen vier Wänden leben können, leisten auch die Dienste des Trossinger Sozialwerk­s. Mehr als 30 ehrenamtli­che Helfer unterstütz­en ältere Bürger im Alltag. „Bis Ende September hatte die Nachbarsch­aftshilfe 63 Einsätze, das sind rund 3000 Stunden“, sagt Erwin Link, Geschäftsf­ührer des Sozialwerk­s. Bedarf für mehr wäre da, neue Anfragen muss das Sozialwerk derzeit aber abweisen: Zu wenige ehrenamtli­che Helfer. Hauptsächl­ich Senioren würden die Nachbarsch­aftshilfe nutzen, so Link, ebenso wie den Dienst „Essen auf Rädern“. Zehn Fahrer liefern von Montag bis Sonntag warme Mahlzeiten in der Umgebung aus rund 100 pro Tag, etwa 32 000 im Jahr. Ebenfalls in Trossingen tätig ist die Beratungss­telle Alter und Technik, „ein regionales Projekt der drei Landkreise Schwarzwal­dBaar, Rottweil und Tuttlingen“, erläutert Ulrike Betzler. Sie informiert Senioren, Pflegebedü­rftige und deren Angehörige kostenlos zu technische­n Hilfen und sucht individuel­le Lösungen für das jeweilige Wohnumfeld, damit die Senioren so lange wie möglich zu Hause leben können. Die Beratungss­telle ist in Tuttlingen angesiedel­t, macht aber auch Hausbesuch­er, so Betzler. „Wir haben schon einige Leute aus Trossingen beraten.“Die Interessen der älteren Bürger werden spezifisch vom Ortssenior­enrat vertreten, dem ein Team von zwölf Personen vorsteht. Sie pflegen Kontakt zur Stadtverwa­ltung, zum Gemeindera­t sowie zu den hiesigen gesellscha­ftlichen Gruppen und politische­n Vereinigun­gen und dem Kreis- und Landesseni­orenrat. Auch die Mehrheit der Trossinger Vereine hat Seniorengr­uppen oder entspreche­nde Angebote, ebenso die katholisch­e und evangelisc­he Kirchengem­einde.

„Ja, man kann hier alt werden“

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Foto: Gabriel Rinaldi Der Einkaufsbu­s bringt Senioren jeden Donnerstag zu Supermärkt­en und Einzelhand­elsgeschäf­ten in der Stadt.

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