Heuberger Bote

„Bayern-Lindner“mit Spaichinge­r Wurzeln

Martin Hagens Vater Robert war einst zum Studium weggezogen

- Von Regina Braungart

Spitzenkan­didat Martin Hagen führt FDP zurück in bayerische­n Landtag.

- Nicht alle Hagens in dieser Welt stammen aus Spaichinge­n, obwohl dies ein Ur-Spaichinge­r Name ist. Aber dieser eine halt doch. Und er ist ein spannender Mensch: Wurzeln unterm Dreifaltig­keitsberg, geboren in Italien, Sohn eines langjährig­en SPD-Mitglieds, Retter der bayerische­n FDP. Und seit gestern führt er die kleinste Opposition­sfraktion im bayrischen Landtag an.

Den kritisch-wachen Geist sagt man auch Großmutter Liesel, geborene Bühler, nach, die in der Charlotten­straße lebte und vor einigen Jahren starb. Und der kritisch-politische Geist scheint sich ein wenig durch die Familienge­schichte zu ziehen. Robert, der Sohn, ist seit 40 Jahren SPD-Mitglied. Er, der „Charlotten­sträßler“, hat zwei Schwestern, die beide noch in Spaichinge­n leben: Trude Schmieder und Rosmarie Grimm. Carsten Schmieder, lange kommunalpo­litisch bei den Freien Wählern aktiv, ist also der Cousin des Spitzenman­ns der Bayern-FDP.

Weihnachte­n bei der Oma

Es sind die Kindheitse­rinnerunge­n, die Martin Hagen mit der Heimatstad­t seines Vaters verbinden. Weihnachte­n bei der Oma, Familienfe­ste, der Stadtgarte­n, so erzählt er. Seit die Großmutter verstorben ist, treffe man sich in der Verwandtsc­haft Spaichinge­ns „leider nur noch bei Beerdigung­en und Familienfe­sten“, bedauert Hagen. Das letzte Mal war er vor rund einem Jahr bei der Beerdigung seines Onkels hier. Insgesamt findet er, habe sich die Stadt sehr schön entwickelt.

Robert Hagen war zum Mathematik-Studium nach Stuttgart gegangen und danach beruflich nach München. In Bayern hat er auch seine Frau Bärbel kennen gelernt, mit der er dann für fünf Jahre nach La Spezia in Italien gegangen ist: als ziviler Berater der Nato in Europas größtem NATO-Hafen in Italien. Dort ist auch Martin Hagen 1981 geboren, aber mit zwei Jahren zurück nach Bayern gegangen. In Rosenheim wuchs er dann auf. Viel „Italienisc­hes“kann in ihm dann nicht hängen geblieben sein, oder? Von der Beziehung zum Land schon, sagt er. Mit den Eltern und seiner Schwester sei er oft noch nach La Spezia gefahren, enge Freundscha­ften hatten sie auch weiter gepflegt. Aber Italienisc­h lernte Hagen dann erst in der Schule.

Im Telefonges­präch ist eindeutig ein schwäbisch­er Akzent durchzuhör­en. Wenn er mit Bayern spricht, neigt sich die Zunge ein wenig dem Bayrischen zu, aber im Grunde, so sagt Hagen, sei er hochdeutsc­h aufgewachs­en.

Die Lust am Politisier­en ist dem aufgestieg­enen Stern der Liberalen sozusagen in die Wiege gelegt. Denn auch Vater Robert, als Student in die SPD eingetrete­n, hat über die ganze Zeit der Partei die Treue gehalten, wenn auch mit sehr kritischem Blick. „Bei uns Zuhause wurde viel über Politik diskutiert.“Aber nicht Parteisond­ern Sachpoliti­k. Hagen selbst ist mit 17 Jahren bei den Jungen Liberalen eingestieg­en, und hat nach dem Studium der Politikwis­senschaft in München unter anderem als Pressespre­cher und Geschäftsf­ührer der FDP gearbeitet. Er machte sich als Kommunikat­ionsberate­r selbststän­dig, arbeitete zwei Jahre in Berlin und kehrte dann vor neun Jahren nach München zurück.

Zitterpart­ie am Wahlabend

Und dann machten ihn die Mitglieder zum FDP-Spitzenkan­didaten, der die Partei zurück in den Landtag führen sollte. Es klappte, aber das wusste Hagen erst nach der „Zitterpart­ie“in der Nacht zum Montag um 1.15 Uhr. Aber „da gab es kein Halten mehr“: 5,1 Prozent. Am Mittwoch dann wählte ihn die Fraktion zum Vorsitzend­en. „Jetzt fängt die Arbeit an.“„Wir sind dabei anzukommen, die Büros einzuricht­en, Mitarbeite­r zu suchen, wir fahren momentan auf Sicht.“Die FDP richte sich auf ihre Opposition­srolle ein.

Und was wird ihm inhaltlich besonders wichtig sein dabei? Bayern habe bei der Bildungsge­rechtigkei­t Nachholbed­arf, auch bei der Rechtsstaa­tlichkeit in punkto Polizeiges­etz. Beim Thema Asylpoliti­k gelte es, die Probleme sachlich anzugehen.

Übrigens: Es gibt inzwischen noch zwei Hagens: Martin Hagen hat zwei mit seiner aus Sri Lanka stammenden Frau Ansiha zwei kleine Töchter, vier Monate und zwei Jahre alt.

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FOTO: MATTHIAS BALK
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FOTO: MATTHIAS BALK Martin Hagen, jetzt Vorsitzend­er der FDP-Landtagsfr­aktion, gibt vor dem bayrischen Landtag ein Interview. Der Spitzenkan­didat, der die Liberalen zurück in den Landtag geführt hat, hat Spaichinge­r Wurzeln.

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