Unversöhnlich gegenüber
In einer Wohnanlage streiten sich Nachbarn über Ruhezeiten und lärmende Kinder
- Streit, gegenseitige Anschuldigungen und keine Lösung in Sicht: Die Stimmung in einer Wohnanlage in der Trossinger Sängerstraße ist vergiftet. Fast unversöhnlich stehen sich einige Familien und ein paar Rentner gegenüber. Die Streitpunkte: Wie laut und wie lange dürfen Kinder draußen spielen?
Es sind drei Familien, die das Gespräch mit der Trossinger Zeitung gesucht haben. Mehrere Mehrfamilienhäuser grenzen an dem Grundstück in der Sängerstraße aneinander. Für sie gemeinsam gibt es hier eigentlich einen kleinen Kinderspielplatz. „Der wurde 2014 gebaut, nach nur acht Wochen war hier Tumult“, sagt Karin Pehlic, Mutter eines Sohnes und an vorderster Front im Streit um die Spielzeiten. Nachbarn hätten sich über den Lärm spielender Kinder beschwert, die Eigentümerversammlung sei eingeschaltet, die Spielplatzzeiten beschränkt worden.
2016 schlossen sich 16 Familien zusammen und schrieben einen Brief an alle Bewohner der Wohnanlage, die Vermieter und die zuständige Immobilienverwaltung. Darin weisen die Eltern darauf hin, dass der Spielplatz aufgrund der Größe der Wohnanlage gesetzlich vorgeschrieben ist, und dass sich diese „gesetzliche Bestimmung nicht auch durch wiederholte und hartnäckige Beschwerden außer Kraft setzen“lasse. Die Antwort der Gegenseite kam nur wenige Tage später. Darin stellt ein Ehepaar im Rentenalter, das von den Familien als Anführer der Gegenseite angesehen wird, klar: „Wir sind alles andere als kinderfeindlich.“Auch dieser Brief endet, genau wie der der Eltern, mit der Hoffnung auf „eine Lösung“. Das Ehepaar möchte nicht mit Namen in der Zeitung stehen.
Spielgerät abgebaut
Heute, zwei Jahre später, stehen sich die Parteien nur noch unversöhnlicher gegenüber. Der Spielplatz mittlerweile baufällig - wurde abgebaut, die Eigentümerversammlung hat entschieden, dass 2019 hier ein Kleinkinderspielplatz für Kinder bis sechs Jahre entstehen soll. Die betroffenen Eltern sehen ältere Kinder damit ausgeschlossen. Das aktuelle Spielplatzschild nennt Ruhezeit von 13 bis 15 Uhr und ab 19 Uhr. Doch auch wenn sich die Jungs und Mädchen an diese Zeiten hielten, käme es immer wieder zu Ärger, so Pehlic. „Kürzlich sind die Kinder 15 bis 20 Mal innerhalb von eineinhalb Stunden angeschrien worden“, sagt Sandra Barba, eine weitere Mutter aus der Anlage.
Das Rentnerpaar bestreitet mit Nachdruck, die Kinder angeschrien zu habe. „Ich habe die Kinder gebeten, leiser zu sein. Mein Mann ist schwer krank und muss mittags ein paar Stunden schlafen. Das ist unmöglich, wenn der Ball immer wieder an ein Metallgitter geschossen wird oder manche Kinder unglaublich laut schreien.“Dass die Kinder länger als 19 Uhr draußen spielen, sei für sie kein Problem, betont das Rentnerpaar. „Aber der Lärm des Balls hallt zwischen den Gebäuden so laut. Warum gehen die Jungs, die alle zwischen zehn und elf Jahre alt sind, nicht einfach auf den nahegelegenen Bolzplatz zum Spielen?“, fragt die Seniorin und ihr Mann ergänzt: „Da haben sie sogar richtige Tore, daneben ist gleich ein Spielplatz, das ist doch wunderbar für Kinder.“
Die Hausverwaltung verweist im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Hausordnung, die die Spielplatznutzung regelt und das Fußballspielen verbietet. Die Familien jedoch fühlen sich durch diese gegängelt, die Rentner vermissen gegenseitige Rücksichtnahme. Eine Lösung des Konflikts scheint nicht in Sicht.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, sind sich beide Streitparteien in einem Punkt einig: „Der Streit geht einem wirklich an die Nerven“, sagen sowohl die Eltern, als auch das Rentnerpaar im Gespräch mit der Trossinger Zeitung.