Heuberger Bote

„Die Stimme kommt von innen“

Trainerin und Sprecherin Monika Hein gibt Tipps zum Einsatz der Stimme

- Von Kornelia Hörburger

- Wie klinge ich gerade? Wie würde ich gerne klingen? Wie kann ich mit meinem „stimmliche­n Mischpult“den Klang meiner Stimme passend zur Sprechsitu­ation beeinfluss­en? Grundlegen­de Einsichten zu diesen Fragen hat Stimmtrain­erin Monika Hein in ihrem „Erfolgsmac­her“-Vortrag den Zuhörern in der Angerhalle vermittelt – mitsamt den dazu passenden praktische­n Übungen.

Als promoviert­e Phonetiker­in verfügt Monika Hein über profundes theoretisc­hes Wissen über den Klang unserer Stimme. Doch ihr Vortrag ist mehr als verständli­ch aufbereite­te Theorie. Mit praktische­n Übungen lädt sie ihr Publikum zur Selbsterfa­hrung ein, von der Reaktivier­ung des Zwerchfell­s bis zum Erspüren des Bassanteil­s der eigenen Stimme am Brustbein. Zur Erheiterun­g des ganzen Saals tragen gemeinscha­ftlich ausgeführt­e Zungen- und Lippenarti­stik genauso bei wie Lockerungs­übungen für Kiefer und Bauchmusku­latur, die Hein „staunender Goldfisch“oder „Hängebauch­schwein“getauft hat.

„Stimme kommt von innen“, betont Monika Hein. Emotionen wie Angst, Trauer oder Langeweile beeinfluss­ten Körperspan­nung und Atemdruck und damit den stimmliche­n Ausdruck. Um darauf Einfluss nehmen zu können, müsse man seine Stimme kennen – und das Handwerksz­eug, um ihren Klang zu verändern. So könne man die „Wirkungsab­sicht“mit dem Klang der Stimme zur Deckung bringen. Der bewusste Einsatz der Stimme anstelle einer unüberlegt­en intuitiven Reaktion könne sogar Konfliktsi­tuationen entschärfe­n.

Babys atmen aus dem Bauch

Die Stimmtrain­erin erläutert sieben „Regler“, mit denen unser „stimmliche­s Mischpult“den Stimmklang bestimme. Als erster Regler schaffe der Körper Klangräume für die Stimme – sich aufzuricht­en „wie Könige und Königinnen“sei dafür genauso wichtig, wie die Stimme mit Unterstütz­ung des Körpers in Richtung des Zuhörers zu senden. Gesünder sei es, sich Unterstütz­ung von der Bauchmusku­latur zu holen, anstatt mehr Druck auf die empfindlic­hen Stimmlippe­n im Kehlkopf auszuüben. Die Atmung sei es, die den Stimmklang definiere. Wichtig ist für Hein, immer wieder bewusst von der Enge erzeugende­n „Schreckatm­ung“in den Brustkorb zur tiefen, entspannen­den Bauchatmun­g zu kommen. „Babys können stundenlan­g schreien ohne heiser zu werden, denn sie atmen aus dem Bauch.“Optimalen Stimmklang erreiche man im unteren Drittel des Stimmumfan­gs, in der „Indifferen­zlage“. Und als weitere, stimm-bestimmend­e Faktoren nannte Hein Artikulati­on, Satzmelodi­e, Tempo und Betonungen.

Neben regelmäßig­en systematis­chen Übungen rät die Stimmtrain­erin dringend zur Auseinande­rsetzung mit dem Klang der eigenen Stimme. Die Resonanz im eigenen Körper bestimme die Wahrnehmun­g der eigenen Stimme. Uns selber bei Stimmaufna­hmen ohne diese Resonanz zu hören, erscheine uns deshalb fremd. „Hören Sie sich die Sprachnach­richten an, die Sie auf Whatsapp losschicke­n“, empfiehlt Hein. „Nur wenn Sie sich anhören, wie Sie sprechen, können Sie etwas ändern.“

Heins Erfahrung als langjährig­e Studiospre­cherin bedarf keiner Erläuterun­g, sie offenbart sich hörbar in jedem einzelnen, gesprochen­en Satz des Abends. Die Referentin führt vor, was sie erklärt: adhoc simuliert sie Sprechsitu­ationen von der sachlichen Nachrichte­nübermittl­ung im Fernsehen bis zur schwärmeri­schgenussv­erheißende­n Werbung. Mühelos moduliert sie zu Demonstrat­ionszwecke­n zwischen ihrer angenehm tiefen, warmen Stimme über den druckvolle­n „Lehrer-Modus“ohne Bassanteil bis hin zur durchdring­end hohen Kopfstimme. An dieser Stelle warnt sie ihre Zuhörerinn­en: „Bei dieser hohen Stimmlage sind die meisten Männer nicht mehr in der Lage, Inhalte aufzunehme­n“.

Wie „richtiges“Sprechen geht – darauf gibt es laut Monika Hein keine allgemeing­ültige Antwort. Wichtig ist ihr: „Entscheide­n Sie selbst, wie Sie klingen möchten.“Wie im Lateinisch­en „per sonare“(Hindurchkl­ingen) spiegle sich dann die eigene Persönlich­keit in der Stimme.

 ?? FOTO: KORNBELIA HÖRBURGER ?? Monika Hein gibt den Zuhörern in der Angerhalle Tipps für den bewussten Einsatz der Stimme.
FOTO: KORNBELIA HÖRBURGER Monika Hein gibt den Zuhörern in der Angerhalle Tipps für den bewussten Einsatz der Stimme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany