Röber hofft, Roth bangt
Am Sonntag entscheidet sich, wer Oberbürgermeister in Villingen-Schwenningen wird
- So gut wie alle Vorzeichen sprechen dafür, dass Villingen-Schwenningen zum zweiten Mal in seiner Geschichte einen CDU-Oberbürgermeister bekommen wird: Jürgen Roth, der Tuninger Bürgermeister, ist im zweiten Wahlgang am Sonntag klarer Favorit.
Doch der 55-Jährige traut den unberechenbarer gewordenen Wählern nicht so recht. „Es kann alles passieren“, sagt er. „Deshalb werde ich bis zur letzten Minute kämpfen. Dabei hat er im ersten Wahlgang mit 58,1 Prozent die absolute Mehrheit und damit die vorzeitige Entscheidung nicht nur knapp verfehlt, sondern auch seinen härtesten Widersacher, Jörg Röber, weit hinter sich gelassen.
Doch der 38-jährige Röber, der von SPD und Grünen unterstützt wird, hat noch lange nicht aufgegeben, ganz im Gegenteil. Er hofft, während Roth bangt. „Da geht noch was“, sagt der persönliche Referent des amtierenden Oberbürgermeisters Rupert Kubon (SPD), als sein Ergebnis von 35,4 Prozent vor zwei Wochen feststand.
Wunsch: Hohe Wahlbeteiligung
Er schaltete unverzüglich auf Kampfmodus, entwarf einen neuen Flyer, in dem der Vater zweier Söhne die Unterschiede zum ledigen Roth noch deutlicher herausstellte – parteilos, unabhängig, neuer Politikstil, Alter.
Er ging auch von Haustür zu Haustür. „Es waren sehr viele, aber genau kann ich es nicht sagen“, berichtet Röber. Er wirkt, auch nach vier Monaten Wahlkampf, motiviert und entschlossen. Seine Hoffnung setzt er vor allem auf eine Steigerung der Wahlbeteiligung, die im ersten Wahlgang bei nur 42,3 Prozent, in Villingen nur bei 33 und Schwenningen gar bei 28 Prozent lag. Es waren die neun Teilorte, die den Durchschnitt nach oben trieben.
Doch Untersuchungen der Landeszentrale für politische Bildung dämpfen die Erwartungen auf noch bessere Werte. Demnach lag die Beteiligung bei OB-Wahlen in Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern in Baden-Württemberg durchschnittlich bei 37,7 Prozent. Vor allem: Im zweiten Wahlgang waren es 1,5 Prozent weniger.
Jürgen Roth lässt sich davon nicht irritieren. „Der Wahlkampf war in den vergangenen beiden Wochen noch mal intensiver. Roth schätzt die Anzahl seiner Hausbesuche auf etwa 500. Daneben müsse er ja auch in Tunigen noch die normalen Amtsgeschäfte führen, gibt Roth zu bedenken.
Erschöpft fühle er sich nach viereinhalb Monaten nicht. „Aber wenn man am Abend heimkommt, weiß man schon, was man getan hat.“Keine Rolle dürften die übrigen drei Kandidaten spielen, nachdem sie im ersten Wahlgang weit abgeschlagen im Hinterfeld landeten. Noch am besten schnitt Marina Kloiber-Jung mit 12,2 Prozent ab.
Eilantrag auf neuen Wahltermin
Fast hätte die Dauerkandidatin Fridi Miller, die 0,5 Prozent erreichte, dafür gesorgt, dass der Wahlkampf noch länger dauert: Sie stellte einen Eilantrag, den zweiten Wahlgang zu verschieben, weil sie im ersten betrogen worden sei, in Wirklichkeit hätten sie viel mehr Menschen gewählt, als amtlich festgestellt, so Miller.
Das Verwaltungsgericht prüfte intensiv und lehnte den Antrag dann ab. Doch eine Wahlanfechtung der Sindelfingerin nach dem zweiten Wahlgang gilt als sicher.