Heuberger Bote

Dämpfer bei den Steuereinn­ahmen

Einnahmen des Bundes steigen weniger stark an – FDP fordert „grundlegen­de Reform“

- Von Markus Sievers, Andreas Herholz und dpa

- Erstmals seit Jahren gibt es wegen der sich eintrübend­en Konjunktur einen Dämpfer bei den Steuereinn­ahmen. Sie steigen nicht mehr so stark an wie zuletzt. Bund, Länder und Kommunen können bis 2022 zwar noch mit 6,7 Milliarden Euro mehr an Einnahmen rechnen als bei der Steuerschä­tzung im Mai vorhergesa­gt, sagte Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag in Berlin. In den Vorjahren hatten die Steuerschä­tzer jeweils deutlich höhere Zuwächse errechnet. Im Mai betrug das prognostiz­ierte Einnahmepl­us noch 63,3 Milliarden Euro. Mit dem nun dazukommen­den Plus werden bis 2022 Staatseinn­ahmen von 907,4 Milliarden Euro im Jahr erwartet.

„Wir müssen uns auf eine Normalisie­rung der Einnahmen einrichten“, erklärte Scholz. Er erteilte Forderunge­n nach einer Steuerrefo­rm, wie von Unternehme­n und Handelsver­bänden gefordert, eine Absage. Auch eine volle Abschaffun­g des Solidaritä­tsbeitrags schloss der Finanzmini­ster aus. „Größere neue Spielräume sind nicht sichtbar“, sagte Scholz. Die zusätzlich­en Mittel in der Bundeskass­e, etwa zwei der 6,7 Milliarden Euro, möchte er für Entwicklun­gshilfe, Verteidigu­ng und die Forschungs­förderung nutzen.

Die FDP forderte jedoch Steuersenk­ungen für die Bürger – und eine geänderte Unternehme­nsbesteuer­ung. Otto Fricke, der haushaltsp­olitische Sprecher der Liberalen, sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Eigentlich brauchen wir eine grundlegen­de Reform.“Scholz müsse „die deutsche Unternehme­nsbesteuer­ung so umbauen, dass sie als gutes Beispiel in Europa dienen kann“.

Der Deutsche Städte- und Gemeindeta­g warnte derweil vor Steuersenk­ungen. Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg sagte: „Das wichtige Ziel von ausgeglich­enen Haushalten bei Bund, Ländern und Gemeinden und ein echter Schuldenab­bau dürfen nicht vernachläs­sigt werden.“

Vor dem Dämpfer bei den Steuereinn­ahmen hatte die Regierung bereits ihre Wachstumsp­rognose auf 1,8 Prozent für das laufende Jahr nach unten korrigiere­n müssen. Auch die aktuellen Ausschläge an den Börsen zeugen von einer wachsenden Nervosität weltweit.

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