Stück geht unter die Haut
Zimmertheater spielt ein Stück des Dramaturgen Heiner Müller
(sz) - Das Theaterstück „Germania Schlaf Traum Schrei“von Heiner Müller wird heute, Freitag, um 20 Uhr im Zimmertheater Rottweil aufgeführt. Es spielen: Marlies Bestehorn, Steffen Happel, Mariam Jincharadze und Andreas Ricci.
Heiner Müller hat sich in seinen Theaterstücken, Gedichten, Prosatexten oder Interviews immer mit Geschichte und ihren Katastrophen auseinandergesetzt. Alle Figuren des Theaterabends „Germania Schlaf Traum Schrei“haben einen Bezug zu deutscher Geschichte, der Zeitraum der Szenen erstreckt sich über Jahrhunderte und reicht von der Antike, über die Französische Revolution, Preußen, die Frühzeit des Kommunismus, den Ersten und Zweiten Weltkrieg, der DDR bis in die Zeit nach 1989.
Aus der Konkursmasse der deutschen Geschichte haut der Dramatiker Heiner Müller „verrückte“Mischgebilde heraus: Tragische Possen, Operettenlieder, eindringliche Monologe, Chöre, revueartige Szenen, Hass-Gesänge, ein ClownsSpuk. Müllers Germania-Stück ist eine produktive Reaktion auf die Erfahrung, ein Objekt der deutschen Geschichte geblieben zu sein.
Müllers oft in einer aberwitzigen Weise agierende Figuren zeigen Abstürze und Abgründe. Sie kämpfen sich ab an individuellen und kollektiven Traumatisierungen, immer unter der Prämisse: Wie können wir Subjekte unserer Geschichte und unseres Lebens werden? Wie können wir von Deutschland, von Europa aus die Zukunft denken? Dabei geht es durchaus humorvoll zu.
Müllers Texte öffnen historische Räume, beleuchten Träume, Mentalitäten, Blockierungen und Traumatisierungen. Dazu gehören furiose comicartige Szenen, Traumbilder und ergreifende Monologe.
Müller setzt auf eine theatralische Schocktherapie: Indem er die Teufel und die höllischen Augenblicke der deutschen Geschichte möglichst grell an die Wand malt, kann er sie möglichst wirkungsvoll bannen. Wenn deutsche Geschichte zum „Greuelmärchen“wird, können die Menschen endlich das Fürchten vor ihr verlernen.
Weitere Aufführungen sind: 3., 9., 10. , 16. , 17. November, 8. , 15. , 28. , 29. und 31. Dezember, jeweils um 20 Uhr.