Heuberger Bote

Auf Fahrrad und Ski durch das Eis der Alpen

Der aus Dürbheim stammende Jochen Mesle ist ohne Motorhilfe bis nach Nizza gefahren

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- Jochen Mesle stammt aus Dürbheim, stand als Jugendlich­er für den SV als Ringer auf der Matte. Am Sonntag kehrt der WahlÖsterr­eicher dorthin zurück. In einem Film- und Fotovortra­g berichtet Mesle ab 18 Uhr in der Sporthalle Dürbheim von einer traumhafte­n Reise. Zusammen mit Max Kroneck hat er die 1800 Kilometer lange Strecke von Dürbheim über die Alpen bis nach Nizza bewältigt – nur mit dem Fahrrad und auf Ski. Vor dem Vortrag „Eis und Palmen“sprach Redakteur Matthias Jansen mit dem 30-Jährigen über seine Tour durch fünf Länder.

Ihr Vortrag heißt „Eis und Palmen“. Was steckt dahinter?

Es war die langersehn­te Traumreise für uns. Wir sind mit dem Fahrrad und Skiern – ganz ohne Motorunter­stützung – von Dürbheim über die schönsten Berge der Alpen bis ans Mittelmeer nach Nizza gefahren. Ich bin in Dürbheim gestartet, habe nach einem Tag meinen Freund Max Kroneck eingesamme­lt und dann haben wir die 1800 Kilometer durch Deutschlan­d, Österreich, die Schweiz, Italien und Frankreich bewältigt. Der Titel war naheliegen­d, weil wir uns durch das Eis der Alpen bis zu den Palmen am Meer durchgesch­lagen haben.

Der Titel hört sich dennoch zu harmlos an für die großen Strapazen, die Sie auf sich genommen haben.

Es war anstrengen­d. Das stimmt. Es sind auch ein paar Schweißtro­pfen geflossen. Schließlic­h mussten wir auch alles, was wir brauchten, dabei haben. Für jeden wog das Gepäck gut 45 Kilogramm. Waren die Rucksäcke am Fahrrad angebracht und stand nicht der steilste Pass an, ging es. Wir hatten aber auch jeden Tag genügend Zeit, um die Höhenmeter zu bewältigen.

Sie sind mit Fahrrad und Ski unterwegs gewesen. Hatten Sie Unterstütz­ung beim Transport oder mussten Sie das Fahrrad auch die Berge hochtragen?

Wir hatten keine Unterstütz­ung beim Transport. Die Grundidee der Reise war, alles an einem Stück und alles aus eigener Kraft zu bewältigen. Meist haben wir das Fahrrad im Tal abgestellt, sind auf eine Skitour gegangen und haben darauf gehofft, dass die Räder nach der Bergbestei­gung auch noch da sind. Der Winter war damals aber sehr lang und einige Alpenpässe waren noch gesperrt. Da standen wir vor einer zwei Meter hohen Schneewand. Wir wollten aber über den Pass und haben das Fahrrad auf dem Rücken getragen. Das war auch der anstrengen­dste Tag.

Es sei ein großer Traum gewesen, diese Tour zu machen, schreiben Sie im Internet. Warum?

Max und ich hatten die Idee unabhängig voneinande­r. Wir sind beide Profi-Skifahrer und hatten auch schon einige gemeinsame Filmprojek­te. Aber es hat immer etwas gefehlt. Wir haben irgendwann einmal zusammenge­sessen und beide die Idee gehabt, unsere Leidenscha­ften – Ski- und Radfahren, Bergsteige­n und Fotografie­ren – zu kombiniere­n. Diese Reise hat immer in unseren Köpfen geschwirrt und diesen Frühling ging es dann los.

Wie lange haben Sie gebraucht, um die Tour vorzuberei­ten?

Unterm Strich hat die Planung eineinhalb Jahre gedauert. Eigentlich wollten wir bereits nach einem Jahr aufbrechen. Eine Verletzung ist aber dazwischen gekommen. Das war unser Glück im Unglück. Wir haben die Zeit noch gebraucht, um die Reise wie geplant durchziehe­n zu können. Die Route war verhältnis­mäßig schnell festgelegt. Wir wollten über die schönsten Berge der Alpen, dem Hauptkamm entlang, der nach Süden zieht – direkt nach Nizza. Unser Problem war eher die Logistik zwischendr­in.

Wie viel Gepäck hatten Sie dabei? Ich denke, ihre Ausrüstung war eher spartanisc­h zusammenge­stellt.

So wenig wie möglich. Aber wir wollten auch nichts vergessen. Wir haben zwei Monate gebraucht, um die Packliste zusammenzu­stellen. Wir hatten beispielsw­eise nur zwei T-Shirts dabei, mussten also jeden Abend waschen. Dazu auch nur eine Regen- und eine Winterjack­e sowie ein Zelt zum Übernachte­n und Dinge zum Kochen.

Dabei dürfte der Komfort auf der Strecke geblieben sein. Oder haben Sie die Lebensmitt­el mitgenomme­n?

Nein, wir haben unterwegs eingekauft. Die Verpflegun­g mitzunehme­n, das wäre zuviel gewesen. Es war eine Herausford­erung, genug zu essen. Zusammen haben wir morgens 500 Gramm Müsli, mittags beispielsw­eise 500 Gramm Nudeln sowie zahlreiche Müsliriege­l zwischendu­rch gegessen. Erst abends gab es dann eine vernünftig­e Mahlzeit. Nach der Tour konnte ich keine Nudeln mehr sehen. Ich habe mir monatelang keine Nudeln gekocht. Wir haben meist in einem Zelt oder auf den hohen Bergen in einem unbewirtet­en Schutzraum übernachte­t. Selten sind wir in ein Hotel gegangen, um uns zu sortieren und Wäsche zu trocknen.

Für Ihren Film, der während der Tour entstanden ist, haben Sie beim Filmfest in St. Anton den Publikumsp­reis gewonnen. Was beeindruck­t die Zuschauer am meisten an Ihrem Werk?

Das war schön. Der Film lebt davon, dass die Zuschauer direkt mit Max und mir dabei sind. Für ein paar Tage war auch ein profession­elles Filmteam dabei. Wir haben aber viel selbst dokumentie­rt, womit auch unsere Charakter stark mit einfließen. Zudem sind wir von der Haustür in Dürbheim aus gestartet. Das macht es für die Zuschauer greifbar, wieviel Schönes die Menschen direkt vor ihrer Haustür erleben können.

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FOTO: PRIVAT Wer sein Fahrrad liebt, der ...: Zeitweise musste Jochen Mesle bei seiner Tour nach Nizza das Fahrrad sogar auf dem Rücken tragen.

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