Langsam wird es zum chronischen Problem
FC Augsburg verschenkt zu viele Punkte – Baum „richtig angefressen“, Nagelsmann „im Wellenbad der Gefühle“
(dpa) - Manuel Baum war nicht nur anzusehen, dass er sauer war. Der Trainer des 1. FC Augsburg ließ seinen Ärger nach dem 1:2 (0:0) des FC Augsburg beim ChampionsLeague-Teilnehmer aus Hoffenheim auch verbal raus. „Ich muss ehrlich sagen: Ich bin richtig angefressen nach dem Spiel“, grantelte Baum. Und dazu hatte der 39-Jährige allen Grund. Denn der FCA spielt eine gute Saison in der Bundesliga, aber verschenkt reihenweise Punkte.
Auch in Sinsheim. „Wir hätten durchaus einen Punkt oder sogar ein bissl mehr mitnehmen können“, stöhnte Baum. Philipp Max stellte eine Woche nach dem ebenfalls unnötigen 2:2 gegen den 1. FC Nürnberg fest: „Es zieht sich ein wenig wie ein roter Faden durch die Saison, dass wir uns für gute Leistungen nicht belohnen.“Statt 13 Punkten könnten die Augsburger locker 18 oder 19 auf dem Konto haben. Damit wären sie ein Kandidat für Europa – so nicht.
„Es ist katastrophal im Moment für uns, weil wir uns nicht belohnen“, sagte Baum. Er sei aber „kein Freund davon, in eine Opferrolle zu verfallen“, nach dem Motto: „Die anderen sind schuld.“Nein, „nur wir sind schuld“, sagte der Coach. Gegen Hoffenheim beklagte Baum besonders in der ersten Hälfte „viel zu hastig“ausgespielte Konter, falsche Entscheidungen. Und es gab auch wieder ein spätes Gegentor.
Diesmal stach Hoffenheims blutjunger Top-Joker Reiss Nelson, der gerade eingewechselt in der 84. Minute das 2:1 erzielte. Der 18-Jährige kommt auf sechs Tore und eine Vorlage in sieben Spielen. Vorher hatte FCA-Torjäger Alfred Finnbogason (69.) das 0:1 von Andrej Kramaric (65.) wettgemacht. „Jetzt haben wir schon nach vielen guten Spielen nicht gepunktet“, kommentierte Finnbogason verärgert.
Abgeklärtheit und Kaltschnäuzigkeit sind eben auch Qualitäten, die ein Spitzenteam ausmachen. Der FCA lässt sein Können mehr als nur aufblitzen, aber das Team ruft es nicht konstant ab. Das ist – in etwas anderer Form – auch ein Problem der Hoffenheimer. Und so diktierte TSGTrainer Julian Nagelsmann den Journalisten sogar die Überschriften: „Ein Wellenbad der Gefühle in Sinsheim – der Wahnsinn“, so der Trainer angesichts das Auf und Ab seines Clubs in den vergangenen Wochen. Der glückliche Sieg gegen den FCA war der vierte Bundesliga-Sieg der TSG in Folge. Dazwischen lagen aber auch das Aus im DFB-Pokal und die Rückschläge in der Champions League. Dementsprechend malte der 31Jährige bei seinem Zwischenfazit nicht alles rosarot: „Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit der Moral der Truppe. Die hat wieder gepasst. Die Einstellung ist das Letzte, woran es bei uns hapert.“