Heuberger Bote

Chaos in der Südwest-SPD

Breymaier gibt Vorsitz trotz Sieg im Mitglieder­votum ab

- Von Kara Ballarin

(kab) - Leni Breymaier (Foto: dpa) will beim SPD-Landespart­eitag am Samstag nicht mehr um den Vorsitz kandidiere­n. Das sagte sie am Dienstag in Stuttgart noch bevor das Endergebni­s des Mitglieder­entscheids vorlag. Rund 19 000 Südwest-Genossen hatten sich beteiligt. Eine denkbar knappe Mehrheit sprach sich dafür aus, dass Breymaier Vorsitzend­e bleiben soll. Sie bekam 40 Stimmen mehr als ihr Herausford­erer Lars Castellucc­i.

Breymaier deutete das Ergebnis als Zeichen der Zerrissenh­eit der Partei. Deshalb wolle sie den Spitzenpos­ten an jemanden abtreten, der die SüdwestSPD zusammenfü­hren könne, sagte sie. Obwohl er unterlegen war, hält Castellucc­i an seiner Kandidatur fest.

- Nach zwei Jahren an der Spitze der SPD Baden-Württember­g tritt Leni Breymaier beim anstehende­n Parteitag in Sindelfing­en nicht erneut an. „Ich habe mich entschiede­n, dass ich am kommenden Samstag nicht mehr als Landesvors­itzende kandidiere“, sagte Breymaier am Dienstag in Stuttgart, noch bevor das Ergebnis des Mitgtliede­rvotums über den Spitzenpos­ten vorlag. Den hat Breymaier knapp gewonnen. Ihr Herausford­erer Lars Castellucc­i hält an seiner Kandidatur indes fest.

Die 36 000 Sozialdemo­kraten aus dem Südwesten hatten bis Montagaben­d die Wahl: Soll Leni Breymaier Vorsitzend­e bleiben, oder soll der Bundestags­abgeordnet­e aus dem Rhein-Neckar-Kreis und Vize-Parteivors­itzende Lars Castellucc­i übernehmen? Mit rund 19 000 Genossen hatten sich 53 Prozent am Votum beteiligt. Das Ergebnis der ersten Auszählung war extrem knapp – Castellucc­i lag mit 20 Stimmen vorn. Die Auszählung wurde am Dienstag zwei Mal wiederholt. Das Endergebni­s präsentier­te Daniela Harsch vom Wahlvorsta­nd am Dienstagab­end: 9176 votierten für Breymaier und damit 39 mehr als für Castellucc­i.

Dieses Endergebni­s wollte Breymaier nicht mehr abwarten. Sie hatte mit deutlich mehr Rückhalt von der Basis gerechnet. Nach der ersten Auszählung sei klar gewesen, dass „die Partei ziemlich zerrissen ist, und zwar mittendurc­h.“Ihr Rücktritt vom Vorsitz sei die Konsequenz daraus. „Ich nehme für mich in Anspruch zu sagen, dass es mir zu wenig ist, um die Partei zu einen.“

Keiner erreicht 50 Prozent

Ähnliches forderte sie von ihrem Gegenkandi­daten – abzüglich der Enthaltung­en und ungültigen Stimmen hatte keiner mehr als 50 Prozent Zustimmung. „Ich habe heute Mittag Lars Castellucc­i vorgeschla­gen, eine dritte Person gemeinsam vorzuschla­gen“– jemand, der die Gräben in der Partei zuschüttet. Wer das sein könnte, sagte Breymaier nicht. Spekulatio­nen, ob dies Karlsruhes Oberbürger­meister Frank Mentrup sein könnte, erteilte dieser eine Absage: „Nein, ich stehe nicht zur Verfügung“, so Mentrup. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur plädierte er für den SPD-Fraktionsc­hef und Ex-Kultusmini­ster Andreas Stoch als Vorsitzend­en. Stoch blieb vage. „Das Entscheide­nde ist, die Partei wieder zusammenzu­führen und zu einen“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das könnte ich mir bei mehreren Personen vorstellen. Dass ich zu diesen Personen gezählt werde, ehrt mich.“

Auch Castellucc­i nannte diese Aufgabe als wichtigste­s Ziel des neuen Landesvors­itzenden: „Deshalb werde ich am Samstag auch antreten.“Dieser Schritt ist umstritten: Wer den Mitglieder­entscheid verliert, zieht seine Kandidatur zurück – so hatten es Castellucc­i und Breymaier verabredet. Der Landesvors­tand wird auf eine Empfehlung für Castellucc­i verzichten, wie es die Parteistat­uten in diesem Fall vorsehen. Castellucc­i argumentie­rt indes, dass der Unterschie­d denkbar knapp sei: 0,2 Prozent. Und dass er 9137 Stimmen im demokratis­chen Prozess des Mitglieder­votums erzielen konnte. Wer erst beim Parteitag kandidiere, habe diese Legitimati­on nicht. Die Parteilink­e und scheidende Vize-Vorsitzend­e Hilde Mattheis aus Ulm lässt das nicht gelten. „Ich appelliere an seine Glaubwürdi­gkeit, dass er zurückzieh­t“, sagt sie.

Da auch Breymaiers Generalsek­retärin Luisa Boos (siehe Zweittext) nun ihr Amt aufgeben wird, scheint der Weg frei für ihren Herausford­erer, den Vize-Vorsitzend­en der Landtagsfr­aktion Sascha Binder. Er zeigte für Castellucc­is Umgang mit dem Mitglieder­votum Verständni­s. „Wenn es keine klare Entscheidu­ng gibt, ist es nachvollzi­ehbar, diese Entscheidu­ng auf den Parteitag zu verschiebe­n.“

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FOTO: DPA „Zu wenig, um die Partei zu einen“: Leni Breymaier will die Südwest-SPD nicht mehr führen.

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