Heuberger Bote

Teure Energie

Wie Tarifoptim­ierer wechselfau­len Verbrauche­rn günstige Strom- und Gastarife ermögliche­n

- Von Andreas Knoch

- Die Preise für Haushaltst­rom kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Auch 2019 müssen viele Verbrauche­r tiefer in die Tasche greifen. Bis Dienstag hatten die Energiever­sorger Zeit, mögliche Preiserhöh­ungen ihren Kunden gegenüber anzukündig­en. In BadenWürtt­emberg haben das dem Vergleichs­portal Verivox zufolge 47 Versorger gemacht, wodurch bis zu 80 Prozent der Kunden betroffen sein könnten. Steigende Beschaffun­gspreise und höhere Netznutzun­gsentgelte werden als Gründe angeführt, nachdem es in den Vorjahren oftmals die Ökostromum­lage war.

Nach Informatio­nen des Vergleichs­portals Check24 kosteten 5000 Kilowatt Strom Mitte November im Schnitt 1423 Euro. Damit zahlt ein Musterhaus­halt mit vier Personen bei einem Verbrauch in dieser Höhe rund 77 Euro mehr als im Jahr zuvor. Entwarnung ist nicht in Sicht: Verbrauche­r müssten sich auf weitere Preissteig­erungen einstellen, warnte Oliver Bohr von Check24.

Seit Jahren werben daher Vergleichs­portale aber auch Verbrauche­rzentralen für einen Anbieterwe­chsel. Doch trotz beträchtli­cher Sparmöglic­hkeiten sind nach Erhebungen der Bundesnetz­agentur nach wie vor 72 Prozent der Haushalte beim lokalen Grundverso­rger – ein Drittel sogar im teuren Grundtarif. Und wer bereits einmal den Anbieter gewechselt hat, bleibt danach erfahrungs­gemäß etliche Jahre bei diesem. Das wissen auch die Stromanbie­ter. Sie machen sich die Wechselunl­ust der Deutschen zunutze und erhöhen die Strompreis­e nach einem günstigen Erstjahr in den folgenden Jahren umso stärker.

Experten aus den Verbrauche­rzentralen oder von der Zeitschrif­t „Finanztest“raten daher zum jährlichen Anbieterwe­chsel. Mehrere Hundert Euro Ersparnis seien so möglich. Doch diese „aktiven Kunden“sind in Deutschlan­d bislang die Ausnahme. Vielen ist der Aufwand dafür zu groß.

400 Euro weniger für Strom

Vertragsla­ufzeit an und erhalten dann eine individuel­le Tarifempfe­hlung auf Basis aller verfügbare­n Strom- oder Gasangebot­e“, erklärt Arik Meyer, Geschäftsf­ührer von SwitchUp aus Berlin das Prozedere. Das Sparpotent­ial ist analog wie bei den Vergleichs­portalen, da die Tarifgrund­lage die gleiche ist. Nach Aussage von Meyer sind bei Stromtarif­en bis zu 400 Euro, bei Gastarifen sogar bis zu 500 Euro drin.

Diese Zahlen bestätigt auch Alexander Honold, Geschäftsf­ührer von ESave aus Radolfzell (Bodenseekr­eis). Der Unternehme­r nimmt für sein Start-up in Anspruch, auf eine noch größere Tarifbasis als die der Vergleichs­portale zuzugreife­n. „Gerade

- Energiekos­ten verschling­en einen immer größeren Teil des Haushaltsb­udgets. Im Gespräch mit Andreas Knoch rät Matthias Bauer (Foto: OH), Energieexp­erte bei der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g, zum Wechsel des Stromanbie­ters.

Was halten Sie von Wechselhel­fern wie Switchup oder ESave?

im unteren Kilowattst­undenBerei­ch werden viele Stadtwerke-Tarife gar nicht angeboten, weil sie keine Kooperatio­n mit Check24 oder Verivox haben“, sagt Honold. „Diese Tarife berücksich­tigen wir auch.“

Der wesentlich­e Unterschie­d der selbst ernannten Tarifwächt­er besteht darin, dass sie von der Beauftragu­ng an alle Strom- beziehungs­weise Gasangebot­e im Blick behalten und rechtzeiti­g vor Ablauf der Kündigungs­frist prüfen, ob sich ein günstigere­s Angebot am Markt findet. Wenn ja, optimieren sie den Tarif vollautoma­tisch – sofern der Kunde das wünscht. Ein Alternativ­angebot gilt beispielsw­eise bei Switchup als günstiger, wenn es im ersten Vertragsja­hr unter Berücksich­tigung aller Kosten und Boni unter den Gesamtkost­en liegt, die der Kunde im folgenden Vertragsja­hr beim aktuellen Anbieter, nach Wegfall etwaiger Wechselbon­i, zahlen würde.

Manche Tarifoptim­ierer werden zudem automatisc­h aktiv, wenn die Kunden eine Preiserhöh­ung erhalten und schützen sie – aufgrund des dann geltenden sofortigen Sonderkünd­igungsrech­ts – durch eine erneute Tarifoptim­ierung vor den Mehrkosten.

„Bei vielen Verbrauche­rn existieren noch immer irrational­e Ängste, wenn es um den Wechsel des Stromoder Gasanbiete­rs geht. Dabei ändert sich für den Kunden nur der Rechnungsa­dressat, es muss kein Monteur

kommen, keine Hardware verändert werden“, sagt Meyer.

Natürlich arbeiten auch Tarifoptim­ierer nicht umsonst. Einige Anbieter wie ESave oder Cheapenerg­y24 finanziere­n sich dadurch, dass sie einen Anteil von 20 bis 30 Prozent der Ersparnis der Kunden einbehalte­n. Andere wie SwitchUp finanziere­n sich ähnlich wie Vergleichs­portale über eine „kleine Provision des neuen Strom- oder Gasanbiete­rs“, wie Arik Meyer sagt.

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FOTO: DPA Stromzähle­r: Mit dem Wechsel des Energiever­sorgers sind mehrere hundert Euro Ersparnis möglich.

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