Sirenenalarm kommt aus der Mottenkiste
Übung: Mit Lautsprecherwagen und App sollen Menschen bei Katastrophen gewarnt werden
Katastrophenalarm im 21. Jahrhundert kann ein Rückgriff auf Altes, ganz Altes sein. Weil Strom- und Internetnetze gerade bei Katastrophen ausfallen können und flächendeckend Sirenen nach dem Ende des kalten Krieges abgebaut wurden, hat sich der Landkreis eine Kombination ausgedacht: Lautsprecherwagen und Mobiltelefon-App. Getestet wird das Ganze am 1. Dezember wohl zwischen 10 und 11 Uhr in Böttingen.
So manchen Spott muss sich der Katastrophenschutz in diesen Tagen anhören. Weil Sirenen ein Relikt aus alten und überwundenen Tagen seien, wurden 40 000 Stück bundesweit abgebaut. Soweit die optimistische Grundannahme der 90er-Jahre.
Nun sind Katastrophen nicht nur Kriege, sondern vor allem in Zeiten von Klimawandel und Krankheitsgefahren auch andere Szenarien wie drohende Erdrutsche, Überschwemmungen, sich ausbreitende Gefahrstoffe oder anderes denkbar, was eine schnelle, strom- und internetunabhängige Versorgung mit zuverlässigen Warnungen nötig macht. So lange die Mobiltelefone funktionieren, versorgt NINA (Notfall-Informationsund Nachrichten-App) Mobilfunkbesitzer mit diesen Informationen.
Vor allem nachts und wenn Strom und Mobilfunk ausfallen sollten, sind vier Feuerwehren des Kreises jetzt mit Lautsprecherausrüstung für Mannschaftswagen ausgestattet. Je nach Ort des Einsatzes fahren dann die Böttinger, Rietheim-Weilheimer, Eßlinger und Neuhausener Wehr, gesteuert von der Möhringer, wie in alten Zeiten durch die Alarmierungsgebiete und warnen die Leute, erläutert Kreisbrandmeister Andreas Narr, Leiter des Amtes für Katastrophenschutz. Das sei vor allem für nächtliche Alarme gedacht, denn kaum jemand hat nachts sein Mobiltelefon im Auge.
Heulton sagt: „Alarm!“
Dabei wird auch auf Uralt-Bewährtes zurück gegriffen, das aber auch dank Medien im Unterbewusstsein junger Leute mit „Alarm!“assoziiert wird: Den auf- und abschwellenden Heulton. „Der bedeutet: Es könnte eine Gefahr geben. Informiert Euch über Medien, Radio, NINA“, sagt Narr. Vor allem das Radio ist wichtig, da es unabhängig von den modernen Medien senden kann. Deshalb werde sowieso jedem Haushalt geraten, ein batteriebetriebenes Radio zuhause zu haben, so Narr.
Alarm und Inhalte von Durchsagen, die es auch geben kann, werden je nachdem mit Bürgermeister und Landrat abgestimmt, sagt Narr. Wenn diese Art Alarm ausgelöst wird, dann habe man auch direkten Zugang zu Fernseh- und Radiostationen, sodass der Informationsfluss schnell gehe.
Ob das Ganze funktioniert wird jetzt am Samstag, 1. Dezember, in Böttingen ausprobiert. Die Böttinger Feuerwehrleute, die ja in allen Teilen der Gemeinde leben, werden dann registrieren, ob alles funktioniert hat und ob jeder Gemeindeteil alarmiert wurde.