Eine Frage der Haltung
E s hat ja keiner gesagt, dass Räumungen von Sportstätten auf Grund von losgegangenen Feueralarmen eine oberschwäbische Spezialität wären. In den vergangenen Wochen mussten erst alle Zuschauer aus der ZF-Arena raus nach dem Spitzenspiel der Volleyballer des VfB Friedrichshafen gegen die Volleys Berlin, wenige Tage später wurde dann auch noch die Ravensburger Eishalle während des Eishockey-Zweitliga-Spitzenduells zwischen den Towerstars und Bieitigheim geräumt. Nur die Spieler um Trainer Jiri Ehrengerger durften während des Feueralarms, der sich schließlich als „Täuschungsalarm“, wie es offiziell heißt, entpuppte, in der Kabine bleiben. Einen solchen Täuschungs-, oder auf gut Deutsch: Fehlalarm erlebten am Samstag nun auch die Protagonisten von Mainz 05 und Borussia Dortmund. Fast eine Stunde nach dem 2:1-Arbeitssieg des Tabellenführers Dortmund in Mainz, bei dem der seit Freitag nicht mehr nur ausgeliehende, sondern fest gebundene BVB-Torjäger Paco Alcácer zwei Minuten nach seiner Einwechslung sein bereits achtes Jokertor der Saison erzielte, ging der Feueralarm los. BVB-Coach Lucien Favre hielt sich im Pressekonferenzraum der Mainzer Arena die Ohren zu, dann
eine ganz neue Begabung bei sich entdeckt. „Ich bin jetzt wahrscheinlich der Spezialist für die späten Tore geworden“, sagte der Rechtsverteidiger nach dem ebenso rasanten wie spektakulären 3:3 gegen die TSG Hoffenheim. Lazaro war in der 87. Minute der Ausgleich gelungen. Schon sechs Tage zuvor hatte der 22-Jährige mit seinem ersten Treffer für Österreichs Nationalmannschaft in der Nachspielzeit das 2:1 in der Nations League in Nordirland gesichert. Bei den Hoffenheimern verstand Coach Julian Nagelsmann die Welt nicht mehr, hatte seine Mannschaft doch bereits 3:1 geführt. „Die Haltung zur Defensive, die beginnt zwischen den Ohren“, referierte Nagelsmann.
Für den Schockmoment des Spieltags sorgte im letzten Spiel Mönchengladbachs Matthias Ginter. Der gebürtige Freiburger und Weltmeister von 2014 musste mit einer möglicherweise schweren Gesichtsverletzung in ein Mönchengladbacher Krankenhaus eingeliefert worden. Im Laufduell prallten Hannovers Noah
Joel Sarenren Bazee und Ginter mit ihren Köpfen zusammen, die Partie wurde minutenlang unterbrochen, Ginter wurde dann zehn Minuten in einem Krankenwagen weiterbehandelt, ehe er in ein Krankenhaus gefahren wurde. Laut Sky waren seine Ehefrau Christina und seine Eltern an seiner Seite. Sarenren Bazee konnte zunächst weiterspielen, musste dann aber kurz vor der Pause ebenfalls das Feld verlassen.
Bei Eintracht Frankfurt ist Euphorie derzeit ausdrücklich erlaubt. „Ich versuche, die Euphorie nicht zu bremsen. Das haben wir uns hart erarbeitet nach anfänglicher Kritik, die ● auch berechtigt war. Wenn ich auf die Tabelle schaue, ist das ein toller Moment“, sagte Trainer Adi Hütter nach dem 3:1 beim FC Augsburg, kommenden Samstag Gegner des VfB Stuttgart. Die Eintracht hat neun der letzten zehn Pflichtspiele gewonnen, auch dank des neuen magischen Dreiecks, dem Sturmtrio aus Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic. In Augsburg waren die drei Super-Angreifer wieder an allen Treffern beteiligt. „Du kannst dich nicht richtig auf sie einstellen. Alle haben Schnelligkeit, alle sind robust, alle können was mit dem Ball“, sagte Augsburgs Martin Hinteregger über die drei. Bei Hertha BSC hat Valentino Lazaro ●
● ging er zusammen mit Mainz-Coach
Sandro Schwarz aus dem Raum. Nach fünf Minuten die Entwarnung.
Generell wollte Favre trotz bereits ● neun Punkten Vorsprung auf den FC Bayern München in der Tabelle nichts wissen von der Favoritenrolle auf den Titel. „Natürlich schauen wir auf die Tabelle, aber es gibt noch andere Mannschaften, die sehr, sehr stark sind. Gegen jeden Gegner ist es sehr, sehr schwer. Auch heute war es ein Arbeitssieg“, sagte er. Ähnlich formulierte es einen Tag später Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Mitgliederversammlung. Er rief das das „Motto der Bodenhaftung“aus und richtete einen Appell an die Profis: „Jeder einzelne muss dafür sorgen, dass wir auf scharf geschaltet bleiben, dass wir nicht in schleichende Nachlässigkeit geraten.“