Ein Betriebsrat ist wichtig
Zu unserem Bericht „Gewerkschaften warnen vor Entlassungen“am Freitag haben wir folgenden Leserbrief erhalten.
Die Beschäftigten der Firma Sopro-Comeg werden ohne Vorwarnung, ohne Sozialplan, das heißt ohne Abfindung entlassen. Erst nachdem sie von ihren Chefs vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, wendeten sie sich an die Gewerkschaft. Das ist zu spät! Warum das? Nur wenn es in der Firma einen Betriebsrat gibt, muss der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat einen Sozialplan, das heißt Abfindung, rechtlich bindend festlegen.
In diesem Sozialplan wird folgendes geregelt: Die Höhe der Abfindung wird nach folgender Formel berechnet: Betriebszugehörigkeit x Bruttomonatsverdienst x Faktor (zum Beispiel 0,5, muss vom Betriebsrat verhandelt werden, nach oben keine Grenzen). Wird die Kündigungsfrist verkürzt, bekommt der Beschäftigte für jede Woche um die sich das Arbeitsverhältnis durch das vorzeitige Ausscheiden verkürzt, zum Beispiel 50 Prozent der durchschnittlichen regelmäßigen monatlichen Vergütung – Kinderzuschlag, pro Kind – Alleinerziehende erhalten einen zusätzlichen Betrag – Schwerbehinderte erhalten einen Zuschlag je zehn Prozent Behinderungsgrad. Das sind Eckdaten eines guten Sozialplanes. Dies zeigt, was die SoproComeg-Beschäftigten, weil sie keinen Betriebsrat wollten, verschenkt haben.
Der Arbeitgeber und sein Management haben bestimmt ein großes Fest gemacht. Ich kann mich dem Appell von Michael Föst, Thomas Maile und Hans-Peter Menger anschließen, alle Beschäftigten in Firmen, die noch keinen Betriebsrat haben, gründet einen.
In einer Demokratie gibt es eine Regierungspartei und eine Opposition. Auch im Unternehmen muss es ein Gegengewicht zum Management geben, dies ist der Betriebsrat. Nur durch den Betriebsrat können die Interessen der Belegschaft (aller) mit einem entsprechenden Gewicht vertreten werden. Nicht verstehen kann ich die Worte von Christian Gerards in der „Ansichtssache“. Sopro-Comeg zeigt doch, was Sache ist. Den Arbeitgebern haben seine Worte sicher gefallen. Ich hoffe aber, dass die Beschäftigten dies durchschauen! Adolf Weber, 72364 Obernheim