Konferenz schließt Lücken zwischen Verbänden und Staat
Innenminister Seehofer sucht Lösungen für die Ausbildung und die Tätigkeit einheimischer Imame
(epd) - Die Deutsche Islamkonferenz wurde 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) als Dialogforum zwischen Staat und Muslimen ins Leben gerufen. Bis dahin gab es keine Verträge zwischen der muslimischen Gemeinschaft und dem Staat, die das Recht auf Religionsunterricht an Schulen, die Arbeit eigener Wohlfahrtsverbände und den Einzug von Steuern für die Finanzierung von Gemeindearbeit regeln. Inzwischen gibt es Vereinbarungen mit den Bundesländern oder für Themenbereiche wie den Religionsunterricht an Schulen. Größtenteils sind die Islamverbände aber nicht als Körperschaften öffentlichen Rechts anerkannt.
Auch aufgrund der dadurch fehlenden finanziellen Grundlage beten in deutschen Moscheen oftmals Imame aus dem Ausland vor, vor allem aus der Türkei. Der Politik ist das zunehmend ein Dorn im Auge. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will in dieser Wahlperiode mit der vierten Auflage der Islamkonferenz insbesondere bei diesem Thema vorankommen. Die Islamkonferenz hat besonders im Bereich des Religionsunterrichts und der Ausbildung islamischer Theologen an deutschen Universitäten wichtige Grundlagen gelegt. Dass sie als Imame an deutschen Moscheen arbeiten, ist aber noch immer nicht selbstverständlich, weil unter anderem der praktische Teil der Ausbildung fehlt. Auch hierfür sucht Seehofer nach Lösungen.
Die Anerkennung der muslimischen Religionsgemeinschaften scheitert vor allem an ihrer unklaren Mitgliederstruktur. Anders als etwa die Kirchen führen Moschee-Gemeinden keine Mitgliederregister. Die Zahl der Muslime in Deutschland kann daher nur geschätzt werden. Laut einer aus dem Jahr 2016 stammenden Hochrechnung des Forschungszentrums im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge liegt die Zahl der Muslime in Deutschland zwischen 4,4 und 4,7 Millionen.
Nur eine Minderheit von ihnen wird von Verbänden wie Ditib oder dem Zentralrat der Muslime vertreten. Zur Islamkonferenz in dieser Wahlperiode sollen daher auch mehr als in der Vergangenheit Einzelpersonen und Vertreter muslimischer Initiativen eingeladen werden, um die ganze Bandbreite des muslimischen Lebens in Deutschland abzubilden.