„Ein Drittel der Konzertbesucher kam aus Spaichingen und Rottweil“
Seit 57 Jahren spendiert die Stadt Trossingen den Spaichinger Abokartenbesitzern einen kostenlosen Shuttlebus
- Wenn am Donnerstag, 29. November, um 20 Uhr im Konzerthaus Trossingen der Cellist Peter Nouzovsky mit dem Kammerorchester des Nationaltheaters Prag die ersten Töne von Schubert, Haydn, Boccherini oder Respighi erklingen lässt, werden auch wieder 20 Spaichinger, die mit dem Shuttlebus kutschiert worden sein werden, die Ohren spitzen. Regina Braungart hat sich mit dem Kulturbeauftragten der Stadt Trossingen, Frank Golischewski, darüber unterhalten.
Herr Golischwerski, der Shuttlebus fährt seit fast 60 Jahren. Wie kam es damals dazu?
Das Konzerthaus wurde 1960 gebaut, und von Anfang an bezahlte die Stadt Trossingen den Shuttlebus von Rottweil und Spaichingen, sodass bis ein Drittel der Gäste, also bis 300 Besucher, aus diesen beiden Städten kam. Zu der Zeit gab es ja zwischen Stuttgart und Zürich sonst kein Konzerthaus in der Größe. Es ist ein Angebot für Abokartenbesitzer. Da das System der Abos aber insgesamt derzeit zurück geht, sind es von Rottweil noch rund 50 Gäste, von Spaichingen rund 20.
Das Angebot bezieht sich auf die Konzerte, die die Stadt Trossingen organisiert?
Ja, das Klassikabo, also die fünf Konzerte, die zwischen Oktober und Mai stattfinden. Dafür finanziert die Stadt den Shuttlebus.
Das ist aber großzügig...
Ja. Wir haben eine Umfrage gemacht, und da haben die meisten Abokartenbesitzer aus den beiden Städten gesagt, sie würden ohne den Bus keines mehr kaufen. In manchen Fällen ist das also ein Nullsummenspiel. Man war damals stolz, dass man diese tollen Konzerte veranstalten konnte, die das Konzerthaus füllten. Und man wusste: Ohne kommen 50 Prozent nicht.
Was kostet so ein Abo?
Es fängt mit 57 Euro im zweiten Platz an, das hängt natürlich von der Kategorie ab. Dann gibt es Schülerabos und Ermäßigungen.
Wo fährt der Bus ab?
In Spaichingen am Bahnhof um 19.30 Uhr vor jedem Konzert, in Rottweil ab 19.05 Uhr von vier Haltestellen ab.
Wer sind die Leute, die hier immer von Spaichingen nach Trossingen mit dem Bus fahren?
Viele Abonnenten sind seit zehn, 20, 30 Jahren dabei. Ich vermute, der überwiegende Teil ist älter.
Aber der Bus macht doch Sinn, auch in Hinblick auf den Umweltschutz, und weil die Abozeit über den Winter geht?
Ja, wir haben uns die Buslösung sogar für Trossingen gedacht, weil der Ticketverkauf immer beim ersten Schneefall total zurück geht. Es ist umweltfreundlich, sozial, und es hilft vor allem älteren Leuten, die sich nicht sorgen müssen, wie sie hin und zurück kommen. Und man braucht sich keine Gedanken zu machen, wenn man mal ein Gläschen trinkt. Wenn sich mehr entschließen würden, Abos zu kaufen, würden wir bestimmt einen größeren Bus einsetzen.
Aber wenn der Bus direkt nach dem Konzert wieder fährt, dann gibt es wenig Zeit für ein Gläschen, oder?
Naja, man kommt gegen 19.45 Uhr an, da ist schon noch Zeit für einen Sekt. Und dann ist ja auch noch die Pause. Ich kenne die Shuttlebuslösung von den Festivals, zum Beispiel auf dem Schloss Grafeneck bei Wien. Aber die kosten zusätzlich.