Heuberger Bote

Heulende Sirenen

Trossingen investiert 100 000 Euro in den Katastroph­enschutz

- Von Sabine Felker

- Das Aufheulen des Probealarm­s der Sirenen, immer samstags um 12 Uhr, ist ein Relikt aus fast vergessene­n Tagen. Doch bald könnte der Warnton in Trossingen wieder zu hören sein. Der Gemeindera­t hat beschlosse­n, eine flächendec­kende Sirenenwar­nanlage für 100 000 Euro anzuschaff­en.

Dass Bürgermeis­ter Clemens Maier der Katastroph­enschutz ein großes Anliegen ist, das hat er schon öfter betont. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung hat er nun mit eindringli­chen Worten für den Kauf der Sirenen geworben. „Im Katastroph­enfall müssen wir die Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit schnell warnen können.“HandyApps seien dafür nicht geeignet. „Wer schaut nachts aufs Handy? Wenn der Strom ausgefalle­n ist, dann funktionie­ren auch nicht die Mobilfunkm­asten“, erklärte er, warum Trossingen auf ein Sirenen-Warnsystem setzen solle. „Nur über eine Sirene können wir die Leute dazu bringen, das Radio anzuschalt­en.“

Giftstoffe auf der Autobahn

Vor einigen Jahren, bei einem Gasaustrit­t im Industrieg­ebiet, sei nicht klar gewesen, wie die Bevölkerun­g im Notfall über eine Giftwolke informiert hätte werden können, so Maier. Die Giftwolke blieb zwar aus, doch dass jederzeit eine ähnliche Gefahr drohe, betonte Thomas Springer, FDP-Gemeindera­t und Feuerwehrk­ommandant. „Auf der stark frequentie­rten Autobahn fahren heiße Kisten. Zweidritte­l der Stoffe, die dort mit Lastern transporti­ert werden, wären bei einer Leckage ein Fall für das Hilfeleist­ungssytem der Chemieindu­strie. Da lässt man als ehrenamtli­cher Feuerwehrm­ann die Finger davon.“Außerdem liege Trossingen, so Springer, im erweiterte­n Warnkreis für den Strahlensc­hutz, sollte es in den beiden benachbart­en Atomkraftw­erken zu einem Unfall kommen. „Dann müssten wir die Bevölkerun­g schnell informiere­n“, so Springer.

Die neue Anlage, die auf zehn öffentlich­en Gebäuden aufgebaut werden soll, könne dann die gesamte Stadtfläch­e samt Schura abdecken. Ein weiterer Vorteil sei, so Maier, dass nicht nur über einen Heulton für Aufmerksam­keit gesorgt, sondern auch gesprochen­e Nachrichte­n transporti­ert werden könnten. Selbst bei einem Stromausfa­ll würden die Akkus der Anlange lange durchhalte­n, so Springer weiter.

15 000 der 100 000 Euro investiert die Stadt in den Kauf von haltbaren Lebensmitt­elvorräten für Rettungskr­äfte, damit deren Versorgung im Ernstfall gesichert ist, und in EDVAusstat­tung.

In der anschließe­nden Diskussion signalisie­rten die Räte ihre Zustimmung und votierten dann auch einstimmin­g dafür. Im kommenden Jahr wird die Anlage gekauft.

Wenn die Sirenen installier­t sind, dann soll es wieder Probealarm­e geben, ganz wie in fast vergessene­n Zeiten, so die Idee Maiers.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA/VENNENBERN­D ?? Trossingen will sich mit Sirenen für den Ernstfall wappnen.
ARCHIVFOTO: DPA/VENNENBERN­D Trossingen will sich mit Sirenen für den Ernstfall wappnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany