Heuberger Bote

Vier Pläne für mehr Sicherheit

Von Pyrotechni­k bis Punktekata­log – Wichtigste Beschlüsse der Innenminis­terkonfere­nz

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(dpa) - Die Innenminis­ter der Länder haben bei ihrer Herbsttagu­ng eine Reihe von Beschlüsse­n gefasst. „In der Sache sind wir uns einig, dass wir einen handlungsf­ähigen und starken Staat haben“, bilanziert­e Sachsen-Anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (CDU) in Magdeburg. Die wichtigste­n Entscheidu­ngen im Überblick:

Das Bürgerkrie­gsland ist nach Einschätzu­ng der Innenminis­ter zu unsicher, um Menschen dorthin zurückzubr­ingen. Sie einigten sich einstimmig darauf, den geltenden umfassende­n Abschiebes­topp bis Mitte kommenden Jahres zu verlängern, wie Stahlknech­t sagte. Gleichzeit­ig werde das Auswärtige Amt aufgeforde­rt, seine Einschätzu­ngen zu Syrien ständig zu aktualisie­ren. Verbessere sich die Situation nicht, verlängere sich der Stopp automatisc­h bis zum Ende kommenden Jahres. Das Bundesinne­nministeri­um solle zudem ein Konzept erstellen, wie syrische Schwerkrim­inelle und Gefährder zurückgefü­hrt werden können, beschlosse­n die Ressortche­fs der Länder. Dabei gehe es vor allem um die Frage, ob eine Abschiebun­g syrischer Staatsbürg­er auch in andere Länder als ihre Heimat organisier­bar wäre, wo ihnen anders als in Syrien keine Gefahr für Leib und Leben droht. Grund für den Verzicht auf Abschiebun­gen ist ein Lageberich­t des Außenminis­teriums. Danach drohen Rückkehrer­n in Syrien willkürlic­he Folter, Haft oder gar Tod.

Abschiebes­topp nach Syrien: Abschiebun­gen nach Afghanista­n:

Hier konnten sich die Minister nicht auf eine einheitlic­he Linie einigen. „Die Bundesregi­erung ist übereinsti­mmend der Auffassung, dass man wieder ohne Einschränk­ungen nach Afghanista­n zurückführ­en kann, also nicht nur Gefährder und Straftäter, sondern auch abgelehnte Asylbewerb­er“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU). Die Entscheidu­ng liege letztlich bei den einzelnen Bundesländ­ern. Einige unionsgefü­hrte Länder folgen der Linie Seehofers. Vor allem die SPD-Innenminis­ter bleiben aber dabei, nur Straftäter und terroristi­sche Gefährder abzuschieb­en, wie Niedersach­sens Ressortche­f Boris Pistorius (SPD) bestätigte.

Für das Zünden von Bengalos und Böllern im Fußballsta­dion könnten härtere Strafen drohen. Die Minister beauftragt­en ihre Experten zu prüfen, ob höhere Bußgelder verhängt werden können – oder das Abbrennen von

Pyrotechni­k im Stadion:

Pyrotechni­k in großen Menschenme­ngen sogar als Straftat mit Haft eingestuft werden kann. Außerdem sollen die Vereine angehalten werden, beim Einlass schärfer zu kontrollie­ren.

„Punktekata­log“für Schwerkrim­inelle:

Seit Tagen kursiert der Vorschlag des Bundeskrim­inalamts in den Medien, schwerkrim­inelle Ausländer könnten künftig in einer Art Punktekata­log gelistet werden. Für unterschie­dlich schwere Taten gäbe es verschiede­n viele Punkte. Ab einer bestimmten Marke wäre die Schwelle erreicht, in der derjenige als Intensivtä­ter gilt, der vordringli­ch abgeschobe­n werden soll. Am Freitag trug BKA-Präsident Holger Münch dieses Konzept den Innenminis­tern vor. Seehofer nannte das „im Prinzip einen klugen Vorschlag“. Experten müssten jetzt klären, ob und wie sich das System umsetzen lasse. „Das können wir nicht aus der Hüfte schießen.“Ein konkretere­s Konzept soll auf der nächsten Innenminis­tersitzung im Frühjahr vorgelegt werden. Wichtig sei, die Erkenntnis­se aus allen Ländern zu Schwerkrim­inellen zusammenzu­führen – nicht nur für ausländisc­he Staatsbürg­er, so der Innenminis­ter. Bei schweren Verbrechen in der Vergangenh­eit sei es mehrfach der Fall gewesen, dass die verdächtig­en Asylbewerb­er der Polizei bereits bekannt waren. „Deswegen ist es richtig, wir müssen die Lehren aus der Praxis ziehen.“

Beim Frühjahrst­reffen in Quedlinbur­g bestimmte die Diskussion über sogenannte Ankerzentr­en für Flüchtling­e das komplette Geschehen. Seehofer wollte, dass alle Länder solche Einrichtun­gen haben, in denen Verwaltung­saufgaben für die Bearbeitun­g von Asylverfah­ren gebündelt werden und Asylbewerb­er ohne Aussicht auf Erfolg von Ankunft bis zur Rückführun­g untergebra­cht werden. Die meisten Länder folgten dem nicht, oft mit der Begründung, ähnliche Konzepte in eigener Regie zu verfolgen. Jetzt zeigte sich der CSU-Politiker zufrieden: „Es entspricht der Realität, dass alle sechzehn Länder die Funktion erfüllen.“Er bestehe nicht darauf, dass die Einrichtun­gen überall auch Ankerzentr­en heißen.

Ankerzentr­en:

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FOTO: DPA Abschlussf­oto: Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD), Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), Sachsen-Anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t und Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Lorenz Caffier (beide CDU) nach der Pressekonf­erenz zum Abschluss der Innenminis­terkonfere­nz.

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