Wie das Ahornblatt zu seiner Herbstfärbung kommt
Nach Abbau von Blattgrün dominieren in den Wäldern derzeit Rot und Orange
- Von wegen trüber November! Wer dieser Tage seinen Blick über den Boden schweifen lässt, findet so manches Blatt, dessen Farben regelrecht leuchten. Wie kommt es, dass das sommerliche Grün im Herbst einem strahlenden Gelb, Orange oder gar Rot weicht? Für die Laubverfärbung verantwortlich sind bestimmte biochemische Prozesse im Blattinnern.
Alles beginnt damit, dass ein Baum vor dem Laufabwurf die wertvollen Nährstoffe aus den Blättern zieht, die im Blattgrün (Chlorophyll) eingebaut sind. Vor allem der Stickstoff ist für Holzpflanzen kostbar, und er findet sich reichlich dort. Folglich ziehen die Bäume und Sträucher die Chlorophyll-Bestandteile in die Zweige zurück. Lediglich Bäume, die reichlich pflanzenverfügbaren Stickstoff haben, wie etwa die Erle, tun das nicht. Erlenblätter verfärben sich daher nur selten.
Was für ein Unterschied etwa zum Spitzahorn, dessen Blatt das nebenstehende Foto ziert. Kaum dominiert das Grün nicht mehr im Laub, schon zeigen sich andere, darunterliegende Farbtöne: Vor allem Gelbund Orangetöne sind im Sommer vom Blattgrün überdeckt worden und treten jetzt im Herbst, nach dessen Abbau, zum Vorschein. Carotinoide heißen die Pigmente – nach der Karotte, in der sie auch vorhanden sind.
Rottöne werden neu gebildet
Neu gebildet wird bei manchen Bäumen und Sträuchern allerdings das Rot. Das resultiert aus einer Umwandlung: Wenn die Tage warm und die Nächte kalt sind, dann gelingt es den Bäumen und Sträuchern oft nicht mehr, den mit dem restlichen Blattgrün via Photosynthese gebildeten Zucker abzutransportieren und in Stamm und Wurzel einzulagern. Der Zuckersaft, der mithilfe von Licht aus Kohlendioxid und Wasser entstanden ist, wird also umgebildet. Das Ergebnis nennen die Biochemiker „Anthocyan“, ein Farbstoff, der etwa auch die Apfelbäckchen rot färbt. Das Rot entsteht vor dem Laubabwurf – zuerst an den äußersten Spitzen der Äste und Zweige. Just da, wo die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht am größten sind.
Warum Laubbäume ihre Blätter abwerfen
Bleibt noch die Frage, warum Laubbäume ihre Blätter im Herbst überhaupt abwerfen, während die meisten Nadelbäume im Winter grün und benadelt bleiben. Die Antwort liegt in der Gefahr von Bodenfrösten: Laubbäume haben viel Blattmasse, über die sie laufend große Mengen an Wasser verdunsten. Dadurch entsteht ein Sog, mit dem sie das zum Leben nötige Wasser aus dem Boden ziehen. Wenn nun im Winter der Boden gefriert, dann bräche der Wassernachschub ab. Daher verordnen sich die Laubbäume im Winter eine „Verdunstungspause“, um im Frost nicht zu vertrocknen.
Nadelbäume dagegen sind von Natur aus Wassersparer und geraten bei Frost nicht so leicht in Trockenstress. Nur die Lärche wirft ihr Nadelkleid ab – als Bewohnerin sehr trockener, inneralpiner Hochgebirgslagen erträgt sie dafür auch mehr Winterfröste als Tanne oder Fichte.