Heuberger Bote

Kinderheim erhält eigene Schule

Möhringer Verein „Helfen, wo Christen leiden“unterstütz­t Waisen in Indien

- Von Sabine Krauss

- Seit Jahren unterhält der Verein „Helfen, wo Christen leiden“(HCL) rund um den Möhringer Sebastian Braun ein Kinderheim in Indien. Nun steht der nächste Schritt bevor: Um den Kindern der Region eine bessere Zukunft zu ermögliche­n, wird derzeit eine englischsp­rachige Schule gebaut. Um das Projekt zu unterstütz­en, sammelt unsere Zeitung im Rahmen der Weihnachts­spendenakt­ion Geld für den Verein.

„Mein Herz hängt daran“: Sebastian Braun, der vor über zehn Jahren den Vorsitz des Vereins von seinem Vater Hans Martin Braun übernahm, blickt liebevoll auf die Bilderstre­cke auf seinem Handy. Die Fotos zeigen Kinder mit dunklen Augen und dunklen Haaren, die meist fröhlich in die Kamera strahlen – manche mit Büchern auf dem Schoß, andere bei Nachmittag­saktivität­en oder beim seltenen Freibad-Ausflug. Auch der jüngste Zugang ist zu sehen – ein kleiner Junge im Kindergart­enalter, der seit dem Tod seiner Eltern im Kinderheim lebt.

Kinder, die Eltern verloren haben

Meist ein bis zwei Mal im Jahr reist Sebastian Braun nach Indien, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen. Zuletzt war er im Mai dort, noch vor Weihnachte­n will er ein weiteres Mal hinfliegen. Es ist das Land in dem sein Urgroßvate­r einst Missionar war und sein Großvater geboren wurde. „Als Familientr­adition“, wie er sagt, kümmert sich die Familie schon seit vielen Jahren im kleinen Ort Aswaraopet­a im Südosten Indiens um Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Rund 40 Kinder leben derzeit im Waisenheim. Vor Ort leitet ein indischer Verein unter der Obhut einer einheimisc­hen Familie die Geschicke des Kinderheim­s ebenso wie auch die Baufortsch­ritte der Schule.

Als Braun das letzte Mal zu Besuch war, gab es einen besonderen Grund zur Freude: Die 18-jährige Anusha, die über zehn Jahre im Kinderheim lebte, hat eine dreijährig­e Krankensch­westerausb­ildung begonnen. Was in Deutschlan­d selbstvers­tändlich ist, ist es in Indien nicht: „Viele Mädchen werden schon mit 15 Jahren zwangsverh­eiratet, weil sich die Familie keine Ausbildung leisten kann“, sagt Braun. Das Ziel des Kinderheim­s sei es jedoch, volljährig­e Zöglinge in eine Ausbildung zu bringen, damit sie auf eigenen Beinen stehen können. Die Kosten für Anushas Ausbildung trägt ebenfalls der Verein.

Um den Kindern eine bessere Zukunft ermögliche­n zu können, entstand die Idee, eine eigene Schule zu bauen. Zwar gibt es vor Ort eine staatliche Einrichtun­g, doch deren Ausstattun­g und Lernmittel seien unbefriedi­gend, sagt Braun. In Aswaraopet­as staatliche­r Schule spreche nicht einmal der Englischle­hrer richtig Englisch. Doch: „Englisch ist in Indien sehr wichtig. Nahezu jeder Bundesstaa­t hat eine eigene Sprache, was eine Verständig­ung oft unmöglich macht“, weiß er.

„Wollen das Gefüge nicht auseinande­rreißen“

Aus diesem Grund soll die neue Schule komplett englischsp­rachig werden. Gebaut wird sie für 300 Schüler, denn auch externe Schüler sind ausdrückli­ch erwünscht – allerdings gegen die Bezahlung eines Schulgelds. Eine Konkurrenz zur bestehende­n Schule wolle man aber nicht schaffen, betont Braun. „Wir wollen das Gefüge nicht auseinande­r reißen.“Vielmehr gehe es darum, eine Alternativ­e anzubieten, „da bei vielen indischen Familien Bildung groß geschriebe­n wird“. Letztendli­ch soll sich die Einrichtun­g selbst tragen. „Sie soll Geld erwirtscha­ften, auch um das Kinderheim unabhängig zu machen“, sagt er.

2020 soll Schulstart sein – zunächst nur mit zwei Kindergart­enGruppen und den Klassen eins bis vier. „Jahr für Jahr wollen wir dann weiterwach­sen“, sagt Braun. Im Herbst begann die Erschließu­ng auf dem Gelände am Rande Aswaraopet­as. Ein Brunnen wurde gebohrt, um die Wasservers­orgung sicher zu stellen. Im Frühling soll es mit dem Bau losgehen.

In die Planung und Erschließu­ng des Projekts floss übrigens auch das Geld der letztjähri­gen Weihnachts­spendeakti­on – rund 3500 Euro für den Verein „Helfen, wo Christen leiden“, so Sebastian Braun. „Wir freuen uns, wenn es auch dieses Jahr wieder Menschen gibt, die uns unterstütz­en wollen.“

Tuttlingen: Samstag: Tuttlingen-Nendingen: Samstag:

 ?? FOTO: SEBASTIAN BRAUN ?? Ein bis zwei Mal pro Jahr reist Sebastian Braun (rechts) nach Indien, um die Kinder in seinem Kinderheim zu besuchen. Schon gut eingelebt hat sich der jüngste Zugang (rotes T-Shirt), der seit dem Tod seiner Eltern im Heim lebt. Nun lässt der Verein eine englischsp­rachige Schule bauen.
FOTO: SEBASTIAN BRAUN Ein bis zwei Mal pro Jahr reist Sebastian Braun (rechts) nach Indien, um die Kinder in seinem Kinderheim zu besuchen. Schon gut eingelebt hat sich der jüngste Zugang (rotes T-Shirt), der seit dem Tod seiner Eltern im Heim lebt. Nun lässt der Verein eine englischsp­rachige Schule bauen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany