Ein Pedaltritt näher an der fahrradfreundlichen Kommune
Tuttlingen ist in Arbeitsgemeinschaft aufgenommen – Stadtverwaltung macht „Lichteraktion“im Morgengrauen
(dh) - Tuttlingen ist noch nicht offiziell „fahrradfreundlich“, aber zumindest auf dem Weg dahin: Die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen, der 70 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg angehören, hat die Stadt laut Pressemitteilung jetzt offiziell aufgenommen. Zum Auftakt waren Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Morgengrauen des Nikolaustags für eine Fahrradaktion in der Stadt unterwegs.
Um kurz vor acht Uhr ist es Dr. Christoph Schmidt, den Hans-Jürgen Gems vom Ordnungsamt per Handzeichen am Rathaussteg anhält. Der Arzt ist bei morgendlicher Dunkelheit geradezu vorbildlich unterwegs: An seinem Fahrrad sorgt der Dynamo für Licht, zusätzlich trägt er eine neongelbe Jacke mit Reflektoren – und natürlich einen Helm.
So fahre er im Winter jeden Tag in seine Praxis in der Liptinger Straße, erzählt Schmidt. Dass er dabei Licht am Fahrrad hat, ist für ihn selbstverständlich. Und er meint: „So eine Warnweste sollten zu der Jahreszeit noch mehr tragen.“Für soviel Verantwortungsbewusstsein gibt’s vom Ordnungsdienst ein Herz aus Schokolade.
„In Tuttlingen kann man gut Fahrrad fahren“, gibt Schmidt den StadtMitarbeitern noch mit auf den Weg. „Die Leute müssen nur gegenseitig mehr aufeinander schauen“, meint er noch. Dann düst er über den Rathaussteg weiter.
Zwar nicht ganz so gut ausgestattet wie Schmidt, aber zumindest mit Licht seien an diesem Morgen die meisten Radfahrer unterwegs, berichten Gems und Oliver Bock, Stadtplaner und Fahrradbeauftragter der Stadt. „Das hat mich fast überrascht, dass es so viele sind“, meint Gems. Hat dennoch jemand Nachholbedarf, bekommt er keine Verwarnung, sondern die freundliche Aufforderung, das Licht nachzurüsten – verbunden mit einem Gutschein für die Tuttlinger Fahrradhändler.
Weitere Aktionen und Maßnahmen geplant
Die „Lichteraktion“ist eine Anregung der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen. Künftig soll es nicht nur weitere solcher Aktionen geben, sondern auch ein verbessertes Radwegenetz in Tuttlingen. Diverse Maßnahmen hat der Gemeinderat bereits beschlossen (wir berichteten).
Nicht ganz so einig war sich das Gremium beim Beschluss, fahrradfreundliche Kommune zu werden. Neben der Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft ist die Landesauszeichnung an die Erfüllung verschiedener Kriterien geknüpft, etwa eine fahrradfreundliche Infrastruktur zu schaffen und sich politisch für den Radverkehr zu engagieren.
Oberbürgermeister Michael Beck zeigt sich überzeugt: „Die Zukunft gehört dem Fahrrad.“Straßen und Parkplätze seien heute voll, der Pendlerdruck – die Stadt spricht von 17 500 Einpendlern – sei enorm. „Darauf müssen wir mit systematischer Radverkehrsförderung reagieren, denn nur so gelingt die Verkehrswende.“Von der Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft verspricht er sich Austausch und Wissenstransfer, auch für die Förderung des Fußverkehrs.