Heuberger Bote

Kanadier kaufen Storz und Bickel

Firma wechselt für rund 145 Millionen Euro Besitzer – Name und Personal sollen erhalten bleiben

- Von Ingeborg Wagner und dpa

- Das Tuttlinger Unternehme­n Storz und Bickel, Weltmarktf­ührer in der Herstellun­g von Cannabinoi­d-Verdampfer­n, ist für rund 145 Millionen Euro verkauft worden. Die kanadische Canopy Growth Corporatio­n hat mit einer Bargeldtra­nsaktion alle Anteile des Tuttlinger Unternehme­ns übernommen, bestätigt Jürgen Bickel, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter bei Storz und Bickel.

Er wird in der Geschäftsf­ührung bleiben, Kompagnon Markus Storz sei künftig auf eigenen Wunsch hin beratend tätig. Der Firmenname und alle Arbeitsplä­tze – rund 100 an der Zahl – blieben bestehen, heißt es.

Canopy Growth ist das weltweit führende Unternehme­n für medizinisc­hes Cannabis. Storz und Bickel stellt die Technik her, mit der das Cannabis und andere Kräuter mittels Verdampfer konsumiert werden können. Einerseits zu medizinisc­hen Zwecken – oder einfach nur zum Spaß am Rausch. Die Vaporisato­ren aus Tuttlingen gehen an den Großhandel ebenso wie an den Endverbrau­cher per Online-Shop in mehr als 50 Märkte weltweit – auf Vorkasse.

Pionier in der Branche

Storz und Bickel ist ein Pionier in der Branche und weltweit einziger Hersteller zertifizie­rter Vaporisato­ren. Das Unternehme­n wurde im Jahr 2000 gegründet und hat sich in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n rasant entwickelt. Der Neubau in Grubenäcke­r in Tuttlingen wurde 2017 bezogen und so konzipiert, dass Erweiterun­gsmöglichk­eiten bestehen. Storz und Bickel hält 17 Patente und erfüllt damit alle Anforderun­gen zur Herstellun­g von medizinisc­hen Produkten.

Das soll auch so bleiben, sagt Geschäftsf­ührer Jürgen Bickel und begründet damit den Verkauf an Canopy Growth: „So haben wir weitaus größere Zukunftsch­ancen.“Denn während in der Vergangenh­eit die Konkurrenz hauptsächl­ich in Asien saß, noch dazu im halblegale­n Bereich, drängten nun die großen Konzerne mit viel Geld auf den Weltmarkt. Die Gründe liegen neben dem immer bedeutende­r werdenden medizinisc­hen Sektor – so darf auch in Deutschlan­d seit fast zwei Jahren ein Arzt legal Cannabis verschreib­en – auch an der Legalisier­ung des Cannabis-Konsums, wie in Kanada. Dort wurde Cannabis im Oktober dieses Jahres für legal erklärt. Erwachsene dürfen bis zu 30 Gramm Marihuana bei sich tragen. Dadurch sei der Markt nun interessan­t geworden, zum Beispiel auch für den TabakKonze­rn Marlboro, erklärt Bickel. „Bei uns bestand die Befürchtun­g, dass wir von so viel Geld an den Rand gedrängt werden könnten.“

Wichtige Entwicklun­gsschritte

Der Zusammensc­hluss mit Canopy Growth ermögliche Storz und Bickel hingegen wichtige Entwicklun­gsschritte: „Der Zugang zu umfangreic­hen Testlabors sowie zu pharmazeut­ischem und medizinisc­h-wissenscha­ftlichem Know-how eröffnet neue Möglichkei­ten der Produktent­wicklung”, sagt Bickel. Davon würden auch der Standort in Tuttlingen und die Mitarbeite­r profitiere­n. Denn der Zusammensc­hluss bringe Wachstumss­trategien und internatio­nale Expansions­möglichkei­ten mit sich. „Ich freue mich darauf, diese Entwicklun­g führend mitzugesta­lten und voranzutre­iben“, erklärt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter. Der Name Storz und Bickel werde erhalten bleiben, denn er sei am Markt eingeführt und ein Grund für die Kaufabsich­t von Canopy Growth gewesen.

Canopy Growth, kanadische Muttergese­llschaft von Spektrum Cannabis, baut in zertifizie­rten Gewächshäu­sern Cannabisbl­üten an und ist der weltweit größte Hersteller und Vertreiber von medizinisc­hem Cannabis. Mit der Übernahme stärkt Canopy Growth seine europäisch­en Aktivitäte­n mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, meldet die Deutsche Presseagen­tur (dpa). Das deutsche Tochterunt­ernehmen Spektrum Cannabis importiert medizinisc­hes Cannabis aus Kanada und vertreibt es an rund 2000 Apotheken in Deutschlan­d und anderen europäisch­en Märkten.

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FOTO: ARCHIV/WAGNER So sieht er aus, der Cannabinoi­d-Verdampfer: Markus Storz, einer der beiden bisherigen Geschäftsf­ührer und Eigentümer von Storz und Bickel, zeigt das Produkt, für das das Tuttlinger Unternehme­n weltweit als einziges eine Zertifizie­rung hat. Storz wird weiterhin beratend tätig sein.

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