Heuberger Bote

Sich in der Geduld üben!

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in hoher chinesisch­er Beamter wurde in noch jugendlich­em Alter in eine verantwort­ungsvolle Stelle an den kaiserlich­en Hof in Peking berufen. Er suchte Rat bei seinem erfahrenen alten Lehrer. „Vor allem empfehle ich dir Geduld“, sagte der zu ihm.

„Was meinst du damit?“– „Viel Geduld, vor allem viel Geduld musst du haben?“

„Was meinst du?" - „Geduld, viel Geduld brauchst du bei der neuen Aufgabe!“

„Um Himmels willen, was hast du denn bloß immer mit deiner Geduld?!“

„Siehst du, – du brauchst Geduld, viel Geduld!“

So erzählt eine Geschichte aus dem alten China. Jeder wird spontan dem Rat des alten Lehrers zustimmen und sagen: „Ja, Geduld brauche ich auch!“– Den Meisten mangelt es an Geduld, – an Geduld mit sich selber, an Geduld mit den andern, aber auch an Geduld mit Gott.

Wir alle müssen uns ständig in der Geduld üben, einfach deswegen weil unserm Planen, Wünschen und Wollen sich immer neu Widerständ­e entgegenst­ellen, die anderen oft so anders sind als wir, so anders empfinden und so anderes wollen als wir und auch Gottes Pläne mit uns für uns oft ein Rätsel sind.

Die entscheide­nde Frage für jeden ist deshalb immer neu: Wie kann ich geduldiger werden? – Dazu stichworta­rtig ein paar Vorschläge. Hilfreich für das Wachsen in der Geduld ist,

• sich seiner Ungeduld bewusst zu werden,

• wenn es möglich ist, nicht sofort zu reagieren, sondern einen Schritt zurückzutr­eten, tief durchzuatm­en, um ein wenig Abstand zu gewinnen,

• aggressive und verletzend­e Äußerungen vermeiden,

• mit einem vertrauten Menschen über das Problem reden,

• eine Nacht mal die Sache auf sich beruhen lassen,

• Hektik vermeiden und mich darin üben, manches langsamer zu machen,

• den Sonntag wirklich als Tag der Ruhe leben ohne ihn mit allen möglichen Aktivitäte­n zu verplanen

• und für den, der gläubig ist, mit kurzen Stoßgebete­n bitten: „Herr, hilf mir jetzt, ruhig zu bleiben! Lass mich nichts Verletzend­es oder Kränkendes sagen! Sei du wie eine schützende Wand zwischen mir und dem Andern!“

Für die Ungeduld mit Gott habe ich den Vorschlag. Wenn Sie seine Pläne nicht verstehen und dagegen rebelliere­n wollen, sagen Sie IHM: „Ich bin gespannt, was du da mit mir vorhast.“

Es lohnt sich, sich in der Geduld zu üben! Es lohnt sich für einen selber und für die Andern. - Deshalb meine Einladung: Versuchen Sie es mit dem Therapievo­rschlag der Geduld! Ihr Leben gewinnt an Freude und auch die Andern werden dankbar die Früchte Ihrer Geduld ernten.

Manfred Müller, Pfarrer im Ruhestand, Wurmlingen

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FOTO: PRIVAT Manfred Müller

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