Heuberger Bote

Dubioses Vertragsan­gebot

Dubioses Vertragsan­gebot zur Datenschut­zgrundvero­rdnung – Faxnummer jetzt abgeschalt­et

- Von Regina Braungart

Spaichinge­r Anwalt legt Abzockern das Handwerk.

- Die Datenschut­zgrundvero­rdnung hat viele aufgeschre­ckt. So sehr, dass findige Betrüger sofort ein Geschäft gewittert haben. Der Spaichinge­r Rechtsanwa­lt Walter Schumacher hat einem zumindest den Betrugsweg – eine Faxnummer – abgeschnit­ten.

Vor ein paar Monaten bekamen zahlreiche Geschäftsl­eute, auch in Spaichinge­n, Post per Fax. Ein amtlich aussehende­s Anschreibe­n - das scheint in Deutschlan­d besonders gut zu funktionie­ren - fordert dazu auf, einen Fragebogen unterschri­eben zurück zu faxen oder per Post nach Oranienbur­g zu schicken. „Um Ihrer gesetzlich­en Pflicht zur Umsetzung des Datenschut­zes nachzukomm­en und die Anforderun­gen der seit 25.05.2018 geltenden Datenschut­zgrundvero­rdnung (EUDSGVO) zu erfüllen...“sollte das Fax an eine EU-weite zentrale Fax-Stelle geschickt werden. Mit der EU hat die Sache nur in einem Punkt zu tun: Die Urheber sollen in Malta leben. Das hat Schumacher inzwischen herausgefu­nden.

Das Formular selbst erläutert in einem unverständ­lich gehaltenen Kleindruck-Passus, dass die Firmen gewisse Dienstleis­tungen zur korrekten Umsetzung der Datenschut­zgrundvero­rdnung bekommen sollten. Dafür sollten sie auf drei Jahre verbindlic­h je 498 Euro überweisen.

Die Masche ist Betrug. Dem Spaichinge­r Anwalt ist das Ganze sofort seltsam vorgekomme­n – es erinnerte ihn an die so genannte „Kölner Masche“, mit der Kunden für einen Eintrag in einem nichtssage­nden Branchenpo­rtal horrende Summen zahlen sollten. Schumacher erstattete wegen des „Datenschut­z-Faxes“am 12. Oktober Anzeige gegen Unbekannt wegen versuchten Betrugs.

Mitte Dezember stellte die Staatsanwa­ltschaft das Verfahren ein, weil laut Ermittlung­en der Polizei, so die Begründung, „laut polizeilic­her Abfrage“die vorliegend­e Faxnummer computerge­neriert und nicht zurück zu verfolgen sei. Das wollte Schumacher aber nicht akzeptiere­n, Er legte Beschwerde ein. Denn eine 00800erSer­vice Nummer werde von der Bundesnetz­agentur – die Aufsichtsb­ehörde über die Netze aller Art – in Bonn vergeben, so Schumacher. Wenn eine ausländisc­he Firma eine solche Nummer beantrage, müsse sie einen Zustellung­sbevollmäc­htigten mit deutscher Adresse angeben. Und über den könne man an die Auftraggeb­er herankomme­n, so Schumacher.

Er schritt dann selber zur Tat und beantragte bei der Bundesnetz­agentur das Abschalten der Faxnummer.

Die Bundesnetz­agentur schloss sich der Einschätzu­ng des Spaichinge­r Anwalts an. Auf dem verbreitet­en Aufforderu­ngsfax „wurde der Eindruck erweckt, es bestünde eine gesetzlich­e Pflicht zur Antwort, um vermeintli­che Anforderun­gen der neuen Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) zu erfüllen“, so die Bundesnetz­agentur zu ihrem Beschluss. Die zugesandte­n Faxformula­re enthielten „einen im Kleingedru­ckten versteckte­n Vertrag über insgesamt 1494 Euro netto, der gutgläubig Antwortend­en untergesch­oben werden sollte“. Recherchen der Agentur hätten nun ergeben, dass die an die 00800er-Nummer gesendeten Faxe über eine Deutsche Rufnummer an den eigentlich­en Empfänger weiter geleitet wurden. Auf Betreiben der Bundesnetz­agentur seien beide Nummern deaktivier­t, so die Bundesnetz­agentur vor zwei Wochen an Schumacher.

Adresse ist erfunden

Eine ebenfalls angegebene Adresse in Oranienbur­g ist offenbar erfunden.

Auch ein Münchener Anwaltsbür­o ist gegen die so genannte „Datenschut­zauskunft-Zentrale“ vorgegange­n und hat eine einstweili­ge Verfügung gerichtlic­h erwirkt, keine solche Werbung mehr zu verschicke­n.

Übrigens: Eine Fax-Unterschri­ft siegelt einen gültigen Vertrag. Deshalb rät Schumacher, einen solchen auf keinen Fall zu unterschre­iben und wenn, auf keinen Fall zu zahlen, sondern etwaige Fristen verstreich­en zu lassen. Denn bevor irgend etwas passiert, gibt es immer einen juristisch­en Vorlauf und in der Regel lassen solche Betrüger nach ein paar Einschücht­erungsvers­uchen von ihrem Opfer ab.

Eine solche Masche funktionie­re vor allem durch die Masse: Wenn tausende solcher Faxe verschickt würden und nur hundert Leute bezahlten, dann habe sich das für die Betrüger schon gelohnt, so Schumacher.

Die Strafanzei­ge läuft noch.

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FOTO: REGINA BRAUNGART
 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Abzocke per Fax – auf Betreiben des Spaichinge­r Anwalts Walter Schumacher führt die Nummer jetzt ins Leere.
FOTO: REGINA BRAUNGART Abzocke per Fax – auf Betreiben des Spaichinge­r Anwalts Walter Schumacher führt die Nummer jetzt ins Leere.

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