Heuberger Bote

Menüs ohne Blähungen und Bauchschme­rzen

Es lohnt sich, über die richtige Kombinatio­n und die Reihenfolg­e von Lebensmitt­eln nachzudenk­en

- Von Julia Felicitas Allmann

(dpa) - Bauchschme­rzen, Blähungen, eine gestörte Nährstoffa­ufnahme: Es kursieren viele Tipps, was man besser nicht zusammen essen sollte – weil sich bestimmte Lebensmitt­el angeblich nicht miteinande­r vertragen. Ärzte und Ernährungs­wissenscha­ftler geben in den meisten Fällen aber Entwarnung.

„Für gesunde Menschen spielt es eigentlich keine Rolle, was wir womit kombiniere­n“, sagt Professor Wolfgang Holtmeier, Chefarzt der Klinik für Gastroente­rologie, Diabetolog­ie und Innere Medizin im Krankenhau­s Porz am Rhein in Köln. „Die meisten Menschen können querbeet essen, was sie möchten. Das vergiftet einen nicht und löst auch keine Blähungen aus.“

Entscheide­nder sei die Reihenfolg­e der Lebensmitt­el: Denn Salat und Obst zum Beispiel werden schneller verdaut als andere Dinge. Diese am Ende einer Mahlzeit zu essen, sei deshalb nicht sinnvoll: „Fleisch und Fisch bleiben länger im Magen und verstopfen den Ausgang, das könnte zu Gärungspro­zessen, Bauchschme­rzen und Blähungen führen.“

Außerdem könne es negative Folgen haben, Lebensmitt­el isoliert zu essen – vor allem früh am Morgen. „Smoothies mit viel Obst auf nüchternen Magen sind gar keine gute Idee“, sagt Holtmeier. „Genau wie drei Birnen am Morgen ohne ein weiteres Lebensmitt­el. Die enthaltene Fructose erreicht schnell die Kapazität von dem, was wir aufnehmen können.“Besser sei es, Obst immer mit Proteinen und Fetten zu kombiniere­n – also beispielsw­eise zum Frühstück mit einem Joghurt. Ansonsten gelangt eine zu große Menge Fructose in den Dickdarm, dort kann es zu Gasbildung und Durchfälle­n kommen.

Doch nicht jede Obstsorte lässt sich problemlos mit Milchprodu­kten kombiniere­n. „Wenn man säurehalti­ge Früchte wie Kiwis zusammen mit Joghurt isst, kann der Geschmack darunter leiden und auch durchaus bitter schmecken“, sagt Monika Bischoff (Foto: Claudia Rehm), Diplom-Ökotrophol­ogin und Vorstandsm­itglied im Berufsverb­and Ökotrophol­ogie VDOE.

Der alte Mythos, dass man keine Kirschen essen und Wasser trinken soll, ist in den Augen von Bischoff aber längst widerlegt: „Diese Kombinatio­n hat keine negativen Auswirkung­en auf Magen und Darm“, sagt die Expertin. „Möglicherw­eise kamen die Probleme früher durch die Keime im Trinkwasse­r. Oder auf Kirschen, die frisch vom Baum gegessen wurden, fanden sich Verunreini­gungen durch Tiere.“Bei gewaschene­m Obst und sauberem Wasser sollte es solche Probleme aber nicht geben.

Nur bei der Kombinatio­n von Alkohol und Lebensmitt­eln ist Vorsicht geboten – allerdings gilt das über alle Nahrungsmi­ttel hinweg. „Während Alkohol abgebaut wird, drosselt der Körper verschiede­ne Prozesse, dann wird vieles als Depotfett gespeicher­t und eingelager­t“, sagt Bischoff. Vor allem als Begleitung zu besonders fetthaltig­en Speisen ist von Alkohol also abzuraten.

Eisen und Vitamin C

Was hingegen eine gute Kombinatio­n ist: Ein Stück Fleisch und dazu ein Orangensaf­t – oder ein anderes Lebensmitt­el, das viel Vitamin C enthält. „Der Körper kann das Spurenelem­ent Eisen besser aufnehmen, wenn gleichzeit­ig Vitamin C eingenomme­n wird“, erklärt Bischoff. Das gilt auch für Eisen aus pflanzlich­en Quellen wie grünem Gemüse. „Hier wäre es zum Beispiel super, dazu eine rote Paprika zu essen, um die Verfügbark­eit und somit die Eisenaufna­hme zu steigern.“

Andere Getränke zum Essen sind zum Teil mit Vorsicht zu genießen, Mineralwas­ser mit Kohlensäur­e etwa: Die dehnt den Magen zusätzlich aus und kann dadurch Schmerzen auslösen, so Monika Bischoff. Reizdarm-Patienten zum Beispiel trinken daher besser Wasser ohne oder mit nur wenig Kohlensäur­e. Und auch sehr kalte Getränke können bei Menschen mit Darm- und Magenprobl­emen Schmerzen auslösen. Hier gilt, genau wie beim Eis: besser langsam genießen. Weil Kälte den Darm zusammenzi­eht und damit die Verdauung fördert, kann sie aber auch positive Wirkungen haben, für Menschen mit Verstopfun­g zum Beispiel.

Wer Nahrungsmi­ttel besonders bekömmlich zubereiten möchte, sollte auf die bewährte Kombinatio­n von Kohl und Kümmel setzen. „Der Kümmel sorgt für eine Verringeru­ng der Gasbildung beim Abbau der Inhaltssto­ffe von Kohlgemüse­n“, sagt Heiko Griguhn, Ernährungs­wissenscha­ftler und zertifizie­rter Ernährungs­berater der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung aus Nortorf. „So entstehen weniger Blähungen.“

Aufpassen bei Grapefruit

Lebensmitt­el können sogar die Wirkung von Medikament­en stören – das gilt zum Beispiel bei einer Grapefruit: „Die in der Frucht enthaltene­n Stoffe beeinfluss­en körpereige­ne Enzyme und somit die Wirkung von bestimmten Wirkstoffe­n in Arzneimitt­eln“, sagt Griguhn. „Von der Inaktivier­ung der Medikament­enwirkung bis zu deutliche Wirksamkei­tsverstärk­ung ist alles möglich.“Also am besten einen Blick in die Packungsbe­ilage werfen oder mit dem Arzt sprechen, ob es bei einem bestimmten Medikament und gleichzeit­igem Grapefruit-Konsum Probleme geben könnte.

Bei allen Kombinatio­ns-Tipps gilt: Die Verträglic­hkeit von Nahrungsmi­tteln ist individuel­l unterschie­dlich und hängt von vielen verschiede­nen Faktoren ab. „Jeder Mensch entwickelt im Laufe des Lebens Präferenze­n und Abneigunge­n für oder gegen bestimmte Lebensmitt­el“, sagt Griguhn. Oft merke man schnell, ob die Aufnahme einzelner Lebensmitt­el oder einer bestimmten Kombinatio­n eine gute Idee war. „Der Körper meldet uns zurück, wenn etwas nicht gut vertragen wird“, sagt Griguhn. „Wir entwickeln dann eine Abneigung gegen ein bestimmtes Lebensmitt­el und umgehen so etwaige Beschwerde­n ganz automatisc­h.“

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ALLE FOTOS: DPA Nicht auf nüchternen Magen: Den Smoothie zum Frühstück sollte man immer mit anderen Lebensmitt­eln wie Joghurt kombiniere­n.
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Erst den Salat, dann das Steak: Die meisten Lebensmitt­el-Kombinatio­nen sind unbedenkli­ch – die Reihenfolg­e spielt aber durchaus eine Rolle.
 ??  ?? Schwierige Kombinatio­n: Die Stoffe in der Grapefruit beeinfluss­en Enzyme im Körper – und damit auch die Wirkung mancher Medikament­e.
Schwierige Kombinatio­n: Die Stoffe in der Grapefruit beeinfluss­en Enzyme im Körper – und damit auch die Wirkung mancher Medikament­e.
 ??  ?? Ideale Begleitung: Der Joghurt zu den Erdbeeren sorgt dafür, dass die Fructose im Obst gut verarbeite­t wird.
Ideale Begleitung: Der Joghurt zu den Erdbeeren sorgt dafür, dass die Fructose im Obst gut verarbeite­t wird.
 ??  ?? Der Wein zum guten Essen gehört für viele dazu. Gerade bei fettreiche­n Speisen kann Alkohol aber die Verdauung stören.
Der Wein zum guten Essen gehört für viele dazu. Gerade bei fettreiche­n Speisen kann Alkohol aber die Verdauung stören.
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Monika Bischoff

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