Heuberger Bote

Die malerische Poesie der kleinen Dinge

Galerie Tabak in Renquishau­sen eröffnet Ausstellun­g „Fragmente“

- Von Siegrid Bruch

- Die Ausstellun­g „Fragmente“von Rainer MüllerTomb­rink ist am Sonntagvor­mittag in der Galerie Tabak in Renquishau­sen eröffnet worden. Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer stellte den Künstler aus Hamburg, der seit einigen Jahren in Irndorf wohnt, vor, Gabriela Schwan hielt die Einführung.

Am Anfang war das Fundpapier. Schon als Student zeichnete und malte Rainer Müller-Tombrink auf Packpapier, betont Gabriela Schwan. Er hat zum Beispiel die weggeworfe­nen Zeichnunge­n seiner Mitstudent­en in der Malklasse der Hochschule für Bildende Künste geglättet und sie weiterverw­endet. Diesem Prinzip ist er treu geblieben.

Das benutzte und zufällige, das vorgefunde­ne und weggeworfe­ne Material wurde die Bühne, auf der sich seine Malerei entwickelt­e. Ein moralisier­ender Recycling-Gedanke liegt dem Künstler dabei aber völlig fern. Vielmehr möchte er uns in einer Zeit der klinisch reinen Oberfläche­n und der aufgeräumt­en Gärten die Schönheit in der Wahrheit des vermeintli­ch Unästhetis­chen zeigen.

Im neuen Kontext bekommen Objekte neue Qualitäten

Müller-Tombrink interessie­rt die malerische Poesie der kleinen Dinge, der übersehene­n, banalen Objekte. Die Ausstellun­g trägt den Titel „Fragmente“, weil die dargestell­ten Objekte aus ihrem meist urbanen Umfeld gerissen wurden. Oft ist die Einordnung nicht sofort möglich – und damit spielt der Künstler, denn so sind für ihn neue ästhetisch­e Qualitäten zu entdecken.

Die kleinen Formate sind die Urzelle seiner Kunst, bemalt wie beschriebe­n mit Objekten aus dem Umfeld des Fundortes. Bei den größeren Formaten handelt es sich um komplexere Kompositio­nen mit Hintergrun­d-Andeutunge­n aus dem städtische­n Alltag – eine besondere Art der Milieustud­ie.

Die dargestell­ten Graffiti-Schmierere­ien werden wertfrei als ein Stück Farbe und Form präsentier­t. Die bemalten Fundpapier­e und -kartons werden hier auf Sperrholz aufgezogen. So manche Pappe fand der Künstler unter Hamburger Brücken, wo Obdachlose ihre „Platte“machen.

Eine besondere Inspiratio­nsquelle für den Künstler war der Hamburger Hafen mit seinen Schiffswän­den und Streichpfä­hlen. Dabei wurden vor Ort aufgenomme­ne Fotos malerisch überarbeit­et.

Vor vier Jahren tauschte Rainer Müller-Tombrink den Großstadtd­schungel gegen die Schwäbisch­e Alb. Statt anarchisch­er Graffiti studiert er jetzt verstärkt die Vielfalt der Moose, Flechten und Luftalgen im Oberen Donautal – auch hier malenswert­e Strukturen, deren spröde Ästhetik sich nicht jedem erschließt.

Und so endete Gabriela Schwan: „Hauptsache gut gemalt“– wie Max Liebermann einst sagte. Musikalisc­h umrahmt wurde die Vernissage vom Jugendense­mble des Musikverei­ns.

 ?? FOTO: SIEGRID BRUCH ?? Die Ausstellun­g „Fragmente“von Rainer Müller-Tombrink in der Galerie Tabak ist eröffnet. Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer (links) stellte den Künstler (rechts) vor, Gabriela Schwan hielt die Einführung.
FOTO: SIEGRID BRUCH Die Ausstellun­g „Fragmente“von Rainer Müller-Tombrink in der Galerie Tabak ist eröffnet. Bürgermeis­ter Jürgen Zinsmayer (links) stellte den Künstler (rechts) vor, Gabriela Schwan hielt die Einführung.
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