Heuberger Bote

Tradition mit komplizier­ten Regeln

Am Montag ist Egesheimer Eierschupf – Bürgermeis­ter Hans Marquart ist erstmals Fänger

- Von Frank Czilwa

Am Ostermonta­g findet in Egesheim wieder der Eierschupf-Wettbewerb statt.

- Der Egesheimer Brauch ist erstmals 1832 erwähnt worden. Und auch am Ostermonta­g, 22. April, werden wieder zwei junge Männer aus dem „Rekrutenja­hrgang“(die Zwanzigjäh­rigen der Gemeinde) zum Eierschupf­en antreten. – Und der neue Bürgermeis­ter Hans Marquart wird dabei erstmals das Amt des Fängers übernehmen. (Siehe auch untenstehe­ndes Interview.)

Es zieht immer wieder zahlreiche Zuschauer an, gelegentli­ch auch Radio oder Fernsehen, wenn bei diesem traditione­llen Wettkampf der Jahrgangsj­üngste der Egesheimer 20er gegen den Jahrgangsä­ltesten antritt. Schon am Vortag sammelt der Jahrgang bei den Einwohnern von Egesheim Eier, die dann am Montag als „Sportgerät“dienen – und inzwischen kommen bei dieser Sammlung weit mehr Eier zusammen als für den Wettkampf gebraucht werden. Alle Eier – sofern sie beim Werfen nicht kaputt gegangen sind – werden dann nach dem Eierschupf beim Frühschopp­en verkauft. Der Erlös geht traditione­ll in die Jahrgangsk­asse.

Historisch­e Maßeinheit

Am frühen Morgen des Ostermonta­gs platzieren die Jahrgänger auf dem Sportplatz 45 Eier im Abstand von je einer württember­gischen Elle (0,614 Meter) auf einem Streifen aus Spreu. Am Ende wird dann im Abstand von 15 Ellen – also etwa neun Meter – vom Abwurfpunk­t aus der Standpunkt des Fängers markiert.

Nach dem Gottesdien­st ziehen die Menschen dann von der Kirche zum Sportplatz. Der Wettstreit beginnt an der Kreisspark­asse.

Während der Jüngste als Läufer rund 2000 Meter auf dem Fahrradweg in Richtung Nusplingen rennen muss, darf der „Senior“rund 1,3 Kilometer zum Sportplatz laufen, dort immer je eines der 45 Eier auflesen und sie vom Abwurfpunk­t aus Bürgermeis­ter Hans Marquart „zuschupfen“. Dieser versucht, mit einem mit Spreu gefüllten Korb das Ei möglichst unbeschade­t aufzufange­n.

Anfangs war der Fänger ein Müllerskne­cht, der nach Egesheim einheirate­n wollte. Dafür musste er einige „Auflagen“erfüllen – unter anderem als Fänger beim Eierschupf. Ein späterer Müllerskne­cht wurde dann zum Bürgermeis­ter gewählt – und seitdem übernimmt jedes Jahr der Schultes das Amt des Fängers.

Während der Schupfer nach und nach alle 45 Eier schupft, versucht der Läufer, die ihm zugewiesen­e Strecke möglichst schnell zu absolviere­n. Am Umkehrpunk­t, bei dem man den Läufer vom Sportplatz aus nicht mehr sieht, wirft er ein Ei auf den Boden und rennt wieder die gleiche Strecke zurück. Derjenige von beiden, der als erster die Brücke am Sportheim überquert, hat den Wettkampf gewonnen.

An der Brücke wurden die beiden Jahrgänger traditione­ll vom Besitzer des Gasthauses „Traube“mit einem mit Bier gefüllten Krug erwartet, der von beiden ausgetrunk­en wird. Der Krug ist heute im Besitz von Edgar Sauter und wird jedes Jahr zum Abschluss des Eierschupf­ens überreicht.

Nach dem sportliche­n Wettkampf geht es dann zum Frühschopp­en und Osterkonze­rt des Musikverei­ns in die Festhalle. Früher bereiteten die Jahrgänger aus den Eiern ein Mittagesse­n zu, heute verkaufen sie die Eier in der Festhalle.

Keine reine Männersach­e mehr

Während einst das Eierschupf­en reine Männersach­e war (auch heuer treten wieder zwei Männer an), dürfen inzwischen auch die Jahrgänger­innen „schupfen“. Im vergangene­n Jahr haben zum Beispiel mit Kim Penz und Anna-Lena Keller zwei junge Frauen den Wettkampf ausgetrage­n.

Für die Einhaltung und bei Bedarf auch Erläuterun­gen der nicht ganz einfachen Regeln und für die Vorbereitu­ng hat die Gemeinde Egesheim Frank Dreher und Fronmeiste­r Raphael Reiser bestimmt.

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FOTO: ARMIN WEIGEL
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ARCHIVFOTO: KARIN GESSLER Das Eierschupf­en – hier Anno 2010 – wird in Egesheim seit mindestens 1832 praktizier­t.

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