Heuberger Bote

Spaichinge­r Lämmchen für Rom

Bäckermeis­ter Jens Merkt hat das Biskuitgeb­äck als Geschenk für die Armen gebacken

- Von Regina Braungart

Bäckermeis­ter Jens Merkt und Pfarrer Michael Jonas machen Armen eine Freude.

SPAICHINGE­N- Wenn in diesen Tagen arme Menschen in Rom einen süßen Geschmack genießen und eine stärkende Botschaft empfangen, dann liegt das einmal nicht an Ostereiern oder dem päpstliche­n „Urbi et Orbi“-Segen. Sondern am Spaichinge­r Bäckermeis­ter Jens Merkt und seinem Schulfreun­d Michael Jonas – und Spaichinge­r Osterlämmc­hen.

Beim jüngsten Besuch des aus Wehingen stammenden evangelisc­hen Pfarrers in der Heimat kam die Idee auf, als Geschenk für ein besonders festliches Osterfrühs­tück – aus Praktikabi­litätsgrün­den vorverlegt – die Biskuitläm­mer aus der Backstube des Spaichinge­r Bäckermeis­ters, versehen mit einem Fähnchen, als Geschenk an die Armen Roms mitzugeben. Auf den Fähnchen stand „Christus, das Lamm Gottes, hat das Böse überwunden. Der Sieg von Ostern gebe auch Deinem Leben Kraft!“

„Die „Poveri“, wie die Armen hier heißen, waren begeistert vom süßen Geschenk aus Deutschlan­d. Mit dieser Botschaft gingen dann fast 100 Gäste wieder aus dem Saal“, schreibt Pfarrer Jonas auf unsere Fragen. Jonas leitet seit vergangene­m Jahr die einzige evangelisc­h-lutherisch­e Gemeinde in der Ewigen Stadt und war jüngst bei einem Zusammentr­effen mit Papst Franziskus Teil der Ökumene, die auch in Rom vor den Toren und im Vatikan zarte Wurzeln schlägt.

Der Besuch des Papstes war auch der Anlass, dass 2015 an Weihnachte­n ein besonders festliches Mahl für die Armen ausgericht­et wurde. Und nun eben ein festliches Osterfrühs­tück. Aber die Tradition, arme Menschen einzuladen und ihnen in einem besonderen Rahmen dabei nicht nur Stärkung für den Leib, sondern auch für die Seele mitzugeben, ist in der lutherisch­en Gemeinde in Rom viel älter. Seit 20 Jahren gibt es ein wöchentlic­hes Frühstück für die Armen und Obdachlose­n des Viertels immer mittwochs. „Ziel dabei war von Anfang an, die an der Tür Bettelnden nicht nur „abzuspeise­n“, sondern ihnen mit der Einladung zu einem warmen Kaffee und Hörnchen ein einfaches Zeichen der Würde und Annahme zu bieten. Ein kleiner Geldbetrag, Kleidung und Hygieneart­ikel werden dabei auch verteilt“, schildert Jonas die Tradition.

Für dieses Angebot sorgt ein treues Team von Ehrenamtli­chen, so auch jetzt zu Ostern. Viele Kirchen geben den Armen, die um Hilfe bitten, etwas. Die Osterlämme­r aus Spaichinge­n im Rahmen des festlichen Frühstücks seien aber etwas Besonderes gewesen. Die Tradition kenne man so nicht in Rom.

Ganz einfach war die Aktion für den Spaichinge­r Bäckermeis­ter allerdings nicht: Reichen die Formen? Wie bewerkstel­ligen, dass die über hundert Lämmchen frisch bleiben und den weiten Weg nach Rom gut überstehen? Die Lösung: Sie werden in Folie geschweißt und eingefrore­n und dann schnell auf den Weg geschickt. Die Mühe habe sich gelohnt, sagt Merkt, der sich freut, dass ausgerechn­et seine Backstube diesen schönen Brauch in die Ewige Stadt bringt.

In Rom gebe es gefühlt mehr Bedürftige als in deutschen Großstädte­n, meint Jonas. Die Armen, die zur lutherisch­en Gemeinde kämen, seien zum großen Teil Italiener, die im Viertel zum Teil auf der Straße leben. Inzwischen seien aber auch Afrikaner und Osteuropäe­r dabei, aber auch Deutsche Aussteiger. „Die Stadt hat etwas, das Menschen anzieht. Es ist nicht nur das milde Klima“, so Jonas.

Und ein weiterer Deutscher, ein ziemlich wichtiger, war auch beim Osterfrühs­tück dabei: der deutsche Botschafte­r in Italien.

 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ??
FOTO: REGINA BRAUNGART
 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Die Osterlämme­r aus der spaichinge­r Backstube von Jens Merkt sind gut angekommen.
FOTO: REGINA BRAUNGART Die Osterlämme­r aus der spaichinge­r Backstube von Jens Merkt sind gut angekommen.
 ?? FOTO: MICHAEL JONAS ?? So festlich war die Tafel in Rom gedeckt.
FOTO: MICHAEL JONAS So festlich war die Tafel in Rom gedeckt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany