Mueller-Bericht ist nicht das Ende
Eine Entlastung sieht anders aus. So laut Donald Trump in die Welt krähte, dass ihn Robert Mueller in allen Punkten rehabilitiert habe, so falsch lag er damit, wenn man genauer hinschaut. Seit sich auf über vierhundert Seiten nachlesen lässt, was der Sonderermittler an Fakten zusammentrug, ist das Publikum nicht mehr angewiesen auf dürre Zusammenfassungen, wie sie Trumps Justizminister William Barr vorab präsentierte.
Nun ist Mueller nicht der Drachentöter, den manche seiner Widersacher in ihm zu sehen glaubten. Er ist nicht der Rächer im Namen des Gesetzes, der eine Präsidentschaft beendet, die Trumps schärfste Kritiker noch immer für unrechtmäßig halten. Statt Urteile zu fällen, hat er Fakten gesammelt, nicht mehr und nicht weniger. Die aber reichen aus, um zu bezweifeln, was Barr in parteiischer Verkürzung bereits vor Wochen als Fazit zog: dass man Trump keine Behinderung der Justiz vorwerfen könne.
Detail für Detail listet Mueller auf, wie der Präsident maßgebliche Berater anwies, das Justizressort unter Druck zu setzen und dem Chef des Ermittlerteams schon nach kürzester Zeit den Stuhl vor die Tür zu setzen. Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz hat Trump alles in die Waagschale geworfen, um Muellers Recherchen abzuwürgen. Warum dies keine Justizbehinderung sein soll, wird der Justizminister dem Parlament noch einmal erklären müssen.
Denn eines scheint klar: Mit Muellers Bericht ist kein Schlussstrich unter das Kapitel gezogen. Gewiss, der ehemalige FBI-Direktor hat nichts gefunden, was den Anfangsverdacht seiner Untersuchungen bestätigt hätte. Den Verdacht, Trumps Wahlkampfteam könnte 2016 insgeheim mit der russischen Regierung kooperiert haben, um der Rivalin Hillary Clinton zu schaden. Nichtsdestotrotz dürfte die Debatte in die Verlängerung gehen.
Mueller hat den Kritikern des Präsidenten einfach zu viele Anhaltspunkte geliefert, als dass diese nicht ihrerseits nachhaken würden. Sein Bericht birgt Sprengstoff, politischen wie juristischen.