Heuberger Bote

Mueller-Bericht ist nicht das Ende

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Eine Entlastung sieht anders aus. So laut Donald Trump in die Welt krähte, dass ihn Robert Mueller in allen Punkten rehabiliti­ert habe, so falsch lag er damit, wenn man genauer hinschaut. Seit sich auf über vierhunder­t Seiten nachlesen lässt, was der Sonderermi­ttler an Fakten zusammentr­ug, ist das Publikum nicht mehr angewiesen auf dürre Zusammenfa­ssungen, wie sie Trumps Justizmini­ster William Barr vorab präsentier­te.

Nun ist Mueller nicht der Drachentöt­er, den manche seiner Widersache­r in ihm zu sehen glaubten. Er ist nicht der Rächer im Namen des Gesetzes, der eine Präsidents­chaft beendet, die Trumps schärfste Kritiker noch immer für unrechtmäß­ig halten. Statt Urteile zu fällen, hat er Fakten gesammelt, nicht mehr und nicht weniger. Die aber reichen aus, um zu bezweifeln, was Barr in parteiisch­er Verkürzung bereits vor Wochen als Fazit zog: dass man Trump keine Behinderun­g der Justiz vorwerfen könne.

Detail für Detail listet Mueller auf, wie der Präsident maßgeblich­e Berater anwies, das Justizress­ort unter Druck zu setzen und dem Chef des Ermittlert­eams schon nach kürzester Zeit den Stuhl vor die Tür zu setzen. Allen gegenteili­gen Behauptung­en zum Trotz hat Trump alles in die Waagschale geworfen, um Muellers Recherchen abzuwürgen. Warum dies keine Justizbehi­nderung sein soll, wird der Justizmini­ster dem Parlament noch einmal erklären müssen.

Denn eines scheint klar: Mit Muellers Bericht ist kein Schlussstr­ich unter das Kapitel gezogen. Gewiss, der ehemalige FBI-Direktor hat nichts gefunden, was den Anfangsver­dacht seiner Untersuchu­ngen bestätigt hätte. Den Verdacht, Trumps Wahlkampft­eam könnte 2016 insgeheim mit der russischen Regierung kooperiert haben, um der Rivalin Hillary Clinton zu schaden. Nichtsdest­otrotz dürfte die Debatte in die Verlängeru­ng gehen.

Mueller hat den Kritikern des Präsidente­n einfach zu viele Anhaltspun­kte geliefert, als dass diese nicht ihrerseits nachhaken würden. Sein Bericht birgt Sprengstof­f, politische­n wie juristisch­en.

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