Abendstund’ hat Brot im Mund
Morgens essen wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler: eine alte Faustregel, die sich für viele Menschen nicht einhalten lässt. Die Deutschen beherzigen diese Formel mehrheitlich nicht, egal wie oft sie den moralischen Appell „Nach 18 Uhr setzt es an“hören. Jetzt belegt eine Studie, dass reduzierte Kalorienzufuhr am Abend so gar nicht kompatibel mit dem Lebensrhythmus der Bundesrepublik ist. Marktforschern zufolge ist den Deutschen das Abendbrot nämlich besonders wichtig. Die Mahlzeit am Abend
steht demnach vor allem für Ruhe, Austausch und Gemütlichkeit.
Kein Wunder: Morgens wollen Kinder versorgt und der Zug erwischt werden, mittags kommt weder in der Kantine noch beim Schnellimbiss Feinkost-Feeling auf. Abends lässt sich hingegen der Familienrat einberufen, über die Nutzung von Telefonen diskutieren, deren eigentlicher Zweck meist in den Hintergrund tritt, und elegant der Satz „Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst...“einstreuen.
Wenig überraschend auch, was beim Abendbrot nicht fehlen darf: Brot und Wurst sind die wichtigsten Zutaten. Ob die Mehrheit der Befragten mal eine Zeit lang anderswo auf dem Globus gelebt hat? Genau diese Tellerbelag-Komponenten vermisst jeder Deutsche im Ausland, vom Erasmus-Student bis zum Expat. Tomaten und Gürkchen haben im Kontext der gemeinsamen Speisung eher dekorativen Charakter.
Keine Aussage trifft die Studie übrigens darüber, welchen Stellenwert das Abendmenü „Netflix und Mikrowellengericht“genießt. (dre)