Erneute Debatte um das Tanzverbot
Landesbischof July und CDU-Chef Strobl für Feiertagsruhe an Karfreitag
STUTTGART (lsw/KNA) - Der Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, hat am Karfreitag die Bedeutung des Tanzverbots betont. Dieser sei ein Tag, den manche Menschen gerne verdrängten, vergessen machen oder gar wegtanzen wollten, so July. Ihm pflichtete Baden-Württembergs Vize-Ministerpräsident Thomas Strobl (CDU) bei. Zuvor hatten unter anderem Juso-Chef Kevin Kühnert und die NachwuchsGrünen im Südwesten Lockerungen des Tanzverbots gefordert.
Strobl lehnte das ab: „Wir gedenken heute, am Karfreitag, der Kreuzigung Jesu. Für uns Christen ist das ein besonderer, ein stiller Feiertag und ein Tag der Andacht und Besinnung. Der Schutz der Feiertage sei in der letzten Legislatur von Grün-Rot gelockert worden, bemerkte Strobl, der mit den Grünen koaliert. „Wir stehen weiteren Aufweichungstendenzen hart und entschieden entgegen – mit uns ist das nicht zu machen. Wir werden nicht zulassen, dass der Karfreitag zu einem Tag wie jeder andere wird.“Gerade in der immer schnelllebigeren Welt tue es allen gut, wenn man ganz bewusst einen Tag lang innehalten könne. „Das Tanzverbot am Karfreitag ist nach wie vor zeitgemäß“, betonte Strobl.
Im bundesweiten Vergleich war das Feiertagsgesetz im Südwesten lange besonders streng. Ende des Jahres 2015 wurden die Regeln etwas gelockert. An mehreren Feiertagen gilt das Verbot aber noch immer, etwa vor Ostern. Wenn Christen der Kreuzigung Jesu gedenken, herrscht gesetzlich vorgeschriebene Feiertagsstille. Zwischen Gründonnerstag 18 Uhr und Karsamstag 20 Uhr darf nicht öffentlich getanzt werden. Außerdem ist auch das Vorführen bestimmter Kinofilme verboten.
Ungeachtet dieser Kritik aus Kirchenkreisen genehmigte das Verwaltungsgericht der Landeshauptstadt am vergangenen Dienstag, dass die Filmsatire „Das Leben des Brian“am Karfreitag gezeigt werden darf.
Protese gegen Kirchenprivilegien
Allerdings verband das Gericht die Entscheidung mit Auflagen: Der Veranstalter – die Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) – muss dafür sorgen, dass bei der Vorführung im Stuttgarter Weissenburg-Zentrum die Türen und Fenster geschlossen bleiben. In dem Film „Das Leben des Brian“der britischen Komikergruppe Monty Python von 1979 wird Jesus verballhornt. Unter anderem in einer weltbekannten Szene, in der Brian als Jesus-Stellvertreter wider Willen am Kreuz fröhlich singt und pfeift: „Always Look on the Bright Side of Life“.
Mit einer Tanzdemo demonstrierte zudem ein Bündnis aus mehreren Parteien am Karfreitag in Stuttgart für die Trennung von Staat und Kirche. „Wir wollen den Protest laut und öffentlich machen, um auf Missstände hinzuweisen“, sagte Michael Knödler, der stellvertretende Vorsitzende der Stuttgarter Piratenpartei am Karfreitag.
Die Demo richte sich vor allem gegen die Privilegien der Kirchen, etwa im Bereich Arbeitsrecht und in der Finanzierung.