Heuberger Bote

Bewährungs­probe für Industriep­olitiker Altmaier

Monopolkom­mission lehnt Zollern-Antrag auf Joint Venture ab – Sigmaringe­r sind weiter zuversicht­lich

- Von Benjamin Wagener

- Der Fall eines Unternehme­ns aus Sigmaringe­n könnte darüber entscheide­n, ob die von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) skizzierte Industriep­olitik ein ernstzuneh­mendes Konzept für die Zukunft – oder doch nur ein Papiertige­r ist. Der traditions­reiche schwäbisch­e Maschinenb­auer Zollern möchte sein Gleitlager­geschäft mit dem des österreich­ischen Rivalen Miba in einer Gemeinscha­ftsfirma fusioniere­n.

Das Bundeskart­ellamt hält nichts davon und hat das Joint Venture verboten. Nun hat sich auch die Monopolkom­mission gegen den Zusammensc­hluss ausgesproc­hen. Die Allgemeinw­ohlgründe, die eine solche Fusion ausnahmswe­ise möglich machen könnten, seien im Falle von Zollern und Miba nicht gegeben, heißt es in einem am Donnerstag fertiggest­ellten Gutachten, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Die beiden Antragstel­ler seien insbesonde­re bei Gleitlager­n für Großmotore­n, wie sie in Schiffen und Lokomotive­n eingebaut werden, zu stark, sodass potenziell­en Kunden nach einer Fusion die Auswahl fehlen würde.

Nun steht noch eine Stellungna­hme aus – die von Altmaiers eigenem Ministeriu­m. Und dann muss der Minister im Sommer entscheide­n, ob er den Ratschläge­n der Behörden folgt – oder ob er sich über sie mit einer Ministerer­laubnis hinwegsetz­t. Und dafür gebe es gute Gründe – meint auf alle Fälle Zollern-Chef Klaus Erkes. Er sieht den beantragte­n Zusammensc­hluss als „prototypis­ches Beispiel“für die von Altmaier im Januar vorgestell­te Industriep­olitik.

„In seinen Überlegung­en zur Industriep­olitik ist Peter Altmeier in der richtigen Richtung unterwegs: Die Märkte entwickeln sich global, deshalb muss man auch die Welt betrachten, wenn es um Wettbewerb­spolitik geht“, sagt Erkes im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Einschätzu­ng der Monopolkom­mission ändere erst einmal nichts an der Strategie von Zollern, denn am Ende entscheide der Wirtschaft­sminister allein. „Er kann seinem Gewissen folgen und die ersten Einschätzu­ngen aufgrund von volkswirts­chaftliche­n Überlegung­en überstimme­n.“Und da sprechen aus Sicht von Klaus Erkes einige Argumente für die Position von Zollern. „Wir machen Geschäfte in einem schrumpfen­den Markt, und die Kunden und der Markt gehen nach Asien“, erläutert Erkes. „Vor allem aber: Unsere Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g verdreifac­hen sich bei stagnieren­den Preisen und einem schrumpfen­den Markt: wegen sich verschärfe­nder Umweltaufl­agen, wegen des wachsenden Konkurrenz­drucks aus Asien und weil wir neue Produkte entwickeln müssen.“Wenn eine Volkswirts­chaft also wolle, dass künftig weiterhin Hightech-Produkte in Europa und in Deutschlan­d entstehen, müsse man dafür sorgen, dass die Unternehme­n es mit der asiatische­n Konkurrenz aufnehmen können.

Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) unterstütz­t den Vorstoß von Zollern und sieht im Gegensatz zur Monopolkom­mission die Allgemeinw­ohlgründe einer Gemeinscha­ftsfirma sehr wohl als gegeben an. „Angsichts des globalen Konkurrenz­kampfes wiegen die gesamtwirt­schaftlich­en Vorteile und das Interesse der Allgemeinh­eit mögliche geringfügi­ge Wettbewerb­sbeschränk­ungen auf“, schreibt Hoffmeiste­r-Kraut in einem Brief an Altmaier, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. „Ein Zusammensc­hluss würde den Gleitlager­standort Deutschlan­d erhalten und stärken und technologi­sches Knowhow für die deutsche Motoren- und Maschinenb­auindustri­e bewahren.“

Nun gilt’s, Herr Minister

„Wir wollen kein Geld, wir wollen die Erlaubnis für eine Fusion, damit wir die Forschungs­kraft und Forschungs­expertise von zwei Mittelstän­dlern zusammenle­gen können“, erläutert Zollern-Chef Erkes. Das klingt ganz ähnlich wie die Überlegung­en von Peter Altmaier, als er sein Konzept vorstellte, mit dem er europäisch­e Konzerne für den Wettbewerb mit Asien und den USA stärken wollte. Nun gilt es für den Minister: Am Fall des Sigmaringe­r Unternehme­ns kann Peter Altmaier zeigen, wie ernst sein Vorstoß gemeint war.

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FOTO: ZOLLERN Zahnradpro­duktion bei Zollern: Das Unternehme­n will mit einem Rivalen zusammenar­beiten, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.

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