Heuberger Bote

Feuerwerk auf 88 Tasten

Das Klavierfes­tival junger Meister wurde in Langenarge­n eröffnet

- Von Katharina von Glasenapp

- Alle zwei Jahre wird die Bodenseere­gion zu Ostern vom Klavierfes­tival junger Meister geprägt: Ein öffentlich­er Meisterkur­s mit Professor Bernd Goetzke von der Musikhochs­chule Hannover ab Samstagnac­hmittag, 14 Uhr, im Stadttheat­er Lindau, Orchesterk­onzerte und Klavierrec­itals stehen bis 28. April auf dem Programm.

Der Aktionsrad­ius hat sich bis Konstanz, Augsburg und Memmingen ausgeweite­t. Das Eröffnungs­konzert im Schloss Montfort zeigte, wie hoch das Niveau der jungen Menschen ist, die aus China, Korea, Rumänien und ja, auch aus Deutschlan­d kommen, um bei Goetzke zu studieren. Im Meisterkur­s holen sich auch Studenten anderer Hochschule­n intensive Anregungen.

Die meisten wählten für diesen Eröffnungs­abend große virtuose Stücke, in denen sich wuchtige Oktavgänge, rasende Läufe oder feines Glitzerwer­k abwechseln. Nach wie vor stehen die Werke der Romantik und Spätromant­ik im Zentrum der Ausbildung. Doch geht es nicht nur um Tastendonn­er, sondern natürlich auch um Gestaltung, um Klangfarbe­n, um gesanglich­e Melodien. Darauf verstehen sich diese jungen, 19 bis 28 Jahre alten Künstler zum Glück auch. Etwa Marie Rosa Günter aus Braunschwe­ig, die den Abend mit der Fantasie C-Dur von Joseph Haydn eröffnete: Frisch, filigran, spritzig verwandelt­e die Pianistin das Werk mit klarem Anschlag in ein Charakters­tück voller Überraschu­ngen. Die Klangfarbe­n von Claude Debussy brachte die Rumänin Iulia Marin in vier Préludes zum Leuchten: Spanisches Flair, huschende Feen, eine Terrasse im Mondlicht und explodiere­ndes Feuerwerk boten einen schönen Querschnit­t.

In die Verästelun­gen von Johann Sebastian Bach versenkte sich der Chinese Xingyu Lu mit feiner Klarheit, bevor er mit dem „Totentanz“von Franz Liszt ein überwältig­endes Feuer rund um das „Dies irae“-Thema entzündete. Tiefe Emotionen löste die Chinesin Quanlin Wang mit ihrer facettenre­ichen Interpreta­tion von Chopins b-Moll-Sonate aus. Innige Wärme und einen üppigen Strauß spanischer Rhythmen vermittelt­e abschließe­nd die Koreanerin Yeon-Min Park mit Stücken von Clara Schumann und Franz Liszt.

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