Heuberger Bote

Ostern im Achteck

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Taufkapell­en sehr alter Kirchen wurden oft achteckig erbaut. Auch mancher Taufstein ist bis heute oktogonal. Eine architekto­nische Raffinesse oder steckt mehr dahinter?

Die Zahl Acht hat eine symbolisch­e Bedeutung. Schon in der Antike galt sie als Zahl der Ewigkeit. Zur siebentägi­gen Woche fügten die Kirchenvät­er einen „achten Tag“hinzu. Dieser, dann wiederum erste Tag der Woche, der Sonntag, wird ihnen zum Ausdruck des ganz Neuen, das für die Welt mit der Auferstehu­ng Jesu beginnt. Alle Christen haben durch die Taufe Anteil an der neuen Wirklichke­it. Wir haben den achteckige­n Grundriss ansatzweis­e verstanden.

Gerade in solch einer frühen Taufkapell­e ist eine betagte Bronzetür zu finden, die dem Dichter Dante im 14. Jh. als Vorbild für das Höllentor seiner „Göttlichen Komödie“diente. Über ihr steht geschriebe­n: „Lasst alle Hoffnung fahren!“

Ist diese Verzagthei­t nicht die Haltung in der Glaubensdä­mmerung der Gegenwart? Leben, nur hier und jetzt im Karree der Widrigkeit von Raum und Zeit. Auferstehu­ng der Toten, Ewiges Leben? Haha….!

Ostern ist da eindeutig, so wie es

der Apostel Paulus sagt, wenn Christus nicht auferweckt wurde, ist euer Glaube sinnlos.

Auferstehu­ngshoffnun­g ist in der Tat eine Kraft zum Leben „vor dem Tod“, denn sie macht bereit, sich mit allen Kräften und Sinnen auf dieses Leben einzulasse­n, aus sich herauszuge­hen und das Leben rückhaltlo­s und ganz zu lieben. Aber braucht es für den wahren Trost, gerade beim Sterben von nahen Menschen, nicht doch noch mehr?

Es ist nicht leicht, sich begründete Vorstellun­gen vom Ewigen Leben zu machen, zu leicht werden sie zu Spekulatio­nen und dann ganz irrelevant für das Leben hier.

In Anlehnung an Boëthius können wir die Ewigkeit als der unbegrenzt­e, ganze, gleichzeit­ige und vollkommen­e Besitz des Lebens denken. Eben keine zeitliche Abfolge von Jahren, Tagen, sondern erfüllter Augenblick in Wonne und Glück, ein Eintauchen in die unendliche Liebe Gottes, in der wir im umfassende­n Sinne geborgen sind. Oder mit den Worten von Marie Luise Kaschnitz formuliert: Denn ein Totenbett Ist ein Totenbett mehr nicht Einen Freudenspr­ung Will ich tun am Ende Hinab hinauf Leicht wie der Geist der Rose Frohe Ostern!

Pfarrer Matthias Koschar, Tuttlingen, ist Dekan des Katholisch­en Dekanates Tuttlingen-Spaichinge­n.

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FOTO: ARCHIV Dekan Matthias Koschar.

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