Ergotherapeutisch wertvoll
Bei Kindern ist ja alles süß. Sagen in erster Linie die, deren Kind es nicht ist. Das Lächeln, die Anziehsachen, die ersten Schritte und Laute – alles. Selbst das Matschen in der Erde samt Kostprobe wird ebenso freundlich belächelt wie das vernehmbare Entweichen von Verdauungsgasen. Die Kleinen können ja noch nichts dafür, und deshalb geht das alles auch in Ordnung.
Aber irgendwann müssen die bestrebten Eltern ja trotzdem anfangen, dem Kind gewisse Benimmregeln mit auf den Weg zu geben. Zum Beispiel: Dass am Tisch und mit dem Essen generell nicht gespielt wird. Das ist für den späteren Umgang in der Gesellschaft keine schlechte Basis.
Problematisch ist es nur, wenn die elterlichen Bemühungen torpediert werden. Ein befreundetes Paar mühte sich redlich, die Kleine vom Unkenntlichmachen und Verteilen des Essens im Umfeld des Kinderstuhls abzuhalten. Dumm nur, wenn gut (oder weniger gut) gemeinte Ratschläge dazwischen funken: Das Anbreien der Banane durch die Hände sei kein Matschen, sondern ergotherapeutisch wertvoll. Fühlst du noch oder isst du schon? Das Erstaunen der Eltern würde auch gleich vom Kind ausgenutzt. Die Südfrucht – unkenntlich, in Bestandteile zerlegt.
So weit müssen es Erwachsene ja nicht treiben. Aber, wenn im Restaurant die Muschel, Schnecke oder anderes Glibbergetier sich mit Messer, Gabel und anderem Edelstahl nicht bändigen lassen, einfach an die Kinder denken: Nehmt die Hände. Das ist auf jeden Fall ergotherapeutisch zu erklären. (maj)