Ein paar Noten mehr
Bläser-Kammermusik zeigt Bandbreite der Möglichkeiten
– International besetztes Ensemble: Wie farbig und abwechslungsreich Bläser-Kammermusik sein kann, haben die vielen Besucher des Konzerts im Saal der Musikhochschule erfahren: Drei Dozenten und 14 Studierende interpretierten Werke von Odermatt, Yun, Françaix und Mozart.
Vom Teufelsgeiger zu zwei Fagotten: Ein Thema von Niccolo Paganini variierte der in Luzern geborene Komponist Gotthard Odermatt vor zwei Jahren in seinem Opus 26 b. Akio Koyama, seit 24 Jahren FagottProfessor in Trossingen, und seine Schülerin Céline Camarassa Castelló harmonierten perfekt bei der Umsetzung der so unterschiedlichen Abwandlungen.
Und so wirkte das Thema des genialen Genuesen mal putzmunter, mal reflektiert, dann wieder märchenhaft, mit leicht orientalischem Anklang oder humorvoll pointiert. Der Beifall war entsprechend kräftig.
Das nächste Lehrer-Schüler-Duo bestand aus dem Oboen-Professor Nicholas Daniel und Gemma Price. Zwei der vier „Inventionen für zwei Oboen“, die der Koreaner Isang Yun auf Notenpapier gebannt hatte, standen auf dem Programm. Charmant erläuterte Daniel die Anforderungen, die der Komponist in dem 1984 bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik uraufgeführten Werk stellte: „Die Oboe kann gleichzeitig nur eine Note spielen, doch hier müssen es mehr sein“.
Instrumentales Streitgespräch
Einprägsam und meditativ begann der diesmal vorangestellte Schlusssatz mit dem Titel „Harmonie“, doch bald schon klangen die Oboen durchdringend und agierten in Gegenbewegungen, bevor die Invention sacht verhauchte. Auch beim folgenden Satz, „Triller“betitelt, hatte Yun mit Laut-Leise-Effekten gearbeitet. Nach einer Art instrumentalem Streitgespräch schlug das Duo ruhigere Töne an, um gegen Ende wieder im Wettstreit zu trillern.
Vor 84 Jahren hatte Jean Françaix als junger Mann mit dem dreisätzigen Saxofonquartett „Petit Quatuor“auf sich aufmerksam gemacht. Rainer Schottstädt adaptierte das ansprechende Stück für zwei Klarinetten in B, ein Bassetthorn und eine Bassklarinette. Vier Studierende mit vier Nationalitäten begeisterten die Trossinger Konzertbesucher mit Stakkato-Artikulationen in der humorvollen „Gaguenardise“. Auch die an ein Wiegenlied erinnernde Cantilène und die überaus rhythmische „Sérénade comique“klangen hervorragend.
Der zweite Konzertteil war Mozarts Serenade Nr. 10 in B-Dur gewidmet, die als „Gran Partita“bekannt ist. Klarinetten-Professor Chen Halevi, seine Kollegen Daniel und Koyama, neun junge Bläser und die Kontrabassistin Maike Stumpf spielten das 55 Minuten währende, siebensätzige Werk ganz im Sinn des damals 28-jährigen Salzburgers: Als einen bunten Querschnitt durch die gängigen Musikstile.
Schon bei den „aufmuckenden“Tönen gegen Ende des ersten Satzes hielt es Halevi kaum auf dem Stuhl; majestätisch dagegen wirkte das erste Menuett, gefolgt von zwei frühlingsfrischen Trios. Wehmütiger Oboenklang leitete das Adagio ein, gekonnt übernommen von der ersten Klarinette und dem ersten Bassetthorn. Gezupft statt gestrichen setzte der Kontrabass Akzente im zweiten, eher volkstümlichen Menuett.
Die „Romanze“wechselte urplötzlich von getragen nach dynamisch, mit einem lachenden Fagott. Höhepunkt waren die Variationen eines Themas im sechsten Satz, an den sich ein stürmisches, kurzes Finale anschloss.
Stürmisch war auch der Beifall des Publikums für die Musiker.