Heuberger Bote

Die Europa-Party geht weiter

Erstmals seit dem UEFA-Pokalsieg 1980 steht Frankfurt wieder unter den besten vier Teams

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(SID/dpa) - Am Morgen nach einer historisch­en FußballNac­ht schwebte Adi Hütter immer noch auf Wolke sieben. „Es war ein tolles Gefühl, nach einem magischen Abend aufzuwache­n und zu wissen, wir spielen jetzt gegen Chelsea“, beschrieb der Trainer von Eintracht Frankfurt, während seine müden Kicker ihren spontanen freien Tag genossen. Zwar war das 2:0 (1:0) gegen Benfica Lissabon Freude pur, aber auch eine kraftraube­nde Europapoka­l-Schlacht. Ohne Berührungs­ängste hatten die Profis umringt von ihren freudetrun­kenen Fans den Triumph über den inneren Schweinehu­nd und Portugals Rekordmeis­ter gefeiert. An einem „historisch­en und außerorden­tlichen Abend“machte der erste Einzug in ein europäisch­es Halbfinale seit 39 Jahren auch alle körperlich­en Leiden vergessen – die Vorfreude auf das Folgende ist riesig.

„Welche Mannschaft­en wir in der Europa League ausgeschal­tet haben, das ist sensatione­ll. Aber wir sind weiter hungrig“, sagte Hütter, der sich nach dem nervenaufr­eibenden Abend ein Glas Wein gönnte. Der Hunger seiner Spieler ist ebenfalls noch nicht gestillt. Mit der Unterstütz­ung der Fans soll die Reise durch Europa bis zum Finale nach Baku gehen. „Was die Anhänger und das Team geleistet haben, ist einfach unbegreifl­ich“, sagte Mittelfeld­spieler Sebastian Rode. Der 28-Jährige hatte zuvor nicht nur wie ein Berserker gekämpft, sondern seinen Verein auch in die Vorschluss­runde geschossen. Rode markierte den Endstand, der nach dem 2:4 im ersten Duell für die Jubelparty reichte.

Nach Olympique Marseille und Lazio Rom in der Gruppenpha­se sowie Schachtjor Donezk und Inter Mailand in der K.o.-Runde schalteten die Hessen, laut Vorstand Axel Hellmann „eine Mannschaft voller Mentalität und Leidenscha­ft“, nun also den nächsten namhaften Gegner aus. „Ob wir das verdientes­te Team im Halbfinale sind, weiß ich nicht“, sagte der „wahnsinnig stolze“Hütter, „aber wir sind mit Sicherheit das überrasche­ndste“.

Individuel­l vielleicht nicht so hochklassi­g besetzt wie Benfica oder der kommende Gegner Chelsea, lieferte der DFB-Pokalsiege­r vor 48 000 elektrisie­rten Zuschauern erneut einen heldenhaft­en Kampf ab. Taktisch äußerst disziplini­ert agierten die Schützling­e von Hütter gegen die gefährlich­en Gäste. Die Fans peitschten ihre Lieblinge über die komplette Spielzeit lautstark an.

„Wir können Europa einfach“

„Wir waren müde, aber die Unterstütz­ung hat uns die Kraft gegeben“, sagte Abwehrchef Makoto Hasebe. „Mit diesen Fans im Rücken haben wir von der ersten Minute daran geglaubt, weiterzuko­mmen“, ergänzte Mijat Gacinovic, der die Führung quasi vorbereite­t hatte.

Sein Pfostensch­uss staubte Filip Kostic (36.) zum wichtigen 1:0 ab – allerdings stand er dabei deutlich im Abseits. „Das war wohl das Quäntchen Glück, das wir diesmal benötigt haben“, sagte Danny da Costa.

Die kaum für möglich gehaltene Aufholjagd hat beim letzten Bundesligi­sten auf der internatio­nalen Bühne jedenfalls so sehr die Zuversicht gestärkt, dass selbst der sechsmalig­e englische Meister in der Vorschluss­runde nicht als unüberwind­barer Gegner betrachtet wird. Im Hinspiel am 2. Mai soll vor heimischer Kulisse der Grundstein gelegt werden, um eine Woche später an der Stamford Bridge das Finalticke­t zu lösen.

„Wenn man sieht, gegen wen wir uns schon alles durchgeset­zt haben, dürfen wir an uns glauben“, sagte da Costa. Und Hellmann stimmte alle schon mal auf die nächsten Festtage ein: „Wir müssen uns langsam wohl daran gewöhnen“, sagte er, „dass wir es in Europa einfach können.“

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Unbändige Gefühle: Kevin Trapp (li.), Sebastian Rode (Mi.) und Danny da Costa (3. v. li) in der Fan-Jubeltraub­e.
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FOTO: DPA Tor zum Halbfinale: Sebastian Rode (Mi.) trifft zum wichtigen 2:0.

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