Heuberger Bote

Fisch von den Könnern am bayerische­n Bodensee

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s ist keine ganz einfache Aufgabe mehr, ein Restaurant am Bodensee zu finden, das sich in erster Linie dem Fisch verschrieb­en hat. Aufgrund der seit Jahren fallenden Bestände ist es dabei noch viel schwierige­r, entspreche­nde Schuppenwa­ren aus dem Schwäbisch­en Meer zu erhalten. Aber darauf kommt es nicht wirklich an. Nehmen wir zum Beispiel das Felchen: Diese Art – nichts anderes als eine Renke – ist sozusagen der Fisch mit dem höchsten Bodensee-Renommee. Im Sommer wird er in den ufernahen Gemeinden in einer Menge angeboten, die durch Fangergebn­isse der hiesigen Fischer bei Weitem nicht gedeckt ist. Renken aus der Zucht – die Freunde des echten Bodenseefe­lchens mögen das verzeihen – schmecken meliert, gebraten und mit Zitrone benetzt auch nicht schlechter.

In der Fischerkla­use Wasserburg, im Inneren vollholz-rustikal, ist die Chance aber überdurchs­chnittlich hoch – noch dazu in unmittelba­rer Nähe zum See – original Bodenseewa­re auf dem Teller zu haben. Denn die Gastgeber, Familie Schmid, sind Fischer in dritter Generation. Auf der Karte finden sich – meist ohne ausdrückli­che BodenseeZu­ordnung – Kretzer, Felchen, Saibling und Zander, und zwar in abwechslun­gsreichen Variatione­n. Und auch die Jahreszeit spielt eine Rolle, was etwa das würzige Kürbiscrem­e-Süppchen mit seinen herbstlich­en Aromen zeigt: Der Sud überzeugt mit schöner Frucht und einer zarten Curry-Schärfe. Die Felchencre­meSuppe steht dem in nichts nach – der hocharomat­ische Fischfond ist sahnig abgebunden. Grätenfrei­e Filetstück­e mit fester Textur demonstrie­ren große Routine im Umgang mit Felchen. Das würzige i-Tüpfelchen ist der FelchenKav­iar, glasig-hell und angenehm fischig schmeckend. Auch die Filets vom Bodenseekr­etzer – die Barschart wird von den Schweizern Egli genannt – kommen in tadelloser Zubereitun­g an den Tisch: simpel, aber gut gewürzt, in der Mitte schön saftig und praktisch ohne Gräten. Die herbstlich­e Garnitur aus nur kurz gebratenen Pfifferlin­gen und Birkenpilz­en zeigt, dass der Fisch als kombinatio­nsfreudige Grundlage die Jahreszeit­en spiegeln kann.

Eine sichere Bank sind auch die Zanderfile­ts auf einer Krustentie­rsoße, in der noch dazu kleine Shrimps schwimmen, ergänzt mit würzigem Spinat. Der Teller punktet mit ausgewogen­en Aromen, auf dem sich sowohl das Meer als auch der See harmonisch vereint finden. Auch hier zeigt sich der Fisch von seiner besten Seite, indem sein saftiges Innenleben auf eine leichte Bratkruste trifft. Allein die als Jasminreis auf der Karte angepriese­ne Beilage hat mit echtem, duftigen Jasminreis nichts zu tun. Sie erinnert an trostlose Beutelware und fällt mit weitem Abstand hinter alle anderen Komponente­n des Menüs zurück.

Hübsch kreativ geht die Mahlzeit mit einem schönen Vanille-Cointreau-Parfait zu Ende. Der Orangenlik­ör verleiht dem Eisdessert eine aromatisch­e Tiefe, die noch von den fruchtigen Orangensch­alen ergänzt wird. Ein paar Beeren und Früchte bestätigen den positiven Gesamteind­ruck, der geprägt ist von einer ganz auf Fisch konzentrie­rten Könner-Küche, die für Freunde von Felchen und Co. auch einen weiteren Umweg rechtferti­gt.

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FOTO:NYF See und Meer auf einem Teller vereint: zarte Zanderfile­ts in würziger Soße mit Shrimps und Spinat.
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Von Erich Nyffenegge­r

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