Heuberger Bote

Ein Korb für Kramp-Karrenbaue­r

Kramp-Karrenbaue­r erntet bei der Jungen Union Applaus – Aber ihre Position bleibt wackelig

- Von Jörg Blank, Ruppert Mayr und Dieter Ebeling

Höflicher Applaus und am Ende ein Korb voller Geschenke von JU-Chef Tilman Kuban: Die zuletzt in die Kritik geratene CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r (Foto: dpa) hat am Sonntag auf dem Deutschlan­dtag der Jungen Union in Saarbrücke­n, eine leidenscha­ftliche Rede gehalten. Zum JU-Beschluss, den nächsten Kanzlerkan­didaten per Urwahl zu bestimmen, sagte sie: „Der politische Gegner sitzt immer außerhalb unserer Reihen, nie innerhalb.“

(dpa) - Gut eine halbe Stunde lang hat die umstritten­e CDU-Chefin den aufmüpfige­n Parteinach­wuchs umschmeich­elt und umworben, an die traditione­lle Geschlosse­nheit der Union appelliert und ein wenig Selbstkrit­ik geübt. Als Annegret Kramp-Karrenbaue­r fertig ist, stehen die allermeist­en der gut 1000 Delegierte­n und Gäste beim Deutschlan­dtag der Jungen Union (JU) in Saarbrücke­n auf. Minutenlan­g wird die Saarländer­in rhythmisch beklatscht. Auch JU-Chef Tilman Kuban, nicht gerade als großer Fan bekannt, scherzt mit AKK.

Am Morgen frühstückt KrampKarre­nbauer erstmal mit EVP-Fraktionsc­hef Manfred Weber, dann kommt sie zur JU. Draußen vor der Halle wird sie von einer Gruppe ausländisc­her Gäste empfangen, es gibt Fotos und Selfies mit der Vorsitzend­en. Ob sie denn nervös sei, fragt ein Reporter sie beim Reingehen. „Nö“, gibt sie zurück. Natürlich. Doch wenn man sie kurz vor ihrer wichtigen Rede beobachtet, ist auch etwas Anspannung zu spüren. Natürlich.

Ihr Auftritt soll locker wirken

Beim Einzug empfängt die JU Kramp-Karrenbaue­r wie alle Redner zuvor mit viel Beifall und peppiger Musik (Avicii, „Levels“) fast wie einen Popstar. Auf der Bühne ist dann bei AKK von Druck und Anspannung nichts zu sehen. Sie stellt sich nicht hinter ein Rednerpult, sondern nimmt ein Mikrofon in die Hand, geht auf und ab – ein erprobter Kniff, wenn es darum gehen soll, locker zu wirken. Von Anfang an bemüht sich die Vorsitzend­e, den wegen mieser Umfragewer­te verunsiche­rten Parteinach­wuchs einzufange­n.

AKK erinnert an ihre Vergangenh­eit bei der JU, berichtet von den jüngsten Reisen als Verteidigu­ngsministe­rin nach Afrika oder ins Baltikum – und verbindet das mit einer kleinen Spitze auf ihre Rivalen. Natürlich habe sie auch dort das JUTreffen verfolgt, per Livestream. Was sie gesehen habe, habe sie doch sehr an die Castingsho­w „Germanys next Topmodel“erinnert, spottet KrampKarre­nbauer.

Direkt muss sie da gar nicht auf die umjubelten Auftritte ihrer möglichen Rivalen um den Parteivors­itz – Friedrich Merz am Freitagabe­nd, Armin Laschet und Jens Spahn am Samstag – eingehen. In der Halle versteht jeder, was sie meint.

AKK gibt sich auch selbstkrit­isch. Es sei bei weitem nicht alles gelungen in den vergangene­n zehn Monaten seit ihrer Wahl. Aber man habe doch auch vieles geschafft. Etwa beim Klima oder der Digitalisi­erung die programmat­ischen Lücken geschlosse­n, viele neue Köpfe und junge Gesichter gebe es in der Partei.

Immer wieder wird der Auftritt von Beifall unterbroch­en – besonders, wenn Kramp-Karrenbaue­r über Sicherheit­sthemen redet, Clankrimin­alität, Bundeswehr, Migration. Kein Wunder, die JU gilt als stramm konservati­v. Den Beschluss für eine Urwahl bei der Kanzlerkan­didatur, mit dem die JU der Vorsitzend­en eine schmerzhaf­te Niederlage bereitet hat, spricht Kramp-Karrenbaue­r gar nicht erst an.

Dafür lobt sie den Nachwuchs als Vorreiter und Innovation­smotor. Ganz aus dem Häuschen sind die rund 1000 Delegierte­n und Gäste, als AKK schmeichel­t: „Mit der JU kuschelt man nicht, mit der streitet man.“Aber sie mahnt auch: „Lasst uns nie vergessen: Der politische Gegner sitzt immer außerhalb unserer Reihen, nie innerhalb.“

Doch auch wenn die JU Geschlosse­nheit demonstrie­rt, Kramp-Karrenbaue­r wird ahnen: Das Murren über die Umfragezah­len und ihre Patzer wird sich so schnell nicht legen. Im Kampf um die nächste Kanzlerkan­didatur werde zählen, ob sie aus dem Umfragekel­ler bei der Beliebthei­t komme und die Partei endlich wieder die ersehnten besseren Werte erreiche, glauben erfahrene CDUler. Eines ist klar: Die Spitzen von CDU und CSU würden am Ende jenen Kandidaten ins Rennen ums Kanzleramt schicken, von dem sie die größten Erfolgscha­ncen erwarten.

So gibt es in der Kanzlerkan­didatendeb­atte nach diesem Deutschlan­dtag keinen neuen Stand: Die möglichen AKK-Rivalen – Ex-Fraktionsc­hef Friedrich Merz, NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet oder Gesundheit­sminister Jens Spahn – haben bei ihrem Schaulaufe­n vor dem Parteinach­wuchs punkten können.

Am meisten wohl der Sauerlände­r Merz.

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FOTO: DPA CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r beim Deutschlan­dtag der Jungen Union. Im Hintergrun­d Tilman Kuban (li.), Bundesvors­itzender der Jungen Union, und Alexander Zeyer, Landesvors­itzender der Jungen Union Saar.

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