Heuberger Bote

Zu viel Dreck: Stadt legt Parkplatz still

Im Riedgraben machen Autos und Hundekot Ärger – Bei Keimen mehr Chlor im Trinkwasse­r

- Von Sabine Krauss

G- Zum Schutz des Tuttlinger Trinkwasse­rs wird ab sofort ein Parkplatz in der Nähe der Gollhöfe zwischen Tuttlingen und Nendingen gesperrt. Stadtwerke und Stadtverwa­ltung wollen damit den Verkehr in diesem Gebiet auf ein Minimum reduzieren. Das auch deshalb, da es oft Hundehalte­r sind, die dort unterwegs sind – ihren Hundekot aber häufig liegenlass­en.

Schon seit längerem stehen im Gebiet des Riedgraben­s Schilder, die darauf hinweisen, dass dort Tuttlingen­s Trinkwasse­r gewonnen wird. Nicht parken, keinen Müll wegwerfen und die Hundehaufe­n seiner Tiere wegräumen: Das wird darauf unmissvers­tändlich gefordert. Doch längst nicht alle halten sich daran. Besonders letzterer Punkt ist es, der häufig nicht funktionie­rt. Wer die Wege entlang geht, kann meist schon nach wenigen Metern den ersten Hundehaufe­n in den Wiesen oder Äckern entdecken.

Hinzu kommt, dass die kleinen Sträßchen für Autofahrer eigentlich nur für den Anwohner freigegebe­n sind. Umso mehr ärgert es die Stadtverwa­ltung wie auch die Stadtwerke, dass sich viele nicht daran halten. Besonders der Parkplatz „Ghai“zwischen Bleiche und Papiermühl­e wird von vielen Spaziergän­gern und Gassigeher­n gerne angefahren – der Bereich bietet vielen Fahrzeugen einen Parkplatz.

Künftig sollen Poller dafür sorgen, dass der Platz nicht mehr angefahren werden kann, sagt Stadtpress­esprecher Arno Specht. „Wir versuchen mit dieser Maßnahme, jedes denkbare Risiko auszuschal­ten“, erklärt er, warum der Parkplatz stillgeleg­t werden soll. Öffentlich­e Parkplätze in nächster Nähe zu Wassereinz­ugsgebiete­n würden von Wasserexpe­rten generell kritisch gesehen werden. Nicht nur wegen Hundehaufe­n und Müll: „Da geht es zum Beispiel auch darum, dass vermieden werden soll, dass Öl aus Autos tropft“, sagt Specht.

In der Tat kommt es bei der Wassergewi­nnung im Riedgraben immer wieder einmal zu kleineren Problemen. Erst vor zwei Wochen, als die Donau über die Ufer getreten war und die Flächen zwischen Tuttlingen und Nendingen teils unter Wasser standen, war dies der Fall, Bei ihren Messungen stellten die Stadtwerke fest, dass im sogenannte­n Rohwasser mehr Keime herumschwa­mmen, als sonst. So kommt es besonders zu Hochwasser­zeiten oder nach Regenperio­den immer wieder vor, dass Verunreini­gungen und Dreck in Richtung der Wassergewi­nnung gespült werden. „Deshalb sind wir mit Hundekot so sensibel – diesen Dreck schwemmt es in das Rohwasser nämlich rein“, sagt Stadt-Pressespre­cher Specht, der im Auftrag von SWTChefin Branka Rogulic die Sprecherfu­nktion der Stadtwerke übernahm.

In der Folge muss das Wasser stärker gechlort werden, um das Rohwasser in Trinkwasse­r verwandeln zu können. Sensible Tuttlinger können dies dann auch am Geschmack des Wassers feststelle­n. Allerdings betont Specht: Die gesetzlich­en Werte seien zu keinem Zeitpunkt überschrit­ten worden. „So wie es in anderen Gemeinden läuft, in denen Wasser abgekocht werden muss – so war es bei uns noch nie.“

Im Riedgraben mit seinen angrenzend­en Quellen wird rund zwei Drittel des Tuttlinger Trinkwasse­rs gewonnen. Der Rest stammt von der Bodensee-Wasservers­orgung in Sipplingen. Dass Tuttlingen großen Wert auf eine eigene Wasservers­orgung legt, betont auch Oberbürger­meister Michael Beck. „Wir sind froh, dass wir durch den Mix aus Eigenwasse­r und Bodenseewa­sser eine hohe Versorgung­ssicherhei­t haben“, sagte Beck. „Aus diesem Grund unternehme­n die SWT im Auftrag der Stadt auch größte Anstrengun­gen, um für eine optimale Wasserqual­ität zu sorgen.“

Dass künftig auf Chlor im Wasser verzichtet werden kann, bauen die Stadtwerke im kommenden Jahr eine neue Ultrafiltr­ationsanla­ge. Vier Millionen Euro kostet diese Investitio­n. Aktuell wird geprüft, ob man schon früher auf Chlor verzichten kann: Bis die eigene Anlage fertig ist, könnte eine mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge aushelfen, blickt Specht voraus.

Übrigens: Ob das Fahrverbot im Bereich des Riedgraben­s auch eingehalte­n wird und ob Hundehalte­r den Dreck ihrer Tiere tatsächlic­h mitnehmen, soll künftig regelmäßig durch den Kommunalen Ordnungsdi­enst (KOD) kontrollie­rt werden.

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FOTOS: SABINE KRAUSS Der Parkplatz in der Nähe der Gollhöfe zwischen Tuttlingen und Nendingen soll wegen der Gefahr für das Trinkwasse­r gesperrt werden.
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