Zu viel Dreck: Stadt legt Parkplatz still
Im Riedgraben machen Autos und Hundekot Ärger – Bei Keimen mehr Chlor im Trinkwasser
G- Zum Schutz des Tuttlinger Trinkwassers wird ab sofort ein Parkplatz in der Nähe der Gollhöfe zwischen Tuttlingen und Nendingen gesperrt. Stadtwerke und Stadtverwaltung wollen damit den Verkehr in diesem Gebiet auf ein Minimum reduzieren. Das auch deshalb, da es oft Hundehalter sind, die dort unterwegs sind – ihren Hundekot aber häufig liegenlassen.
Schon seit längerem stehen im Gebiet des Riedgrabens Schilder, die darauf hinweisen, dass dort Tuttlingens Trinkwasser gewonnen wird. Nicht parken, keinen Müll wegwerfen und die Hundehaufen seiner Tiere wegräumen: Das wird darauf unmissverständlich gefordert. Doch längst nicht alle halten sich daran. Besonders letzterer Punkt ist es, der häufig nicht funktioniert. Wer die Wege entlang geht, kann meist schon nach wenigen Metern den ersten Hundehaufen in den Wiesen oder Äckern entdecken.
Hinzu kommt, dass die kleinen Sträßchen für Autofahrer eigentlich nur für den Anwohner freigegeben sind. Umso mehr ärgert es die Stadtverwaltung wie auch die Stadtwerke, dass sich viele nicht daran halten. Besonders der Parkplatz „Ghai“zwischen Bleiche und Papiermühle wird von vielen Spaziergängern und Gassigehern gerne angefahren – der Bereich bietet vielen Fahrzeugen einen Parkplatz.
Künftig sollen Poller dafür sorgen, dass der Platz nicht mehr angefahren werden kann, sagt Stadtpressesprecher Arno Specht. „Wir versuchen mit dieser Maßnahme, jedes denkbare Risiko auszuschalten“, erklärt er, warum der Parkplatz stillgelegt werden soll. Öffentliche Parkplätze in nächster Nähe zu Wassereinzugsgebieten würden von Wasserexperten generell kritisch gesehen werden. Nicht nur wegen Hundehaufen und Müll: „Da geht es zum Beispiel auch darum, dass vermieden werden soll, dass Öl aus Autos tropft“, sagt Specht.
In der Tat kommt es bei der Wassergewinnung im Riedgraben immer wieder einmal zu kleineren Problemen. Erst vor zwei Wochen, als die Donau über die Ufer getreten war und die Flächen zwischen Tuttlingen und Nendingen teils unter Wasser standen, war dies der Fall, Bei ihren Messungen stellten die Stadtwerke fest, dass im sogenannten Rohwasser mehr Keime herumschwammen, als sonst. So kommt es besonders zu Hochwasserzeiten oder nach Regenperioden immer wieder vor, dass Verunreinigungen und Dreck in Richtung der Wassergewinnung gespült werden. „Deshalb sind wir mit Hundekot so sensibel – diesen Dreck schwemmt es in das Rohwasser nämlich rein“, sagt Stadt-Pressesprecher Specht, der im Auftrag von SWTChefin Branka Rogulic die Sprecherfunktion der Stadtwerke übernahm.
In der Folge muss das Wasser stärker gechlort werden, um das Rohwasser in Trinkwasser verwandeln zu können. Sensible Tuttlinger können dies dann auch am Geschmack des Wassers feststellen. Allerdings betont Specht: Die gesetzlichen Werte seien zu keinem Zeitpunkt überschritten worden. „So wie es in anderen Gemeinden läuft, in denen Wasser abgekocht werden muss – so war es bei uns noch nie.“
Im Riedgraben mit seinen angrenzenden Quellen wird rund zwei Drittel des Tuttlinger Trinkwassers gewonnen. Der Rest stammt von der Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen. Dass Tuttlingen großen Wert auf eine eigene Wasserversorgung legt, betont auch Oberbürgermeister Michael Beck. „Wir sind froh, dass wir durch den Mix aus Eigenwasser und Bodenseewasser eine hohe Versorgungssicherheit haben“, sagte Beck. „Aus diesem Grund unternehmen die SWT im Auftrag der Stadt auch größte Anstrengungen, um für eine optimale Wasserqualität zu sorgen.“
Dass künftig auf Chlor im Wasser verzichtet werden kann, bauen die Stadtwerke im kommenden Jahr eine neue Ultrafiltrationsanlage. Vier Millionen Euro kostet diese Investition. Aktuell wird geprüft, ob man schon früher auf Chlor verzichten kann: Bis die eigene Anlage fertig ist, könnte eine mobile Ultrafiltrationsanlage aushelfen, blickt Specht voraus.
Übrigens: Ob das Fahrverbot im Bereich des Riedgrabens auch eingehalten wird und ob Hundehalter den Dreck ihrer Tiere tatsächlich mitnehmen, soll künftig regelmäßig durch den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) kontrolliert werden.