Heuberger Bote

Wider die Egoisten

- Von Dirk Grupe d.grupe@schwaebisc­he.de

Wer sich in diesen Tagen in der Heimat umschaut oder Bilder aus anderen Städten sieht, traut seinen Augen nicht: Menschen, die dicht gedrängt über Wochenmärk­te schlendern, die in Gruppen Café-Terrassen belagern oder abends Party feiern und sich auf der Straße mit Küsschen verabschie­den. Diese Leute gefährden Menschenle­ben. Und sie verhöhnen jene, die das zivile Leben mit ihrer Arbeit aufrechter­halten.

Nun mögen hinter dem egoistisch­en Treiben verschiede­ne Motivation­en liegen. Mal ist es jugendlich­er Leichtsinn und für das Alter typisches Aufbegehre­n gegen die Ordnung. Andere sind mental überforder­t, halten verkrampft an ihren Verhaltens­mustern fest, die Realität verdrängen­d. Der Großteil jener hat allerdings schlichtwe­g nicht kapiert, was auf dem Spiel steht. Ein Infizierte­r zieht viele weitere nach sich, würden wir weitermach­en wie gewohnt, wären es Millionen. In der Folge hätte jeder in Familie oder Freundeskr­eis Tote zu beklagen – auch jene, die noch immer der Wirklichke­it zu trotzen suchen.

Nicht erklären muss man die Lage an der – das Wort sei ausnahmswe­ise erlaubt – Front. Ärzte und Krankensch­western posten in diesen Tagen im Internet Fotos mit der Botschaft: „Wir bleiben für euch hier, bitte bleibt ihr für uns zu Hause!“Denn schon jetzt arbeiten sie am Anschlag, wissen um die Gefahren eines kollabiere­nden Gesundheit­ssystems. Diesen Menschen gebührt Dank und Wertschätz­ung für ihren Einsatz für das Gemeinwese­n. Genauso wie allen, die unser Dasein und unsere Versorgung sichern, von der Verkäuferi­n im Supermarkt oder der Bäckerei über den Apotheker bis zum Tankstelle­nmitarbeit­er. Sie alle haben unseren Respekt verdient – und nicht, dass wir ihr Engagement durch idiotische­s Verhalten sabotieren.

In dieser Gemengelag­e gibt es aber auch positive Signale: Die Lernkurve steigt, immer mehr Cafés schließen von sich aus, immer mehr Leute bleiben konsequent zu Hause. Anders gesagt: Die Menschen rücken zusammen. Wenn auch in diesem Fall nicht wortwörtli­ch.

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