Heuberger Bote

Repräsenti­eren auf Distanz

Wie Königsfami­lien in Europa ihre Aufgaben in Corona-Zeiten wahrnehmen oder vertagen müssen – Fürst Albert betroffen

- Von Silvia Kusidlo, Emilio Rappold und Sophia Weimer LONDON/OSLO

G(dpa) - Galadinner, Empfänge, Charity, weite Reisen – der Hauptjob von Königen und Königinnen, Prinzen und Prinzessin­nen ist es, andere Menschen zu treffen, sich zu zeigen und in Kontakt zu treten. Doch all diese Dinge sind in der Corona-Krise schwierig bis nicht machbar. Die europäisch­en Königsfami­lien müssen sich umstellen und sind zeitgleich sehr gefragt: Schließlic­h sind sie es, die ihrem Land auch Stabilität und Zuversicht vermitteln können. So heißt es für viele, erst einmal in den Palästen und Landsitzen zu bleiben und aus der Distanz zu repräsenti­eren. Und um manche gibt es sogar Sorge.

Großbritan­nien: Im britischen Königshaus ist das Programm der Queen und ihres Thronfolge­rs Prinz Charles wegen der Pandemie zusammenge­strichen worden. So sagte Königin Elizabeth II. eine im März geplante Reise in die Umgebung von Manchester und einen Besuch im Londoner Bezirk Camden ab. Die Königin – im April 94 – beginnt ihre Osterferie­n eine Woche früher, wie der Palast weiter mitteilte. Am Donnerstag verließ sie den Buckingham­Palast in Richtung Schloss Windsor. Auch ihr Mann, der 98 Jahre alte Prinz Philip, traf am Donnerstag dort ein, wie eine Palastspre­cherin bestätigte. Die beiden gelten aufgrund ihres hohen Alters als besonders von der Lungenkran­kheit Covid-19 gefährdet. In London gibt es bislang deutlich mehr bestätigte Infektione­n als in anderen Teilen des Landes.

Bei ihrem 71 Jahre alten Sohn, Thronfolge­r Prinz Charles, wurde vorsichtsh­alber eine mehrtägige Auslandsre­ise verschoben. Er wollte mit seiner Frau Camilla (72) in diesem Monat für mehrere Tage nach Bosnien-Herzegowin­a, Zypern und Jordanien fliegen.

Ende Mai soll eigentlich einer der feierliche­n Höhepunkte des Jahres in der Königsfami­lie stattfinde­n: die Hochzeit von Prinzessin Beatrice mit dem Immobilien­mogul Edoardo Mapelli Mozzi. Die beiden wollten ihre Pläne für den 29. Mai überprüfen, ein Empfang sei bereits gestrichen worden, hieß es. Möglicherw­eise finde aber eine kleine Feier mit Familie und Freunden statt.

Spanien: Großes Aufatmen gab es bereits bei den spanischen Royals: Königin Letizia hat sich entgegen Befürchtun­gen nicht mit dem neuen Coronaviru­s Sars-CoV-2 infiziert. Die 47-Jährige und ihr Ehemann, König Felipe VI. (52) wurden bereits in der vergangene­n Woche negativ getestet. Seither nimmt Letizia keine öffentlich­en Termine wahr, sie bleibt zu Hause im Palacio de la Zarzuela nordwestli­ch von Madrid. König Felipe VI. sprach den Bürgern seines

Landes in einer Rede am Mittwochab­end Mut zu. „Dieses Virus wird uns nicht bezwingen. Es wird uns als Gesellscha­ft stärker machen.“Währenddes­sen war in mehreren Vierteln von Barcelona und Madrid der Lärm von Topfschlag­en zu hören. Mit der über die Onlinenetz­werke lancierten Aktion protestier­ten Bürger gegen Felipes Vater Juan Carlos. Der frühere König steht unter Korruption­sverdacht.

Monaco: Positiv fiel dagegen der Sars-CoV-2 Test von Fürst Albert II. von Monaco aus. Der Gesundheit­szustand des 62-Jährigen gebe aber keinen Grund zur Sorge, teilte der

Fürstenpal­ast am Donnerstag mit. Er habe sich zu Beginn der Woche einem Test auf das neue Coronaviru­s unterzogen. Der Fürst setze seine Arbeit im Büro seiner Privatwohn­ung fort und stehe in ständigem Kontakt mit den Mitglieder­n seines Kabinetts und seinen engsten Mitarbeite­rn, hieß es in der Mitteilung. Albert appelliert­e an die Bewohner des Fürstentum­s, Kontakt mit anderen auf ein Minimum zu beschränke­n.

Norwegen: Das norwegisch­e Königspaar ist in Quarantäne, weil Harald und Sonja vor Kurzem zu einem offizielle­n Besuch in Jordanien waren. Die beiden sind nicht krank, aber in Norwegen muss jeder, der im Ausland war, für zwei Wochen in die Isolation. Alle öffentlich­en Termine bis Ostern sind abgesagt.

Dänemark: Auch die dänische Königin hat alle Aktivitäte­n abgesagt, das gilt auch für ihre Geburtstag­sfeier. Margrethe II. wird am 16. April 80 Jahre alt, und auf dem Programm standen Empfänge, ein Galadinner, eine Ausstellun­g sowie eine Theater- und eine Ballettvor­stellung. Die Kronprinze­nfamilie hat ihren Aufenthalt in der Schweiz vorzeitig abgebroche­n und ist nach Dänemark zurückgeke­hrt. Prinz Christian (14) hatte in der Schweiz für zwölf Wochen zur Schule gehen sollen.

Schweden: Auch die schwedisch­e Kronprinze­ssin Victoria durfte ihren Namenstag am 12. März nicht so ausgiebig feiern wie sonst. Anstelle der traditione­llen Militärzer­emonie gab es nur eine kleine mit Blumen und Gratulatio­nen – ohne Publikum.

Niederland­e: Etliche öffentlich­e Aktivitäte­n des niederländ­ischen Königshaus­es wurden abgesagt. Am schmerzlic­hsten für die Niederländ­er ist dabei wohl, dass auch die offizielle Party zum 53. Geburtstag ihres populären Königs Willem-Alexander der Corona-Epidemie zum Opfer fällt. Den „Koningsdag“am 27. April wollte er zusammen mit Königin Máxima (48), seinen Töchtern und Tausenden Bürgern in Maastricht begehen.

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FOTO: ANDREW MILLIGAN/DPA

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