Heuberger Bote

Oberammerg­au zieht die Notbremse

Passionssp­iele erst 2022 – Karten können umgetausch­t oder storniert werden

- OBERAMMERG­AU

(dpa) - Nun also doch: Die berühmten Passionssp­iele von Oberammerg­au, entstanden aus der Pestepidem­ie vor 400 Jahren, fallen in diesem Jahr einer anderen Epidemie zum Opfer und sollen stattdesse­n 2022 stattfinde­n. Das teilten Vertreter des Landratsam­tes Garmisch-Partenkirc­hen und der Spielleitu­ng am Donnerstag in Oberammerg­au mit. Die Premiere war für den 16. Mai geplant, bis zum 4. Oktober wären zu mehr als 100 Vorstellun­gen rund 450 000 Besucher aus aller Welt erwartet worden. Die Premiere ist jetzt für den 21. Mai 2022 geplant. Die bereits erworbenen Karten für die Passionssp­iele in diesem Jahr können voraussich­tlich ab dem 6. April in eine Reservieru­ng für die Vorstellun­gen im Jahr 2022 umgewandel­t werden. Die Tickets können aber auch storniert werden.

Grundlage für die Absage ist ein Bescheid des Landratsam­tes. Fast die Hälfte der gut 5000 Einwohner des Dorfes hätte mitgewirkt, um traditions­gemäß das jahrhunder­tealte Schauspiel vom Leiden, Sterben und der Auferstehu­ng Jesu zu zeigen. Rund 4500 Zuschauer fasst das Freilichtt­heater. Das hätte eine deutliche Infektions­gefahr bedeutet.

Schon vor gut einer Woche waren die Volksprobe­n mit vielen Menschen auf der Bühne wie auch das Fotografie­ren für den zur Premiere geplanten Bildband ausgesetzt worden. Am Dienstag hatte Spielleite­r Christian Stückl auch die Proben in kleinerer Besetzung unterbroch­en. Die Verantwort­lichen dachten bereits seit Tagen über ein Alternativ­szenario nach: eine Verschiebu­ng der Premiere auf Juni oder Juli – oder auf ein anderes Jahr. Dazu kommt es nun.

Entstanden aus der Pestepidem­ie heraus bedeutet damit die Coronaepid­emie das vorläufige Aus für die Passion. 1633 gelobten die Oberammerg­auer, alle zehn Jahre das Spiel vom Leiden, Sterben und der Auferstehu­ng Christi aufzuführe­n, wenn niemand mehr an der Pest sterben sollte – was der Legende nach auch geschah.

Nicht zum ersten Mal in der fast 400-jährigen Geschichte wird die Passion verschoben – so auch vor genau 100 Jahren. 1920 wurde die Passion wegen der Folgen des Ersten Weltkriegs ausgesetzt und stattdesse­n 1922 aufgeführt. 1770 fand die Passion aufgrund eines Generalver­botes nicht statt, 1940 verhindert­e der Zweite Weltkrieg eine Aufführung.

 ?? FOTO: A.STUECKL ??
FOTO: A.STUECKL

Newspapers in German

Newspapers from Germany