„Das betrifft den Tourismus massiv“
Donaubergland: Walter Knittel über Existenzängste, Übernachtungszahlen und Kampfgeist
G- Die Betten sind leer, viele Gasthäuser haben geschlossen. Das Coronavirus drückt auch die Tourismusbranche im Landkreis Tuttlingen zu Boden. Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte diese Woche dazu, auch innerhalb Deutschlands nicht zu reisen. Walter Knittel, der Geschäftsführer der Donaubergland Tourismus GmbH, spricht von einer veritablen Krise.
„Das wird eine schwierige Geschichte“, sagt Walter Knittel in der momentanen Situation. Der Januar sei noch einigermaßen normal gelaufen, berichtet er. Zur Orientierung: Im Vorjahr sind im Landkreis Tuttlingen im Januar 19 791 Übernachtungen verzeichnet worden – die Tendenz der vergangenen Jahre: steigend. Doch bereits vor der Reisewarnung von Angela Merkel am Dienstag seien die Zahlen in den Monaten Februar und März deutlich zurückgegangen. „Jetzt sind sie auf Null.“
„Es betrifft den Tourismus massiv“, sagt der Geschäftsführer der Donaubergland GmbH zur Corona-Krise. In diesem Jahr gelte es daher nicht mehr, auf die Übernachtungszahlen zu schauen. Diese waren in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Es geht darum, Leistungsträger zu retten.“Denn eines sei bereits klar: „Die Umsatzeinbußen sind katastrophal.“
Um die Umsatzausfälle und laufenden Kosten daher so gering wie möglich zu halten, seien Betreiber von Gaststätten bereits in den vergangenen Tagen oft dazu gezwungen gewesen, ihre Lokale vorerst zu schließen. Nach der Reisewarnung der Bundeskanzlerin sei auch bei den Hotels das oberste Ziel „das zu retten, was zu retten ist“, sagt Knittel. Derzeit führt er viele Gespräche mit Hoteliers und Gastronomen, „um zu signalisieren, dass man versucht, beizustehen“.
Bei einigen Betrieben sei die Verzweiflung derzeit groß, berichtet er. „Das ist eine ganz reale Sorge um die Existenz der Betriebe und deren Mitarbeiter. Man merkt schon, dass alle versuchen, einen Rettungsanker zu finden und alles auszuschöpfen was möglich ist, um den Betrieb zu retten“, erklärt Knittel und verweist unter anderem auf Gespräche der Betriebe mit den jeweiligen Banken.
Das Problem sei nicht nur die jetzige Situation, sondern vielmehr auch die Stornierungen für die nächsten Wochen, sagt Knittel. „Das ist dramatisch.“Insbesondere Betriebe, die vor kurzem investiert hätten, treffen die Maßnahmen schwer. „Wir müssen davon ausgehen, dass nichts mehr so sein wird, wie es vorher war.“
Grundsätzlich versuche die Donaubergland Tourismus GmbH zu informieren, wo es Hilfen und Hilfeleistungen gibt, schildert Knittel. „Jeden Tag gibt es neue Infos, wir versuchen diese zu strukturieren und an die Betriebe weiterzugeben.“
Ganz hoffnungslos gibt er sich allerdings nicht. Denn: Der Staat sende grundsätzlich gute Signale. Unter anderem sind bereits Kredite und Stundungen für alle Unternehmen in Aussicht
gestellt. „Das wird aber nur zum Teil helfen“, sagt Knittel. Entscheidend sei, dass die Hilfen „unbürokratisch, schnell und auch bei den kleinen und mittleren Betrieben ankommen“, erklärt er. Zudem spielt es seiner Meinung nach auch eine Rolle, wie schnell der Staat helfen könne und wie lange diese „existenzielle Krise“andauere. „So etwas hatten wir noch nie, es gibt keine Blaupause.“
Fest steht für Knittel aber auch: „Es hilft nichts, zu jammern.“Er geht davon aus, dass die Übernachtungszahlen und auch die Anzahl der Gastronomiebesuche schnell wieder anziehen, sobald sich die Situation wieder entspannt. „Es wird den Punkt geben, an dem es wieder losgeht“, sagt Knittel. „Die Frage ist, ob dann noch alle Anbieter da sind.“
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