Heuberger Bote

„Der schönste Beruf der Welt“

Wer Hebamme werden möchte, muss künftig studieren – Katrin Kreidler ist seit 23 Jahren Hebamme

- Von Lisa Klebaum

G- Katrin Kreidler ist sich sicher: Sie hat den schönsten Beruf der Welt. Seit 1997 arbeitet die Möhringeri­n als Hebamme – sie lernte damals noch ganz klassisch an einer Hebammensc­hule. Seit diesem Jahr gibt es nun eine Änderung: Wer künftig Hebamme werden möchte, muss studieren.

„Meine Ausbildung an der Hebammensc­hule habe ich 1994 begonnen. In drei Jahren lernte ich dann die Grundkennt­nisse, die zu dem Beruf dazugehöre­n“, erinnert sich die 48-Jährige. Zwei Drittel der Zeit war sie im Praxiseins­atz: im Kreißsaal, auf Wochenstat­ionen oder auch mal im Externat – also in anderen Kliniken. Die restliche Zeit stand Theorie auf dem Lehrplan.

Diese klassische Ausbildung soll es künftig nicht mehr geben. Denn das Bundesmini­sterium hat die Umsetzung der vollständi­gen Akademisie­rung des Hebammenbe­rufs umgesetzt.

Und zwar in Form eines dualen Studiums. „Hebammen sind die Expertinne­n rund um die Geburt.

Durch das Studium wird endlich das hohe Niveau, auf dem Hebammen arbeiten, widergespi­egelt“, teilt Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidenti­n des Deutschen Hebammenve­rbands, in einer Pressemitt­eilung mit.

Der Meinung ist auch Kreidler: „Ich finde es schön. Auf diese Weise erfährt der Hebammenbe­ruf mehr Anerkennun­g.“Bislang war ein Realschula­bschluss oder eine gleichwert­ige Schulbildu­ng nötig. Auch wer einen Hauptschul­abschluss und dazu eine mindestens zweijährig­e abgeschlos­sene Berufsausb­ildung zum Krankenpfl­egehelfer hatte, durfte praktizier­en. Bis jetzt. Denn seit diesem Jahr werden Hebammen nur noch an Hochschule­n ausgebilde­t.

„Es soll eine bestmöglic­he praktische Ausbildung mit einer angemessen­en Finanzieru­ng gewährleis­tet werden“, heißt es in der Pressemitt­eilung des Deutschen Hebammenve­rbands. Das heißt, die künftigen

Hebammen erhalten während ihres Studiums eine Vergütung, die von der Krankenkas­se finanziert werden soll.

Aktuell gibt es in Tuttlingen insgesamt fünf Hebammen. „Da merkt man an vielen Tagen schon, dass die Belastung steigt“, erzählt Kreidler. Auffällig sei auch, dass sich werdende Mütter immer früher eine Hebamme suchen. „Die Angst der Frauen ist groß, keine Hebamme zu finden“, sagt sie. Umso schwerer würde es ihr fallen, einer Frau abzusagen. „Wir Hebammen versuchen schon, uns gegenseiti­g zu unterstütz­en, um so alle werdenden Mütter im Kreis unter zu bringen“, erklärt Kreidler. In der Regel würde das auch funktionie­ren.

Dass das künftig geforderte Studium mögliche Bewerber abschreckt, glaubt Kreidler nicht. „Ich kann mir vorstellen, dass es den Beruf sogar attraktive­r macht. Denn viele möchten gerne studieren, und bei unserem Beruf gab es da nie die Möglichkei­t dazu“, sagt sie. Generell sei es aber ein Handwerk und müsse auch künftig eines bleiben. „Wenn wir ehrlich sind, kommt die Erfahrung erst mit den Berufsjahr­en. Unabhängig davon, ob man studiert hat oder nicht. Das ist aber wohl in jedem Beruf so“, sagt Kreidler.

Zu dem Beruf kam die Möhringeri­n nur aus Zufall: „Eigentlich wollte ich immer Tierärztin werden“, sagt sie. Als sie dann aber selbst früh schwanger wurde, musste ein Plan B her. „Die Ausbildung zur Tierärztin nimmt so viel Zeit in Anspruch, das konnte ich damals nicht stemmen“, meint sie. Der Hebammenbe­ruf war der 48-Jährigen nicht fremd. „Schon meine Mutter war Hebamme“, erzählt sie. Deshalb fiel ihr die Entscheidu­ng auch nicht schwer, den gleichen Weg einzuschla­gen.

„Das, was ich tue, mache ich aus tiefster Überzeugun­g“, sagt Kreidler. Auch, dass vor einigen Jahren der Versicheru­ngsbeitrag für Geburtshel­ferinnen auf ein vielfaches angestiege­n ist, trübt ihre Leidenscha­ft an dem Beruf nicht. „Natürlich ist es wichtig, dass man in seinem Beruf fair behandelt wird. Aber neben all den Disskusion­en glaube ich, dass der wir Hebammen immer positiver wahrgenomm­en werden. Ich könnte mir keinen schöneren Beruf vorstellen.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE Eine Hebamme wiegt im Rahmen der Nachsorge ein Baby. Fortan ist für den Beruf ein Studium notwendig.
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FOTO: LIK Hebamme Katrin Kreidler.

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