Das Virus grassiert jetzt in den Altenheimen
(dpa) - Das Coronavirus verbreitet sich zunehmend auch in Altenheimen in Deutschland. Nach dem Tod von 17 infizierten Menschen in einem Altenund Pflegeheim in Wolfsburg kämpft ein weiteres niedersächsisches Heim mit Infektionen. Tests hätten bestätigt, dass 23 Bewohner sowie 17 Mitarbeiter eines Altenheims in Wildeshausen im Landkreis Oldenburg mit dem Erreger SarsCoV-2 infiziert seien, teilte der Landkreis am Montag mit. Im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus waren bis zum Montagabend 16 Bewohner nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. In Baden-Württemberg haben sich bislang in mindestens sieben Altenheimen 74 Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt.
Angesichts der Coronavirus-Fälle in den Heimen fordern Patientenschützer dort engmaschige Tests. Bei der Aufnahme eines Bewohners in einem Heim müsse dieser grundsätzlich getestet und isoliert werden, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch . Auch bei grippalen Infekten von Pflegepersonal oder Bewohnern müsse getestet werden. Bundesweit lebten rund 800 000 Menschen in Altenund Pflegeheimen, mehr als 70 Prozent davon seien demenzkrank.
Sei das Coronavirus erst in einer Pflegeeinrichtung, müsse die jeweilige Kommune diese sofort überwachen, forderte Brysch. Dann habe man nicht länger „100 Hausärzte, die sich um 100 Bewohner kümmern“, sondern das Gesundheitsamt übernehme. Ohne Schutzkleidung, Atemmaske, Desinfektionsmittel und Handschuhe „braucht man im Pflegeheim nicht anzufangen“. Bislang seien bundesweit mindestens 50 Menschen in Alten- und Pflegeheimen gestorben. Die Gefahr neuer Fälle sei groß.
Eine Strafanzeige gegen Verantwortliche der Diakonie Wolfsburg wegen fahrlässiger Tötung halte er nicht für sinnvoll, sagte Brysch. „Wer diese Krise zu verantworten hat, der sitzt in Berlin.“Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte zuvor am Montag den Eingang einer Anzeige eines Wolfsburger Anwalts bestätigt.