Heuberger Bote

Der Erste-Hilfe-Koffer für die Hosentasch­e

Telefonsee­lsorge hilft mit der App „Krisenkomp­ass“durch schwierige Lebenslage­n

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(lik) - Momentan ist es wichtiger denn je, einen Gesprächsp­artner zu haben. Denn gerade in Zeiten von Corona plagen viele Menschen Ängste. Wer niemanden zum Reden hat oder einen Ansprechpa­rtner bei Problemen sucht, dem hilft die Telefonsee­lsorge – auch außerhalb der aktuellen Situation.

Seit dem 10. März gibt es von der Telefonsee­lsorge die App „Krisenkomp­ass“. Dabei handelt es sich um das erste rein digitale Hilfsmediu­m für Menschen in schwierige­n Lebenssitu­ationen. „Gerade viele jüngere Menschen bevorzugen den digitalen Weg. Die App ist sozusagen ein Erste-Hilfe-Koffer für die Hosentasch­e“, erklärt Christina Fehrenbach, stellvertr­etende Leiterin der Telefonsee­lsorge Schwarzwal­d-Bodensee. Der Bereich Schwarzwal­d-Bodensee ist für insgesamt fünf Landkreise zuständig, unter anderem auch für Tuttlingen.

Die App Krisenkomp­ass sei in insgesamt vier Bereiche aufgeteilt – eben genau wie ein Kompass. Ein

Teil davon nimmt die Soforthilf­e ein. Fehrenbach: „Dort bekommen Menschen, die Hilfe brauchen, Unterstütz­ung in Form von Notfallnum­mern, Anlaufstel­len oder auch Onlinebegl­eitung.“Die anderen drei Bereiche stützen sich auf das Kerngeschä­ft der Prävention, erklärt die stellvertr­etende Leitern: um die Hilfe bei Suizidgeda­nken. „Der eine Bereich bietet Hilfe, wenn man selbst daran denkt. Der zweite, wenn man sich um eine Person sorgt, und der dritte, wenn man jemanden durch Suizid verloren hat.“

Neben zahlreiche­n digitalen Modulen sei es aber immer noch zu jeder Zeit möglich, telefonisc­h mit den Telefonsee­lsorgern in Kontakt zu treten. „Insgesamt werden die digitalen Angebote besonders von Personen zwischen 15 und 30 Jahren angenommen“, resümiert Fehrenbach. Die App soll Menschen in allen Lebenslage­n helfen. Neben der klassische­n Beratung gebe es noch weitere Module wie Entspannun­gsübungen, Atemtechni­ken oder Meditation­sund

Traumreise­n.

Dass die Menschen gerade in der aktuellen Situation Redebedarf haben, zeigt sich auch in der Datenauswe­rtung der Telefonsee­lsorge: Am vergangene­n Donnerstag haben die Mitarbeite­r der Telefonsee­lsorge bundesweit 3620 Gespräche geführt. Davon waren 1155 Gespräche zum Thema Corona. Von 154 Mails handelten 15 von dem Virus und im Chat sprachen von 157 Personen insgesamt 17 über die aktuelle Situation. „Die Gespräche sind aber weit gefächert. Es gibt Menschen, die anrufen und erzählen, sie hätten Angst vor dem Virus an sich. Viele sprechen aber auch beispielsw­eise über Existenzän­gste“, erklärt Fehrenbach.

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