Und plötzlich bleibt die Luft weg ...
Der Spaichinger Victor S. (30) ist an Covid 19 erkrankt: „Die schlimmste Zeit in meinem Leben“
Ein Spaichinger Corona-Patient berichtet über seine Erfahrungen.
- „Wir haben das für so ein Fernsehding gehalten, etwas, das Panik verbreiten soll“, sagt Victor S., „und das alles nicht so ernst genommen.“Völlig unerwartet hat den 30-Jährigen die Covid 19Krankheit erwischt. Auch deshalb, weil man immer dachte, die Lungenkrankheit betreffe nur ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen.
S. ist Nichtraucher, kerngesund und jung, und doch hat ihn die tückische Virusinfektion erwischt. Seit einer Woche ist er im Krankenhaus. Zwei seiner Kollegen sind in Kliniken der Umgebung. Der Tag, an dem dem jungen Spaichinger bewusst wurde, dass er ernsthaft krank ist, „der war der schlimmste Tag meines Lebens.“
Inzwischen geht es ihm wieder viel besser, er hofft, dass er jetzt nachhause darf. „Meine Kinder vermissen mich schon sehr“, sagt er.
Die ersten Anzeichen waren ganz harmlos: Vor etwa drei Wochen hatte S. einen leichten Husten. Üblich in der Jahreszeit. Er habe weiter gearbeitet. Aber als der Husten schlimmer wurde, sei er doch Zuhause geblieben. Der Husten steigerte sich dann vier Tage lang und war so stark, dass er Brechreiz auslöste. Und dann: „Von einem Tag auf den anderen habe ich keine Luft mehr bekommen.“Danach sei er zum Hausarzt gegangen und habe Medikamente bekommen. Aber nichts half. „Von Tag zu Tag wurde es schlimmer“, so Victor S. Durchfall, Schüttelfrost, kurzzeitig Fieber. Schließlich lag er nur noch da, fürchtete, es nicht einmal mehr bis zur Toilette zu schaffen, so schwach fühlte sich sein Körper an. Und dazu diese beängstigende Atemnot.
„Von Donnerstag bis Dienstag habe ich zuhause durchgehalten und dann zu meiner Frau gesagt: „Jetzt muss ich ins Krankenhaus.“Sie brachte ihn schließlich nach Tuttlingen. Ein Krankentransport hatte abgewunken, bei Verdacht auf Corona dürfe man ihn nicht transportieren, so die Auskunft. Im Krankenhaus dann habe man ihm Blut abgenommen und den rettenden Sauerstoff verabreicht. „Mit dem Sauerstoff ging es dann immer besser“, so der junge Familienvater.
Er habe nie mit so etwas gerechnet, meint er. War weder Skifahren noch hat er Kontakt zu Teilnehmern einer großen freikirchlichen Veranstaltung im Elsass, die dort Mitte Februar der Ausgangspunkt für die Ausbreitung in Ostfrankreich war.
Wie unberechenbar die Krankheit ist, zeigt sich auch im nächsten Umfeld: Seine Frau und seine Kinder seien vollkommen gesund. Es habe ihn überrascht, als vom Gesundheitsamt die Diagnose „positiv“, also Corona-infiziert, kam.
Im Tuttlinger Krankenhaus sei er erst alleine in seinem Zimmer geblieben, jetzt sei noch ein anderer Corona-Patient
im Zimmer. Besuch ist natürlich verboten, die Patienten isoliert, dürfen nicht aus dem Zimmer gehen. „Man liegt den ganzen Tag nur rum“, sagt S. Über Whatsapp, andere Internetkanäle, Telefon hält Victor S. Kontakt zu seiner Familie.
Für die Pfleger und Ärzte hat S. bloß lobende Worte, die Behandlung sei „top“. Natürlich nähere sich das Krankenhausteam nur „vermummt und verpackt“, so S.
Ihm steckt der Schock, von einer so beängstigenden Krankheit erwischt worden zu sein, noch hörbar in den Knochen. Wenn es schon ihn als jungen, kerngesunden Mann so erwischt, um wie viel schlimmer muss es dann für die ganz alten Menschen sein, meinte er. „Es ist ein Appell an alle: Bitte nehmt die Sache ernst und passt auf. Ich habe noch nie etwas so Schlimmes erlebt.“