Sieh an: Die Deutschen horten auch Kondome
Singener Unternehmen verzeichnet seit Beginn der Corona-Krise einen satten Umsatzanstieg
- Die Deutschen horten nur Toilettenpapier und Nudeln? Stimmt nicht, sagt Jan Vinzenz Krause aus Singen am Hohentwiel. Er vertreibt Kondome und verzeichnet in seinem Unternehmen „Vinergy“seit Beginn der Corona-Krise in Deutschland einen Umsatzanstieg von mehr als 40 Prozent.
Dassganz Europa über die Langeweiler zwischen Alpen und Nordsee lachte, kann der Kondomhändler Jan Vinzenz Krause nicht nachvollziehen. Seine Zahlen sagen nämlich etwas ganz anderes: Bereits mit Aufkommen der Corona-Krise haben die Bestellungen im firmeneigenen Online-Shop Vinico stark zugenommen. Neben Hamsterkäufen bei Lebensmitteln und besagtem Klopaier haben sich viele Deutsche offenbar auch vorsorglich mit Kondomen eingedeckt. Das sagen die Klickzahlen, die Krause länderscharf abrufen kann.
Seit die Menschen dazu angehalten sind, im Homeoffice zu arbeiten und zu Hause zu bleiben, steigt der Verkauf von Kondomen kontinuierlich an. Allein in der zweiten Woche der Corona-Kontaktsperre – mit mehr Zeit für Zweisamkeit zu Hause – haben die Vinergy-Mitarbeiter mehr als Tausend Lieferungen an private Kunden in Deutschland verschickt. Darin sind die Sendungen an Händler in ganz Europa nicht mit eingerechnet. Den enormen Besucheranstieg auf dem firmeneigenen Onlineportal quittiert er mit einem breiten Lächeln: „Diese Zahlen sind schon gigantisch!“
Dabei sind Februar und März im Kondomgeschäft klassischerweise keine ganz so guten Monate, wie der Firmenchef, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Eva betreibt, erklärt: „Dezember und Januar sind in der Regel stark. Dann steigt die Nachfrage erst wieder an, wenn es Frühling wird.“Durch die CoronaKrise hat sich das in diesem Jahr gewandelt.
Witzig findet er, dass die Zahlen bereits nach oben gegangen sind, als von Versammlungsverbot und dem Appell „Bleiben Sie zu Hause“noch nicht die Rede war. „Da haben sich unsere Kunden aber bereits vorsorglich eingedeckt.“Aus seiner Sicht ist das verständlich. Alle Freizeiteinrichtungen haben zu, Kinos sind dicht, Konzerte und Veranstaltungen fallen aus, Schwimmbäder mussten schließen, und Shoppen und Bummeln geht momentan auch nicht. Jan Vinzenz Krause: „Ja, was wollen Sie denn da noch machen?“Offenbar haben viele Kunden Sex für sich entdeckt – schließlich habe man endlich mal Zeit dafür.
„Wir Deutschen sind besser als unser Ruf“, sagt Jan Vinzenz Krause und bezieht das auf die Lust am Sex.
Und er beruhigt alle, die sich wegen des Klopapier-Hortens der Deutschen im europäischen Vergleich schon ein bisschen geschämt haben: „Was unsere Lust am Sex angeht, sind wir Deutschen besser als unser Ruf.“
15 Mitarbeiter im Firmensitz in Singen und im Lager in Rielasingen sorgen dafür, dass Vinergy Präservative an den Mann bringt. Die Singener Unternehmensgruppe besteht aus den Marken My Size, Mister Size, Werbekondome und dem Kondomshop. Zu den Kunden gehören auch große Versandhändler, wie der Erotik-Shop
„Orion“oder das Label „Eis“. Auch über andere Kanäle, wie Amazon, läuft der Vertrieb der eigenen Marken. „My Size und Einhorn sind unter den Newcomer-Kondomen die am erfolgreichsten wachsenden Marken im Markt“, sagt Chefin Eva Krause.
Gerade hat Vinergy bei seinen Produzenten in Malaysia mehrere Millionen Kondome nachbestellt. Sorgen, dass der Nachschub ausgeht, haben Krauses nicht. „Die lebenswichtigen Industrien in Malaysia dürfen nach einer Pause von rund zwei Wochen nun wieder arbeiten“, erklärt er. Nachschub kommt, wenn auch ein wenig verzögert.
Um dem Ansturm Herr zu werden, hat Vinergy in Zeiten von Corona kurzfristig weitere Mitarbeiter ins Lager geholt. Daraus sollen später feste Stellen entstehen. Im Kundenservice wurde aufgestockt, und für die Buchhaltung wird auch Verstärkung gesucht.
Denn Jan Vinzenz Krause erinnert sich noch gut an die Wirtschaftskrise von 2008/2009. Während andere Branchen gelitten haben, „waren das für uns superstarke Jahre mit großem Wachstum“. Kuscheln geht immer!