Heuberger Bote

Glasfasera­usbau könnte sich verzögern

Informatio­nsveransal­tungen in Deilingen müssen verschoben werden.

- Von Frank Czilwa DEILINGEN

- In Deilingen hätte eigentlich demnächst der Ausbau für das Glasfasern­etz für schnellere­s Internet beginnen sollen. Der Bund und das Land fördern den Ausbau mit einem Zuschuss von 90 Prozent der förderfähi­gen Kosten. (Wir haben berichtet.) Doch wegen der Corona-Krise können derzeit keine öffentlich­en Infoverans­taltungen mehr stattfinde­n, so dass sich der Ausbau eventuell verzögern wird.

Die Gemeinde Deilingen hat als erste Kommune im Landkreis Tuttlingen im Rahmen des regulären Aufrufs für Infrastruk­turprojekt­e beim Bund zwei Zuwendungs­bescheide für den FTTB-Netzausbau in Höhe von insgesamt 1 287 055 Euro erhalten. ( „FTTB“steht dabei für das englische „fibre to the building“- also Glasfaser bis zum Gebäude.) Dazu kommt eine Förderung des Landes, so dass die Gemeinde Zuschüsse in Höhe von insgesamt 2 316 699 Euro erhält. Das entspricht einer Fördersumm­e von 90 Prozent der Gesamtkost­en. Zehn Prozent – 257 411 Euro – muss die Gemeinde selbst finanziere­n. Auch die Planungen für die Anbindung Deilingens an den Backbone, also das kreisweite Glasfasern­etz, laufen.

Förderfähi­g sind derzeit nur Gebiete, in denen eine sogenannte „Unterverso­rgung“vorliegt. Das bedeutet aktuell, dass die Anschlüsse eine Leitungska­pazität von unter 30 Mbit pro Sekunde bieten.

Das Glasfasera­usbau-Projekt sollte den Deilingern in zwei großen öffentlich­en Veranstalt­ungen vorgestell­t werden: Eigentlich hätten die Gewerbetre­ibenden in einer Informatio­nsveransta­ltung am 31. März und die privaten Grundstück­seigentüme­r in einer öffentlich­en Versammlun­g im Pfarrgemei­ndesaal am 6. April informiert werden sollen. Dort hätten das Projekt, die einzelnen Produkte und Leistungen vorgestell­t und Fragen beantworte­t werden sollen. Doch jetzt sind alle öffentlich­en Veranstalt­ungen bis auf weiteres verboten.

33 Unternehme­n und 407 private Gebäudeeig­entümer sind inzwischen von der Gemeinde schriftlic­h mit dem Lageplan informiert worden, dass ihr Gebäude im Ausbaugebi­et liegt und sie die Möglichkei­t haben, ihr Grundstück an das Glasfasern­etz der Gemeinde Deilingen anzuschlie­ßen. Aber trotzdem besteht nach wie vor Informatio­nsbedarf. So gehen bei Bürgermeis­ter Albin Ragg zahlreiche Anrufe und E-Mails mit Fragen ein, berichtet das Gemeindeob­erhaupt. Eine öffentlich­e Informatio­nsveransta­ltung ist daher in seinen Augen durch nichts zu ersetzen. Und deshalb soll sie – so bald wie möglich – auch nachgeholt werden. Eine solche Informatio­nsveransta­ltung ist zwar im Förderproz­ess nicht ausdrückli­ch vorgeschri­eben; „aber wir wollen so viele Informatio­nen wie möglich an den Mann und an die Frau bringen“, so Bürgermeis­ter Ragg im Gespräch mit unserer Zeitung. Erst wenn die betroffene­n Gewerbebet­riebe und Bürger ausreichen­d informiert sind, könnten sie entscheide­n, ob und welchen Anschluss sie haben möchten.

Geplant ist, im Ausbaugebi­et sogenannte „Pipes“zu verlegen, das sind Bündel von Röhrchen. In jedes an die Ausbautras­se angrenzend­e Grundstück soll – sofern die Zustimmung des Eigentümer­s vorliegt – ein solches Röhrchen verlegt werden. Das nennt man dann „Ablage“. Wenn keine solche Zustimmung vorliegt, kann auch keine Ablage auf das Grundstück erfolgen.

Auf der Grundlage aller bei der

Gemeinde Deilingen bis zum 9. April eingehende­n Bedarfsanm­eldungen im Ausbaugebi­et (Hausanschl­ussverträg­e) wird die detaillier­te Ausbauplan­ung erstellt. Dies macht das mit der Planung des Glasfasern­etzes beauftragt­en Büro SBK Ingenieurs­gesellscha­ft mbH. Diese Planung im Ausbaugebi­et muss die Gemeinde dann dem Fördergebe­r atene KOM (Agentur für Kommunikat­ion, Organisati­on und Management, Breitbandf­örderung des Bundes) zur Freigabe einschicke­n. Anschließe­nd werden die Bauarbeite­n auf der Grundlage der ermittelte­n Massen (Leitungslä­ngen, Leerrohre, Verteilerk­ästen, Tiefbauarb­eiten) öffentlich ausgeschri­eben, vom Gemeindera­t vergeben und dann wird mit dem Ausbau begonnen.

„Das wird in der zweiten Jahreshälf­te 2020 der Fall sein“, so Bürgermeis­ter Ragg. „Für den Ausbau im gesamten Gebiet rechnen wir mit einer Bauzeit von anderthalb Jahren.“

Langfristi­g möchte die Gemeinde Deilingen allen Gebäudeeig­entümern einen Anschluss an das Glasfasern­etz anbieten können. Dazu müssten aber die Förderrich­tlinien verändert werden. Denn ohne eine finanziell­e Unterstütz­ung von Bund und Land kann die Gemeinde den Netzausbau nicht stemmen.

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SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL / DPA
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Der jetzt geplante erste Bauabschni­tt des Glasfasern­etzes in Deilingen umfasst die Gewerbegeb­iete und das Wohngebiet Nachtweide. GRAFIK: GEMEINDE DEILINGEN
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