Glasfaserausbau könnte sich verzögern
Informationsveransaltungen in Deilingen müssen verschoben werden.
- In Deilingen hätte eigentlich demnächst der Ausbau für das Glasfasernetz für schnelleres Internet beginnen sollen. Der Bund und das Land fördern den Ausbau mit einem Zuschuss von 90 Prozent der förderfähigen Kosten. (Wir haben berichtet.) Doch wegen der Corona-Krise können derzeit keine öffentlichen Infoveranstaltungen mehr stattfinden, so dass sich der Ausbau eventuell verzögern wird.
Die Gemeinde Deilingen hat als erste Kommune im Landkreis Tuttlingen im Rahmen des regulären Aufrufs für Infrastrukturprojekte beim Bund zwei Zuwendungsbescheide für den FTTB-Netzausbau in Höhe von insgesamt 1 287 055 Euro erhalten. ( „FTTB“steht dabei für das englische „fibre to the building“- also Glasfaser bis zum Gebäude.) Dazu kommt eine Förderung des Landes, so dass die Gemeinde Zuschüsse in Höhe von insgesamt 2 316 699 Euro erhält. Das entspricht einer Fördersumme von 90 Prozent der Gesamtkosten. Zehn Prozent – 257 411 Euro – muss die Gemeinde selbst finanzieren. Auch die Planungen für die Anbindung Deilingens an den Backbone, also das kreisweite Glasfasernetz, laufen.
Förderfähig sind derzeit nur Gebiete, in denen eine sogenannte „Unterversorgung“vorliegt. Das bedeutet aktuell, dass die Anschlüsse eine Leitungskapazität von unter 30 Mbit pro Sekunde bieten.
Das Glasfaserausbau-Projekt sollte den Deilingern in zwei großen öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt werden: Eigentlich hätten die Gewerbetreibenden in einer Informationsveranstaltung am 31. März und die privaten Grundstückseigentümer in einer öffentlichen Versammlung im Pfarrgemeindesaal am 6. April informiert werden sollen. Dort hätten das Projekt, die einzelnen Produkte und Leistungen vorgestellt und Fragen beantwortet werden sollen. Doch jetzt sind alle öffentlichen Veranstaltungen bis auf weiteres verboten.
33 Unternehmen und 407 private Gebäudeeigentümer sind inzwischen von der Gemeinde schriftlich mit dem Lageplan informiert worden, dass ihr Gebäude im Ausbaugebiet liegt und sie die Möglichkeit haben, ihr Grundstück an das Glasfasernetz der Gemeinde Deilingen anzuschließen. Aber trotzdem besteht nach wie vor Informationsbedarf. So gehen bei Bürgermeister Albin Ragg zahlreiche Anrufe und E-Mails mit Fragen ein, berichtet das Gemeindeoberhaupt. Eine öffentliche Informationsveranstaltung ist daher in seinen Augen durch nichts zu ersetzen. Und deshalb soll sie – so bald wie möglich – auch nachgeholt werden. Eine solche Informationsveranstaltung ist zwar im Förderprozess nicht ausdrücklich vorgeschrieben; „aber wir wollen so viele Informationen wie möglich an den Mann und an die Frau bringen“, so Bürgermeister Ragg im Gespräch mit unserer Zeitung. Erst wenn die betroffenen Gewerbebetriebe und Bürger ausreichend informiert sind, könnten sie entscheiden, ob und welchen Anschluss sie haben möchten.
Geplant ist, im Ausbaugebiet sogenannte „Pipes“zu verlegen, das sind Bündel von Röhrchen. In jedes an die Ausbautrasse angrenzende Grundstück soll – sofern die Zustimmung des Eigentümers vorliegt – ein solches Röhrchen verlegt werden. Das nennt man dann „Ablage“. Wenn keine solche Zustimmung vorliegt, kann auch keine Ablage auf das Grundstück erfolgen.
Auf der Grundlage aller bei der
Gemeinde Deilingen bis zum 9. April eingehenden Bedarfsanmeldungen im Ausbaugebiet (Hausanschlussverträge) wird die detaillierte Ausbauplanung erstellt. Dies macht das mit der Planung des Glasfasernetzes beauftragten Büro SBK Ingenieursgesellschaft mbH. Diese Planung im Ausbaugebiet muss die Gemeinde dann dem Fördergeber atene KOM (Agentur für Kommunikation, Organisation und Management, Breitbandförderung des Bundes) zur Freigabe einschicken. Anschließend werden die Bauarbeiten auf der Grundlage der ermittelten Massen (Leitungslängen, Leerrohre, Verteilerkästen, Tiefbauarbeiten) öffentlich ausgeschrieben, vom Gemeinderat vergeben und dann wird mit dem Ausbau begonnen.
„Das wird in der zweiten Jahreshälfte 2020 der Fall sein“, so Bürgermeister Ragg. „Für den Ausbau im gesamten Gebiet rechnen wir mit einer Bauzeit von anderthalb Jahren.“
Langfristig möchte die Gemeinde Deilingen allen Gebäudeeigentümern einen Anschluss an das Glasfasernetz anbieten können. Dazu müssten aber die Förderrichtlinien verändert werden. Denn ohne eine finanzielle Unterstützung von Bund und Land kann die Gemeinde den Netzausbau nicht stemmen.